Verhängnisvolle Unaufmerksamkeit

[Oberkommissar]

Es war ein warmer, sonniger Tag, als noch eine der letzten Klausuren anstand. Heute sollte die Klausur in Rechnungswesen gedchrieben werden. Die Pause war rum und wir, eine 11. Klasse, warteten ungeduldig auf unsere Lehrerin. Wieder einmal waren wir - trotz Klausur - eine der letzten Klassen im Flur, bis endlich unsere Lehrerin kam und wir den Raun betreten konnten und wir uns auf unsere Plätze pflanzen konnten. Die Lehrerin erklärte die üblichen Regeln, wie sie bei jeder Klausur gepredigt werden. Darunter, dass während der Klausur niemand zur Toilette dürfe und fragte in die Runde, ob es jemand nötig hätte - wenn ja, solle man jetzt gehen. Ich schaute in die Runde. Niemand meldete sich. Mir fielen aber die Mädchen in der Ecke vorn auf. Sie tuschelten noch still miteinander. Doch eine von ihnen hätte zu diesem Zeitpunkt besser aufgepasst, denn unbemerkt füllt sich ihre Blase unaufhaltsam.

,,Gut, dann geht es jetzt los. Ich teile sie falsch herun aus, lassen Sie die Blätter bitte so liegen - wir fangen gemeinsam an." Mir fiel die Klausur nicht schwer, ich kam also gut zurecht. Während ich in meiner Arbeit vertieft war, dauerte es nicht lange, bis der erste schon abgab. Offensichtlich gehörte er nicht zu jenen, die am fleißigsten gelernt haben. Jetzt erwähnte die Lehrerin, dass ab jetzt wirklich niemand mehr in die Keramikabteilung dürfe, wenn der erste den Raum verlässt. Doch auch hier fühlte sich niemand angesprochen, woraufhin der erste dann auch ging.

Wieder dauerte es nicht lange, bis sich jemand bemerkbar macht. Dieses Mal ein Mädchen, die jetzt schon feststellen musste, dass sie nicht mehr lange ohne einen Besuch auf der Toilette auskommen würde. ,,Darf ich mal bitte zur Toilette gehen?", hörte ich von hinten. ,,Das konnte ja jetzt auch nur von ihr kommen", dachte ich mir, mit dem Gedanken, dass sie jetzt ein deftiges Problemchen hat. Wie zu erwarten sagte die Lehrerin das, worauf ich gewartet habe: Erst, wer die Klausur abgegeben hat, darf gehen. Dies quittierte sie mit einem leisen murmeln und versuchte, weiterzuarbeiten. Wie ich im Nachhinein von ihr erfuhr, hatte sie zu diesem Zeitpunkt gerade einmal die zweite Aufgabe gelöst und war damit noch nicht sehr weit, auch, wenn eine Aufgabe weit mehr als eine Frage beinhaltet.

Es vergeht etwas Zeit. Aber nur etwas. Ihre Blase war nun prall gefüllt und Arbeiten war längst unmöglich geworden. Sie funkte erneut dazwischen und gab dann ab und verließ den Raum im Eiltempo. Ich sah, wie zappelig sie lief, als würde es gleich aus ihr herausschießen. Die Verzweiflung stand ihr ins Gesicht geschrieben und die Tür schloss sich. Was danach geschah, darüber kann man nur spekulieren. Zu gerne hätte ich es gesehen, wie sie hektisch vor der Toilette versucht, in letzter Minute ihren Slip und ihre Jeans herunterzubekommen. Ob da noch alles trocken war? Als sie sich wieder zurückschlich, entschuldigte sich die Lehrerin dafür, aber sie habe sogar extra daran erinnert. Sie fragte noch, ob sie ein ärztliches Attest hätte, was sie verneinte. Hatte sie etwa ihre Periode, was die Lage womöglich zusätzlich beungünstigt hat? Speziell danach gefragt hatte ich sie jedoch nicht.

Später wartete sie draußen vor der Tür auf jemand. Da ich dann feetig war, traf ich sie dort an und wartete mit ihr, während sie mir erzählte, wie dringend es war und dass sie nur zwei Aufgaben gelöst hatte. Letzten Endes war es dann eben die 5. Tja, so kann's gehen...

[the ghost]

Wer auf Draht ist, bringt sich so etwas mit:

Ente.jpg

(Die Geräusche könnten die anderen bei der Konzentration stören )

[JrgF]

Das wäre sicherlich eine Lösung gewesen, aber die Regeln bei einer Klausur bezüglich Toilettengang sind ja wirklich nicht unbekannt und werden sich wohl auch nicht überraschend ändern. Eigentlich muss das Lehrpersonal dazu kein weiteres Wort verlieren, der Hinweis vor der Klausur ist als wohlgemeinte letzte Chance zu verstehen, den eigenen Blasendruck kritisch zu bewerten.
Für das Mädchen war der Druck auf der Blase natürlich äußerst kontraproduktiv, aber es kann ja auch nicht sein, dass nun ein Lehrer während der Klausur mit einem Pisseimer ständig die Reihen abläuft.
Das Mädchen hätte noch die Entscheidungsmöglichkeit gehabt, ob durch Einpissen ihre Konzentration wieder soweit hergestellt werden könnte, um ihren Notenschnitt zumindest zu verbessern, da sie ja wusste, dass sie zeitlich sehr hinten dran war.
Meine Freundin meinte scherzhalber, wenn sie nur ein Bikinihöschen angehabt hätte, hätte sie es vermutlich in dieser Situation einfach laufen lassen.

[Benutzer 9430 gelöscht]

(Die Geräusche könnten die anderen bei der Konzentration stören )

Abgesehen davon wird sich eine schöne Duftwolke durchs Klassenzimmer ihre Wege suchen