Ich hoffe ich kann euch mit dieser neuen Geschichten wieder ein paar feuchtfröhliche Stunden bereiten

Viel SpaĂ!
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âTschĂŒss, Mama!â, riefen Max (7) und Olivia (4) im Chor als deren Mutter, Elisabeth, oder Lisa wie sie von allen genannt wurde, in einem schicken, in rot getunkten, Kleid das Haus verlieĂ um mit ihren Freundinnen den Abend zu verbringen. Lisa warf ihnen ein KĂŒsschen zu und wĂŒnschte Sandra, auch Sandy genannt, viel GlĂŒck fĂŒr die kommenden Stunden. Das immer fröhliche MĂ€dchen hatte sich zur Aufgabe gemacht auf die zwei Geschwister aufzupassen.
âZöger nicht mich anzurufen falls irgendwas sein soll, alles klar?â, rief ihr Lisa zu. Sandy nickte. Darauf verlieĂ die Mutter fröhlich das Haus und fuhr davon. Sandy war etwas nervös, da dies erst das zweite mal war wo sie ĂŒber Max und Olivia wachte. Sie brauchte immer noch Zeit die Kinder nĂ€her kennenzulernen und umgekehrt.
Es gab ein paar unangenehme Wortwechels zwischen den drei ganz zu Beginn des Abends, doch sobald die Kinder anfingen sich in Sandys NĂ€he wohler zu fĂŒhlen fing die Situation an einfacher zu werden. Die Geschwister waren nun deutlich gesprĂ€chiger als am Abend an denen sie zum ersten mal in Sandras kristallblauen Augen blickten.
Sie war ein liebes MĂ€dchen, fleiĂig, immer fĂŒr ihren feinen Character gelobt, sei es von den Eltern als auch von deren Kinder fĂŒr bzw. mit denen sie in der Vergangenheit gearbeitet hatte. Das Babysitten hatte sie wĂ€hrend den Sommerferien nach der zehnten Klasse fĂŒr sich entdeckt. Nun, ein paar Jahre spĂ€ter und mit ihrem Abitur seit zwei Monaten in der Tasche, fĂŒhrte sie diese bescheidene Arbeit weiterhin aus. Es war fĂŒr sie wie ein kleiner Nebenjob. Diesen wollte Sandra noch so lange ausĂŒben bis sie endlich wusste was sie mit ihrer Zukunft anstellen sollte.
âIch möchte gerne Journalistin werdenâ, erzĂ€hlte sie den Kinder als alle drei zu Tisch jeweils einen Glas Milch tranken. Die Geschwister konnten mit dieser Aussage nicht viel anfangen, doch dies machte Sandy nichts aus.
Kurz bevor die Uhr 20:00 schlug wurde der SpaĂ auf den Boden verlegt. Sandy hatte den beiden versprochen mit ihen Lego zu spielen. So saĂen alle drei nun auf einem Teppich inmitten des Wohnzimmers, mit einer groĂen Plastikkiste gefĂŒllt mit bunten Steinen, und versuchten so gut es ging ihre KreativitĂ€t in die GĂ€nge zu bringen. Aus der Box nahm Max ein unvollendetes Konstrukt das gleich mal Sandys Neugier ankurbelte und ihn dann fragte: âWas wird das?â
âEin LKW! Ich arbeite schon seit vier Tagen daran und ich will es endlich zu ende bauen!â
Am klang seiner Stimme konnte die junge Frau gleich erkennen wie groĂ die Begeisterung fĂŒr sein kleines Modell war. Er nahm es gleich in die HĂ€nde und begann fleiĂig wieder darauf rumzubauen.
Olivia hingegen hatte keine Arbeit die sie weiterfĂŒhren musste. Sie blickte mit ihren groĂen Augen zu Sandy hinauf und fragte: âWillst du mir helfen eine Kirche zu bauen?â
Die Babysitterin konnte hier natĂŒrlich nicht nein sagen und so begannen beide durch die Kiste nach geeigneten Klötzen zu grĂŒbeln.
Die beiden kamen aber nicht weit, da deren Produktion kurz im Stillstand gerufen wurde da Olivia mal fĂŒr kleine MĂ€dchen musste.
âEine Pinkelpause könntâ ich auch gebrauchenâ, dachte sich Sandy, hatte es aber nicht eilig. Sie wollte gehen sobald ihre und Olivias architektonische Meisterleistung vollbracht war. In der Zwischenzeit wanderte ihr Blick zu Max rĂŒber, und beobachtete wie er behutsam seinen LKW zusammenbastelte.
âDas sieht sehr gut aus!â, meinte sie. Der Junge schmunzelte.
âSANDRAAA!â, Olivias Stimme stĂŒrmte plötzlich von auĂen ins Wohnzimmer hinein âkommst du um mir die Hose zuzuknöpfen?!â
Sandy tat ihr diesen gefallen. Sie stand auf und ging zu ihr. Das Badezimmer war eines dieser ganz schicken. Es war breit, gerĂ€umig und schön beleuchtet. Ein Raum wo man sich gleich schon beim betreten sauberer fĂŒhlt und wo ein einfacher Toilettengang zu einem magischen Erlebniss wird.
Stichwort Toilettengang, die junge Frau hatte nun die heilige PorzellanschĂŒssel direkt vor ihren Augen und hĂ€tte in dem Augenblick die Möhlichkeit gehabt diese zu benĂŒtzen um endlich den steigenden Druck in ihrem Bauch loszuwerden. Olivia hatte aber andere PlĂ€ne: sobald ihre Hose wieder zugeknöpft war nahm sie Sandys Hand und brachte sie eilig wieder zurĂŒck ins Wohnzimmer.
âNaja, spĂ€ter dannâ, seufzte die junge Frau leise. In der zwischenzeit hatte sich der Boden zu einer GroĂbaustelle entwickelt, mit zahlreichen LegostĂŒcken ĂŒberall auf dem Teppich (und darĂŒber hinaus) verteilt. Vorischtig versuchten die MĂ€dchen jeden einzelnen auszuweichen, doch wie es manchmal passieren kann, wurde Sandra kurz von einer Kleinigkeit abgelenkt und schon stampfte sie mit ihrem FuĂ auf einem Steinchen, ein eher spitzes noch dazu.
âAua!â, rief sie. Ăberrascht vom unangenehmen Stich hob sie instinktiv ihren FuĂ, dabei verlor sie aber ihre Balance. Sandys Gewicht zerrte sie nach hinten und beim versuch Ihren Körper wieder zu stabilisieren stolperte sie unglĂŒcklich ĂŒber Maxâ Fahrzeug und zerstörte es komplett.
Das Kind stieĂ ein verweifeltes Jaulen aus.
âOh nein, Max, es tut mir so leid!â
Die Scham lieĂ Sandys Wangen rot werden. Ihr tollpatschiges Missgeschick war ihr extrem peinlich. Die SchuldgefĂŒhle lieĂen dann auch nicht lange auf sich warten.
âWarum passt du nicht auf!â Max wurde wĂŒtend. TrĂ€nen der Frust brachten seine Augen unter dem warmen Licht des Raumes zum leuchten.
âMax, es tut mir voll leid! Ich bin ausgerutscht!â âIch hasse dich!â Zorning stĂŒrmte der Junge aus dem Raum und sperrte sich dann freiwillig ins Badezimmer ein. Sandy rannte ihm nach und versuchte ihn dann durch die geschlossene TĂŒr zu beruhigen.
âMax, bitte komm wieder raus. Ich werdâ dir helfen einen neuen zu bauen - einen besseren!â
âIch will deine Hilfe nicht!â, schluchzte er.
âKannst du nicht zumindest rauskommen um darĂŒber zu reden?â
âNEIN!â
Max war gereizt, somit beschloss die junge Frau ihn vorĂŒbergehend in Ruhe zu lassen damit er sich beruhigen kann. Mies gelaunt lieĂ sich Sandy aufâs Sofa fallen und wartete.
âDas macht er immerâ, verriet ihr Olivia âSobald er wĂŒtend wird sperrt er sich ins Bad ein und kommt nicht mehr raus!â
âWie langâ bleibt er dann dort?â
âManchmal sehr lange, wenn er sehr wĂŒtend ist.â Die Babysitterin seufzte und begann gleich mal die Tatsache zu bereuen davor das Klo nicht benĂŒtzt zu haben.
âDas kann noch lustig werdenâ dachte sie sich im sarkastischen Ton als ihr wachsendes BedĂŒrfnis unangenehm wurde.
âBauen wir die Kirche weiter?â, fragte Olivia höflich.
Sandy nickte und kniete sich auf den Boden nieder. Beide nahmen ihre Arbeit wieder auf und es dauerte nicht lange bis sie alles andere um (und in) ihnen vergaĂen.
Als die kleine Legostruktur mit ihren WĂ€nden und TĂŒrmchen erfolgreich errichtet wurde fielen Olivia und Sandra in die reale Welt wieder zurĂŒck. Eine knappe Stunde war seit dem unglĂŒcklichen Missgeschick vergangen und Max schien keine Anzeichen zu geben aus dem Zimmer rauskommen zu wollen. Sandy stand auf um nachzusehen ob er noch am Leben war.
Als sie sich aufrichtete plumste ihr auf einmal das ganze Gewicht der Blase in den Schritt.
âAuweia âŠâ grunzte sie besorgt. Olivia hörte die Aussage und wollte ĂŒber deren Grund wissen.
âNichts!â, lĂŒgte Sandy âmeine Knie tun nur ein bisschen weh!â Als dieser Satz gesprochen wurde taumelte sie zur BadezimmertĂŒr rĂŒber und klopfte an: âMax?â
âGeh weg!â, die Laune des Kindes war immer noch trĂŒb.
âMöchtest du nicht endlich rauskommen? Wir könnten etwas Fernsehen.â Sie versuchte ihr bestes, doch der Junge blieb stur. Auf der anderen Seite der TĂŒr begann Sandy ihre Schenkel etwas fester zusammenzupressen. Sie ging zurĂŒck zu Olivia und tĂ€uschte ihr vor alles wĂ€re in Ordnung. Das Kind schien mittlerweile vom Lego gelangweilt zu sein.
âKomm, Olivia, lass uns aufrĂ€umen!â
Das kleine MĂ€dchen gehorchte und beide begannen einen Stein nach dem anderen in die Kiste zurĂŒckzuschmeiĂen. Die stĂ€ndigen Bewegungen halfen Sandys Pipi-Problem nicht. Sie merke immer wider wie sie das GesÀà hin und her wackelte, doch solange Olivia nichts merkte war alles OK. Der jungen Frau wĂ€re es viel zu peinlich gewesen ihre dringenden Sorgen zu gestehen.
Als alles wieder schön sauber war, probierte Sandra erneut Max endlich von seinem Porzellan- und MarmorkĂ€fig rauszubekommen. Wie erwartet aber blieb die TĂŒr weiter verschlossen. Dem Frust hingegeben nahm Sandy schlieĂlich ihr Handy um Lisa anzurufen.
âRufst du Mama an?â, fragte Olivia neugierig. Sandy nickte und ein fieses Grinsen breitete sich auf das Gesicht des kleinen MĂ€dchen aus. Immer wieder schön wenn man weiĂ das der eigene Bruder bald Ărger bekommen wird.
Das Telefonat fand in der KĂŒche statt. Sandys ganzer Oberkörper war ĂŒber den Esstisch gebeugt, gestĂŒtzt von beiden Ellebogen. Ihre Beine waren ĂŒberkreuzt wĂ€hrend Olivia gegenĂŒber saĂ und geduldig wartete, dass ihre Mutter endlich ans Telefon ging - und so tat sie auch.
âHallo, Elisabeth. Entschuldige die Störung!â
âKein Problem, Sandra. Ist alles in Ordnung?â
Sandy fing an ihr die Situation zu erklĂ€ren. Der Babysitterin war das alles sehr peinlich doch Lisa nahm es gottseidank gelassen und meinte nur: âHalb so schlimm, Sandra, zerbrich dir darĂŒber nicht den Kopf, kann ja passieren. Und mach dir keine groĂen Sorgen um Max, irgendwann wird er sicher rauskommen. Bleib einfach enspannt und hab geduld.â âAl - alles klar - dann werdâ ich wartenâ, antwortete Sandy und kicherte nervös.
âMĂŒsstest du etwa aufâs Klo, Sandra?â, kam die Frage Lisa plötzlich in den Sinn. Erschrocken dementierte dies die junge Frau gleich mal. Auch ihr war es Sandy zu unangenehm gewesen die Wahrheit zu erzĂ€hlen.
âAuch nicht Olivia?â Das MĂ€dchen schĂŒttelte den Kopf als sie die Stimme ihrer Mutter aus dem Handy nuscheln hörte.
Sandra wiederholte laut die stumme Antwort und hörte Lisa beruhigt sagen: âNa dann mĂŒssen wir uns ja keine Sorgen machen. Ich werd um elf wieder heimkommen, wir sehen uns dort!â
Der Anruf fand kurz darauf sein Ende, ohne Sandy die Lösung beschert zu haben die sie so sehnlich wĂŒnschte.
Fortsetzung folgt ...