
RANDBEMERKUNG: Ihr werdet euch mit dieser Geschichte vielleicht etwas gedulden mĂŒssen, da es ein bisschen dauert bis sie in die GĂ€nge kommt. Viele Bilder wirds Anfangs auch nicht geben weil eben noch nicht viel passiert.
Haltet aber trotzdem durch da der spaĂige Teil auch bald kommen wird

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Kommt alle her, versammelt euch und lasst mich die unglĂŒckliche Geschichte einer Frau namens Susanna erzĂ€hlen.
Sie war, und ich kannâs nicht oft genug betonen WAR, noch bis vor ein paar Tagen eine Bibliothekarin gewesen.
Doch bevor ich tiefer in die Anekdote hineinsteig möchte ich euch noch ein paar kleine Kleinigkeiten ĂŒber unsere tragische Heldin erzĂ€hlen. Susanna war 39 als sie ihre TĂ€tigkeit in der BĂŒcherei begann, natĂŒrlich immernoch weit davon entfernt als âaltâ bezeichnet zu werden und trotzdem erreichte die Frau einen Punkt in ihrem Leben wo ihr Körper anfing mĂŒde zu werden. Ihre einst eleganten Kurven wurden etwas ĂŒppiger, ihre jugendliche Energie verblasste immer weiter und Susi, wie viele sie nannten, nachdem sie ihren anspruchsvollen Beruf als SekretĂ€rin fĂŒr einen spieĂigen GeschĂ€ftsmann an den Nagel gehĂ€ngt hatte, verspĂŒrte das BedĂŒrfnis nach etwas âentspannteremâ zu suchen.
Die Bibliothek war der ideale Platz fĂŒr sie, hauptsĂ€chlich wegen der Stille und Einfachheit die sie dort vorfand.
Durchschnittlich drei Besucher kamen jeden Tag zu ihr. Die BĂŒcherei war nicht wirklich die beliebteste im kleinen StĂ€dtchen. Sie war klein und lag versteckt hinter alten GebĂ€uden die schon von weitem die meiĂten Menschen abschraken. Susanna fand das aber nicht so tragisch und genoss die Stunden die sie dort alleine verbringen konnte, sei es beim Lesen, beim Wandern durch die BĂŒcherregale oder auch bei der gelegentlichen BĂŒroarbeit. Kurz gesagt, das Leben in der BĂŒcherei war einfach und Susanna machte eine gute Arbeit - und doch wurde sie letzte Woche, wegen einer unglĂŒcklichen PechstrĂ€ne, gezwungen zu gehen.
Es war Dienstag Abend, gute 30 Minuten vor dem Feierabend, als Susanne von ihrem Vorgesetzten besucht wurde. Ein freundlicher Mann mit dem Susi von Anfang an gut auskam.
âGuten Abend, Susi!â, rief er mit seiner charakteristischen tiefen Stimme. Die Frau grĂŒĂte zurĂŒck und wartete auf die Neuigkeiten die er mit sich brachte (Da sie schon viele Jahre fĂŒr und mit ihm arbeitete wusste Susanna sofort, dass es um was Wichtiges ging jedesmal wenn er die BĂŒcherei betrat).
âAm Freitagabend wird etwas ganz Aufregendes auf uns zukommen!â
Der Enthusiasmus in seiner Stimme machte sie neugierig. Ohne es zu spannend zu machen kam ihr Chef gleich mal zum Punkt: Ein junger Schriftsteller war auf der Suche nach einem gemĂŒtlichen Ort um sein allererstes Buch vorzustellen - und er wĂ€hlte Susannas Bibliothek als der perfekte Platz fĂŒr eine solche Veranstaltung. In den 6 Jahren die sie dort arbeitete war dies das erste Mal, dass Susi hörte wie jemand wahrhaftiges Interesse fĂŒr die Bibliothek zeigte.
âDas ist ja wunderbar!â, meinte sie fröhlich. Der Mann nickte zustimmend und fing an ihr die Details zu erklĂ€ren.
Geplant war, dass die Buchvorstellung an dem Freitag um 20:00 Uhr stattfinden sollte, also zwei Stunden nach der ĂŒblichen Sperrstunde der BĂŒcherei. Dies bedeutete, dass Susanna nach dem Abendessen zurĂŒckkehren musste um alles aufzusperren und dann dort bleiben um nicht nur anschlieĂend beim AufrĂ€umen zu helfen sondern auch um am Ende die BĂŒcherei wieder zu schlieĂen.
FĂŒr die Frau war das kein Problem da sie es mochte endlich mal etwas Neues, Ungewohntes machen zu dĂŒrfen. Eine BuchprĂ€sentation ist fĂŒr sie immer schon ein magisches Erlebnis gewesen und sie freute sich schon sehr darauf.
Susannas Vorfreude jedoch verwandelte sich kurz darauf aber schnell in Angst nachdem der Chef ihr mitteilte, dass sie dann zusĂ€tzlich noch die Vorstellung moderieren und den Author sowie die GĂ€ste durch den Abeind leiten musste. Anders gesagt: Sie musste Ăffentliches Reden praktizieren, etwas wovor sie schon in ihren Schuljahren fĂŒrchtete. âIch bin leider sehr schlecht darinâ, versuchte sie höflich die Meinung ihres Vorgesetzten zu Ă€ndern. Er aber bestand darauf weil Susanna eine solch âfreudige Persönlichkeit und angenehme Stimmeâ hatte. Geschmeichelt von diesen Worten fĂŒhlte sie sich nun schuldig diese Aufgabe abzulehnen - und so musste sie schlussendlich, wohl oder ĂŒber, nachgeben.
âKeine Sorge, Susi, es wird richtig gut werden. Das wird den Ruf der BĂŒcherei sicher steigern!â
BerĂŒhmte letzte Worte.