Ich werde ab und an gefragt, wie ich meine schüchterne Blase überwunden hätte und dachte mir ich trage meine Antworten mal zusammen, so dass interessierte daran teilhaben können. Würde mich freuen, wenn ihr Tipps oder Anregungen habt, dass ihr die als Kommentare dazuschreibt. Es kommt doch häufig vor, dass Männer erst neben mir ans Urinal gehen, um dann 30sek später mit hochrotem Kopf doch in eine Kabine gehen. Das muss nicht sein.
Schüchterne Blase, im Fachjargon "Paruresis" genannt, ist ne Kopfsache. Kann man, je nachdem wie stark ausgeprägt, auch überwinden.
Manche Männer können gar nicht auf öffentliche oder gemeinschaftliche Klos gehen, weil ihnen allein der Gedanke, es könnte jemand reinkommen und sie auf der Toilette hören. In Japan machen vielerorts die Herren erst den Wasserhahn an und lassen laufen, während sie aufs Klo gehen, um die Lockerung des Blasenschließmuskels akustisch zu triggern; so wie viele von uns erst mal pissen müssen, wenn sie in die Dusche steigen. Zwecks Wassersparmaßnahmen sind viele Betreiber öffentlicher Toiletten dazu übergegangen Wasserrauschen durch Lautsprecher einzuspielen.
Das aber nur als Beispiel.
Ich hab da einiges probiert;
- Abwechselndes zusammenkneifen und aktives Entspannen des Schließmuskels am Darmausgang ist eine 'Lockerungsübung', aber das sieht am Urinal neben 5 anderen Kerlen womöglich seltsam aus. Ich würd das eher denen empfehlen, die selbst in ner geschlossenen Kabine der Überwindung bedürfen.
- Stummes herunterzählen von 15 bis 0, während man ganz starr vor sich auf die Wand blickt, oder die Werbeanzeige liest. Das hilft auf jeden Fall sich von seiner Blockade abzulenken.
- Durchatmen und sich klarmachen: es gibt keine Maximaldauer am Pissoir. Jeder kann so wenig oder soviel Zeit in Anspruch nehmen, wie nötig. Und wenn du da ne Minute stehst und es kommt kein Tropfen, so sehr du auch drückst. Na und? Lass die anderen gucken oder auch nicht. In meiner Erfahrung sind Männer am Urinal ohnehin mit sichselbst oder ganz anderen Dingen beschäftigt, als dass sie darauf wert legen würden, was einer neben ihnen tut, oder wie lang er braucht. Dann zähl ich halt 10 mal von 15 runter und les 20mal die Werbeanzeige. Außer mir und möglicherweise denen, die mich draußen zurück erwarten, stört es keinen.
- Was mir dauerhaft geholfen hat, war ein Kumpel, dem ich mich anvertraut hatte und der, nachdem er mich anfänglich ausgelacht hatte, mir geholfen hat. Wir haben viel zusammen getrunken, gefeiert und auch gepisst. Wenn er merkte, dass ich mich schon krümmte, ohne dass bei mir irgendwas lief, hat er mich oft abgelenkt: "was treibste denn morgen noch so? Irgendwelche Pläne für's Wochenende?", so dass ich gar nicht mehr zählen brauchte. Er stand auch geduldig neben mir, oder hat sich ohne Mucken auch getrollt, wenn ich allein sein wollte. Viele nennen so jemanden pee-buddy. Klingt homosexueller als es ist. Aber auch da gibt's ja für alles Liebhaber.
Wenn ihr nach dem Fachbegriff sucht, findet ihr andere Foren, die sich explizit mit dem Thema beschäftigen, sowie Leute, die sich als 'pee-buddys' anbieten würden, falls ihr euch niemandem aus eurem Bekanntenkreis anvertrauen möchtet.
Hoffe ich konnte helfen.