Mein "Coming-Out"
Verfasst: 19 Sep 2024, 00:32
Diejenigen, die mich besser kennen, kennen meine Geschichte schon ein wenig. Das, was ich jetzt schreibe, liegt lange, ja schon sehr lange zurück...
Für die meisten hier wird das nicht wirklich verständlich sein, glaube ich, es ist einfach zu harmlos. Aber es erklärt so vieles an meiner heutigen Einstellung zu dem Thema hier und irgendwie ist mir gerade danach, das niederzuschreiben.
Lange bevor ich begann, mich auch für andere zu interessieren, beschäftigte ich mich mit mir selbst und das hatte Gründe.
Denn all das kann man nur im Kontext verstehen und ich selbst habe lange Jahre gebraucht, bis mir die Zusammenhänge wirklich klar wurden.
Also los!
Ich war 7 Jahre alt, als ich ein für mich prägendes Erlebnis hatte. Wir waren in einem Restaurant und ich musste auf Toilette. Meine Mutter zufällig auch und so gingen wir gemeinsam.
Ich war natürlich schon alt genug für eine eigene Kabine und ich dachte mir nichts dabei und begann, groß zu machen. Meine Mutter pinkelte zwar nur, aber sie wartete auf mich im Vorraum. Dort tadelte sie mich, zumindest empfand ich es so. Sie sagte sinngemäß, dass man sowas eigentlich nur zuhause macht und dass ja auf öffentlichen Toiletten alles so schmutzig wäre und ob ich nicht bis nach Hause hätte warten können.
Als es mir mal nicht so gut ging und ich in der Grundschule groß machen musste, so ca. 1 Jahr später, passierte das gleiche. Naiv wie ich war, erzählte ich ihr davon und wieder sagte sie, dass das ja bestimmt nur eine Ausnahme war und dass das ja nicht angenehm wäre auf solchen Toiletten.
Danach war jahrelang Ruhe. Weil ich ihre Ansichten selbst verinnerlichte. Fremde Toiletten waren für den Stuhlgang völlig tabu für mich. Weder bei Freunden, noch im Sportverein, im Schwimmbad oder sonstwo wäre ich jemals wieder auf die Idee gekommen, "groß" zu machen. Selbst im Landschulheim, das 3 Tage ging, wartete ich bis nach Hause. Ich war eine Meisterin im Einhalten, mein Körper gehorchte mir.
So ging es viele Jahre. Anders als heute musste ich niemals morgens. Meist kam es nach der Schule oder irgendwann nachmittags. Ich hatte auch so gut wie nie Verdauungsbeschwerden. Aber ich war natürlich auch ein Fleischkind, wir aßen damals sehr ballaststoffarm. Es kam eins zum anderen.
Bis ich 16 war. Es war Herbst geworden, ich war größer, reifer, selbständiger, hatte häufiger Mittagsschule und musste dann öfter mal den Bus in der Stadt nehmen, auf dem Weg lag die Stadtbücherei und ich war eh eine Leseratte. Ich fühlte mich dort wohl, es war ein recht altes Gebäude, es war eng, roch nach altem Papier.
Wenn man drin bei den Romanen stand, war gegenüber eine Tür. Darauf zwei Symbole. Ich bin niemals davor durch diese Tür gegangen. Denn ich ahnte, was mich dort erwartete. Es war wie ein verbotener Ort...
Die Jahre davor habe ich diese Tür nicht mal wahrgenommen. Aber jetzt schon. Ich verstand nicht wirklich warum. Aber ich blickte, während ich stöberte, immer mal wieder dort hin. Auch ging nie jemand durch diese Tür. Um diese Zeit war meist nicht viel los.
Mehrere Wochen ging das so. Und in meinem Kopf reifte ein Entschluss. Aber das spürte ich in diesem Moment noch nicht wirklich.
Irgendwann traute ich mich und ging da durch. Zu meiner Überraschung landete ich im Treppenhaus, wie gesagt, altes Gebäude, mit dicken Wänden. Dann wieder ein Schild. Dieses Mal nur mit einem Symbol, die andere Tür führte zu den Männern.
Ich ging hinein. Ein Vorraum mit Waschbecken. Dahinter zwei Türen. Alles war richtig, richtig alt. Ich öffnete eine der Kabinen, die Tür war schwer. Ich blickte auf das Fenster und dann auf den "verbotenen" Ort. Ein ganz altes Stand-WC, strahlend weiß, mit einer klobigen, schwarzen Brille aus fast schon sprödem Plastik. Dahinter ein großes Fenster mit einer Milchglasscheibe und einem dicken Drehgriff. Da stand ich nun. Ich schloss die Tür und schaute mich nochmal um. Schaute ins WC hinein. Es war viel höher als zuhause. Es hatte eine Auffangschale und einen Druckspüler. Dann nahm ich Papier und wischte die Brille ab. Hatte Mama nicht doch recht? Die vielen Menschen, die hier schon saßen, die vielen Krankheitserreger? Zögernd öffnete ich meine Hose und setzte mich langsam. "Hui, war die Brille kalt!" Erst passierte gar nichts. Dann irgendwann zischelte es unter mir und tropfte abwechselnd gegen das Porzellan und ins Wasser ganz vorne. "Huch, war das laut!"
Während ich pinkelte, änderte ich meine Position, ich war mir nicht sicher, ob das nicht doch zu hören war und ich war ja nur im Geheimen hier!
Dann zupfte ich Klopapier ab und tupfte mich trocken. Ich wurde ein bisschen hektisch, weil ich mich irgendwie ertappt fühlte, weil ich Angst hatte, dass es doch jemand mitbekommen würde. Ja, ich hatte nur bisschen gepinkelt, aber das war ja nur die Vorbereitung...
Ohne Händewaschen verließ ich den Raum. Die Tür zur Bibliothek öffnete ich schnell und leise und huschte hindurch. "Klack", fiel sie hinter mir ins Schloss. Ich erschrak ein wenig.
"So war es also hier", dachte ich. Meine Beine fühlten sich etwas wackelig an, die Bücher, die ich danach noch überflog, bekam ich gar nicht richtig mit.
Im Bus nach Hause dachte ich: "und wenn ich...und wenn ich es tatsächlich mal dort mache???"
2 Wochen später war wieder ein solcher Nachmittag. Inzwischen war es richtig Herbst geworden, es muss nach der 8. Schulstunde gewesen sein, als ich mich alleine auf den Weg zur Bücherei machte. Meine Ausleihfrist war noch nicht abgelaufen, ich wollte nicht wegen der Bücher dort hin. Ich spürte seit dem Ende der Mittagspause, dass mein Darm voll war. Aber das war kein Problem, er würde zuverlässig bis nach Hause warten, bis er dran war.
Je näher ich der Bücherei kam, umso deutlicher spürte ich ihn.
Ich ging hinein, schloss meine Sachen im Schließfach ab, huschte am Empfang vorbei und nahm mir ein Alibi-Buch und setzte mich in eine der Leseecken. Mit direktem Blick zur verbotenen Tür. Meine Hände waren feucht. Denn ich wusste, dass ich wieder dort hin wollte. Es war nicht mehr komplett unbekannt, aber der Schritt immer noch so groß, dass ich bereits jetzt aufgeregt war. Ich wusste nicht, ob ich wirklich...
Aber ich ahnte, dass ich bereit war. Ich nahm von den Worten in meinem Buch nichts wahr. Es war nur dazu da, um mir noch etwas Zeit zu geben und die Tür zu beobachten. Ich musste für mein Vorhaben unbedingt alleine sein!
Nach ca. 5 min legte ich das Buch zur Seite, schaute mich um: In meiner Umgebung war niemand sonst. Also los: Schnell durch die Tür. Auf der Gegenseite hielt ich sie ein wenig, damit sie nicht zu laut ins Schloss fiel. Dann ging ich ins Damen-WC. "Meine" Kabine stand bisschen offen. Niemand da. Ich ging hinein und schloss die Tür. Hinter mir stand das Fenster auf kipp, kühle Luft kam herein. Gleichzeitig bollerte die Heizung, die unter dem Fenster hervorlugte, auf Hochtouren. Im Raum war es kalt und warm zugleich. Es roch nach feuchtem, billigem Papier. Dann stand ich da. Angezogen, hinter der geschlossenen Tür. Wie angewurzelt. Ich spürte, wie mein Herz pochte. Gleichzeitig hatte mein Darm registriert, dass er nicht mehr auf "Einhalten" programmiert war. Es drückte sachte gegen meinen Schließmuskel. Dann kam mir der Gedanke: "Je länger Du hier stehst, umso größer die Gefahr, erwischt zu werden."
Ja, ich fühlte mich genau so: Wie wenn ich etwas Verbotenes tue, an einem verbotenen Ort bin und unanständig bin.
Dann wischte ich wieder die Brille ab und öffnete meine Jeans. Wie in Trance streifte ich sie herunter, mitsamt dem Slip und ließ mich langsam auf die Brille fallen. Die Beine baumelten fast in der Luft, wenn ich mich komplett auf das WC setzte. Aber nein, ich war kein Kind mehr. Ich arbeitete an meiner Befreiung.
"Soll ich?" "Soll ich wirklich?!"
Immer wieder, wie beim Blümchenzupfen traf ich eine neue Entscheidung. Bis mein Po mir die letzten Zweifel nahm. Er begann zu schieben. "Pfft" machte es und ein wenig Luft entwich mir. "Ich...", "ich...", rief mir meine innere Stimme zu. Und ich wusste nicht, ob der Satz mit "...kann das nicht" oder eher mit "... will jetzt hier meinen Stinki machen!" enden sollte.
Aber dann ließ ich los. Zum ersten Mal seit der Grundschule saß ich auf einer fremden, öffentlichen Toilette und begann, ganz langsam, groß zu machen. Ich spürte, wie mein Po sich öffnete und ich instinktiv ein kurz gestoßenes "Ah!" herausließ während mein Schließmuskel nachgab. Nun gab es kein Zurück mehr. Das erste Stück gleitete langsam hinaus und nun trieb mein Darm seine Befreiung voran. Jetzt gab es kein Halten mehr. Ich spürte, wie die erste Wurst immer länger wurde und wie sie dann gegen das Porzellan des Flachspülers drückte und kurz darauf abbrach und zur Seite fiel. Ich schaute von oben zwischen meine Beine hindurch und konnte die Bescherung fast komplett betrachten. Aber die Wurst war nur abgebrochen, das nächste Stück schob sofort hinterher und mit einem leisen Ausatmen ließ ich es in die Schüssel gleiten. Nun vermischte sich die Umgebungsluft mit meinem Geruch. Ich hatte es tatsächlich getan! Zwei große Würste lagen unter mir. Mein Herz klopfte wie wild, ich schwitzte. Ich war noch nicht fertig. Der zweite Schub ließ nicht lange auf sich warten und die nächsten Stücke legten sich über die bereits vorhandenen. Ich spürte, wie gut es tat. Es war mehr als die körperliche Befreiung. Ich tat zwar etwas Verbotenes, aber ich tat es mit Genuss. Wieder schaute ich zwischen meine Beine und dem dichten, schwarzen Schamhaar ins Klo unter mir. Wie als Bestätigung, was ich da tatsächlich getan hatte.
Aber ich fühlte mich befreit.
Dann wurde ich hektisch. Ich wischte mich viel zu schnell ab, zog die Hose hoch, spülte so kurz und leise ich konnte und beobachtete, wie alles in Wasser gespült wurde und verschwand.
"Puh, zum Glück gehen die Spuren mit weg", dachte ich, weil ich wollte diese Bürste nicht anfassen. Noch war ich in den gedanklichen Fängen meiner Mutter, aber ich hatte auch einen ersten Schritt aus ihnen heraus gemacht. Aber von Genuss war nun keine Spur mehr. Jetzt plötzlich fühlte es sich falsch an. Verdorben. Unartig. Schmutzig. Ich hatte das Schmutzigste, was mein Körper tun konnte, hier in der Öffentlichkeit getan. Fast ungeschützt. Schnell weg hier. Nur schnell weg.
Alibimäßig hielt ich die Hände unters Wasser, der ganze Raum roch nach mir. "Raus hier. Bitte, bitte, lass jetzt niemanden hier reinkommen! Bitte!"
Im Spiegel konnte ich mich nicht anschauen, weil ich mir selbst nicht in die Augen schauen wollte und schon gar nicht sehen wollte, wie rot ich war, wie verschwitzt. Ich strich mir ein paar Mal die Haare aus der Stirn, aber die klebten fast.
Wie nach dem Sport fühlte ich mich. Ich ging durch beide Türen und zurück zu meinem Buch. Ich stellte es wieder ins Regal, ging mit einem leisen Gruß und einem ganz flüchtigen Blick am Empfang vorbei zu den Schließfächern, kramte Jacke und Rucksack heraus und verließ den Ort des Geschehens eigentlich viel zu offensichtlich. Die kalte Herbstluft strömte in mein heißes, feuchtes Gesicht. Zum Bus waren es vielleicht 200m. Ich bin sie fast gerannt. Erst als ich dort warten musste, kam ich ein wenig zur Ruhe. An die Fahrt nach Hause erinnere ich mich kaum noch. Ich war voller widersprüchlicher Gefühle.
Zuhause versuchte ich so normal wie möglich zu sein, verschwand bald im Bad und hatte das Bedürfnis, mich nochmal mit richtigem Papier sauber zu machen. Mein Blick fiel auf meinen Slip. Er hatte einen Fleck. Und ich wusste sofort, dass es keine Pipispuren waren.
Ende.
Für die meisten hier wird das nicht wirklich verständlich sein, glaube ich, es ist einfach zu harmlos. Aber es erklärt so vieles an meiner heutigen Einstellung zu dem Thema hier und irgendwie ist mir gerade danach, das niederzuschreiben.
Lange bevor ich begann, mich auch für andere zu interessieren, beschäftigte ich mich mit mir selbst und das hatte Gründe.
Denn all das kann man nur im Kontext verstehen und ich selbst habe lange Jahre gebraucht, bis mir die Zusammenhänge wirklich klar wurden.
Also los!
Ich war 7 Jahre alt, als ich ein für mich prägendes Erlebnis hatte. Wir waren in einem Restaurant und ich musste auf Toilette. Meine Mutter zufällig auch und so gingen wir gemeinsam.
Ich war natürlich schon alt genug für eine eigene Kabine und ich dachte mir nichts dabei und begann, groß zu machen. Meine Mutter pinkelte zwar nur, aber sie wartete auf mich im Vorraum. Dort tadelte sie mich, zumindest empfand ich es so. Sie sagte sinngemäß, dass man sowas eigentlich nur zuhause macht und dass ja auf öffentlichen Toiletten alles so schmutzig wäre und ob ich nicht bis nach Hause hätte warten können.
Als es mir mal nicht so gut ging und ich in der Grundschule groß machen musste, so ca. 1 Jahr später, passierte das gleiche. Naiv wie ich war, erzählte ich ihr davon und wieder sagte sie, dass das ja bestimmt nur eine Ausnahme war und dass das ja nicht angenehm wäre auf solchen Toiletten.
Danach war jahrelang Ruhe. Weil ich ihre Ansichten selbst verinnerlichte. Fremde Toiletten waren für den Stuhlgang völlig tabu für mich. Weder bei Freunden, noch im Sportverein, im Schwimmbad oder sonstwo wäre ich jemals wieder auf die Idee gekommen, "groß" zu machen. Selbst im Landschulheim, das 3 Tage ging, wartete ich bis nach Hause. Ich war eine Meisterin im Einhalten, mein Körper gehorchte mir.
So ging es viele Jahre. Anders als heute musste ich niemals morgens. Meist kam es nach der Schule oder irgendwann nachmittags. Ich hatte auch so gut wie nie Verdauungsbeschwerden. Aber ich war natürlich auch ein Fleischkind, wir aßen damals sehr ballaststoffarm. Es kam eins zum anderen.
Bis ich 16 war. Es war Herbst geworden, ich war größer, reifer, selbständiger, hatte häufiger Mittagsschule und musste dann öfter mal den Bus in der Stadt nehmen, auf dem Weg lag die Stadtbücherei und ich war eh eine Leseratte. Ich fühlte mich dort wohl, es war ein recht altes Gebäude, es war eng, roch nach altem Papier.
Wenn man drin bei den Romanen stand, war gegenüber eine Tür. Darauf zwei Symbole. Ich bin niemals davor durch diese Tür gegangen. Denn ich ahnte, was mich dort erwartete. Es war wie ein verbotener Ort...
Die Jahre davor habe ich diese Tür nicht mal wahrgenommen. Aber jetzt schon. Ich verstand nicht wirklich warum. Aber ich blickte, während ich stöberte, immer mal wieder dort hin. Auch ging nie jemand durch diese Tür. Um diese Zeit war meist nicht viel los.
Mehrere Wochen ging das so. Und in meinem Kopf reifte ein Entschluss. Aber das spürte ich in diesem Moment noch nicht wirklich.
Irgendwann traute ich mich und ging da durch. Zu meiner Überraschung landete ich im Treppenhaus, wie gesagt, altes Gebäude, mit dicken Wänden. Dann wieder ein Schild. Dieses Mal nur mit einem Symbol, die andere Tür führte zu den Männern.
Ich ging hinein. Ein Vorraum mit Waschbecken. Dahinter zwei Türen. Alles war richtig, richtig alt. Ich öffnete eine der Kabinen, die Tür war schwer. Ich blickte auf das Fenster und dann auf den "verbotenen" Ort. Ein ganz altes Stand-WC, strahlend weiß, mit einer klobigen, schwarzen Brille aus fast schon sprödem Plastik. Dahinter ein großes Fenster mit einer Milchglasscheibe und einem dicken Drehgriff. Da stand ich nun. Ich schloss die Tür und schaute mich nochmal um. Schaute ins WC hinein. Es war viel höher als zuhause. Es hatte eine Auffangschale und einen Druckspüler. Dann nahm ich Papier und wischte die Brille ab. Hatte Mama nicht doch recht? Die vielen Menschen, die hier schon saßen, die vielen Krankheitserreger? Zögernd öffnete ich meine Hose und setzte mich langsam. "Hui, war die Brille kalt!" Erst passierte gar nichts. Dann irgendwann zischelte es unter mir und tropfte abwechselnd gegen das Porzellan und ins Wasser ganz vorne. "Huch, war das laut!"
Während ich pinkelte, änderte ich meine Position, ich war mir nicht sicher, ob das nicht doch zu hören war und ich war ja nur im Geheimen hier!
Dann zupfte ich Klopapier ab und tupfte mich trocken. Ich wurde ein bisschen hektisch, weil ich mich irgendwie ertappt fühlte, weil ich Angst hatte, dass es doch jemand mitbekommen würde. Ja, ich hatte nur bisschen gepinkelt, aber das war ja nur die Vorbereitung...
Ohne Händewaschen verließ ich den Raum. Die Tür zur Bibliothek öffnete ich schnell und leise und huschte hindurch. "Klack", fiel sie hinter mir ins Schloss. Ich erschrak ein wenig.
"So war es also hier", dachte ich. Meine Beine fühlten sich etwas wackelig an, die Bücher, die ich danach noch überflog, bekam ich gar nicht richtig mit.
Im Bus nach Hause dachte ich: "und wenn ich...und wenn ich es tatsächlich mal dort mache???"
2 Wochen später war wieder ein solcher Nachmittag. Inzwischen war es richtig Herbst geworden, es muss nach der 8. Schulstunde gewesen sein, als ich mich alleine auf den Weg zur Bücherei machte. Meine Ausleihfrist war noch nicht abgelaufen, ich wollte nicht wegen der Bücher dort hin. Ich spürte seit dem Ende der Mittagspause, dass mein Darm voll war. Aber das war kein Problem, er würde zuverlässig bis nach Hause warten, bis er dran war.
Je näher ich der Bücherei kam, umso deutlicher spürte ich ihn.
Ich ging hinein, schloss meine Sachen im Schließfach ab, huschte am Empfang vorbei und nahm mir ein Alibi-Buch und setzte mich in eine der Leseecken. Mit direktem Blick zur verbotenen Tür. Meine Hände waren feucht. Denn ich wusste, dass ich wieder dort hin wollte. Es war nicht mehr komplett unbekannt, aber der Schritt immer noch so groß, dass ich bereits jetzt aufgeregt war. Ich wusste nicht, ob ich wirklich...
Aber ich ahnte, dass ich bereit war. Ich nahm von den Worten in meinem Buch nichts wahr. Es war nur dazu da, um mir noch etwas Zeit zu geben und die Tür zu beobachten. Ich musste für mein Vorhaben unbedingt alleine sein!
Nach ca. 5 min legte ich das Buch zur Seite, schaute mich um: In meiner Umgebung war niemand sonst. Also los: Schnell durch die Tür. Auf der Gegenseite hielt ich sie ein wenig, damit sie nicht zu laut ins Schloss fiel. Dann ging ich ins Damen-WC. "Meine" Kabine stand bisschen offen. Niemand da. Ich ging hinein und schloss die Tür. Hinter mir stand das Fenster auf kipp, kühle Luft kam herein. Gleichzeitig bollerte die Heizung, die unter dem Fenster hervorlugte, auf Hochtouren. Im Raum war es kalt und warm zugleich. Es roch nach feuchtem, billigem Papier. Dann stand ich da. Angezogen, hinter der geschlossenen Tür. Wie angewurzelt. Ich spürte, wie mein Herz pochte. Gleichzeitig hatte mein Darm registriert, dass er nicht mehr auf "Einhalten" programmiert war. Es drückte sachte gegen meinen Schließmuskel. Dann kam mir der Gedanke: "Je länger Du hier stehst, umso größer die Gefahr, erwischt zu werden."
Ja, ich fühlte mich genau so: Wie wenn ich etwas Verbotenes tue, an einem verbotenen Ort bin und unanständig bin.
Dann wischte ich wieder die Brille ab und öffnete meine Jeans. Wie in Trance streifte ich sie herunter, mitsamt dem Slip und ließ mich langsam auf die Brille fallen. Die Beine baumelten fast in der Luft, wenn ich mich komplett auf das WC setzte. Aber nein, ich war kein Kind mehr. Ich arbeitete an meiner Befreiung.
"Soll ich?" "Soll ich wirklich?!"
Immer wieder, wie beim Blümchenzupfen traf ich eine neue Entscheidung. Bis mein Po mir die letzten Zweifel nahm. Er begann zu schieben. "Pfft" machte es und ein wenig Luft entwich mir. "Ich...", "ich...", rief mir meine innere Stimme zu. Und ich wusste nicht, ob der Satz mit "...kann das nicht" oder eher mit "... will jetzt hier meinen Stinki machen!" enden sollte.
Aber dann ließ ich los. Zum ersten Mal seit der Grundschule saß ich auf einer fremden, öffentlichen Toilette und begann, ganz langsam, groß zu machen. Ich spürte, wie mein Po sich öffnete und ich instinktiv ein kurz gestoßenes "Ah!" herausließ während mein Schließmuskel nachgab. Nun gab es kein Zurück mehr. Das erste Stück gleitete langsam hinaus und nun trieb mein Darm seine Befreiung voran. Jetzt gab es kein Halten mehr. Ich spürte, wie die erste Wurst immer länger wurde und wie sie dann gegen das Porzellan des Flachspülers drückte und kurz darauf abbrach und zur Seite fiel. Ich schaute von oben zwischen meine Beine hindurch und konnte die Bescherung fast komplett betrachten. Aber die Wurst war nur abgebrochen, das nächste Stück schob sofort hinterher und mit einem leisen Ausatmen ließ ich es in die Schüssel gleiten. Nun vermischte sich die Umgebungsluft mit meinem Geruch. Ich hatte es tatsächlich getan! Zwei große Würste lagen unter mir. Mein Herz klopfte wie wild, ich schwitzte. Ich war noch nicht fertig. Der zweite Schub ließ nicht lange auf sich warten und die nächsten Stücke legten sich über die bereits vorhandenen. Ich spürte, wie gut es tat. Es war mehr als die körperliche Befreiung. Ich tat zwar etwas Verbotenes, aber ich tat es mit Genuss. Wieder schaute ich zwischen meine Beine und dem dichten, schwarzen Schamhaar ins Klo unter mir. Wie als Bestätigung, was ich da tatsächlich getan hatte.
Aber ich fühlte mich befreit.
Dann wurde ich hektisch. Ich wischte mich viel zu schnell ab, zog die Hose hoch, spülte so kurz und leise ich konnte und beobachtete, wie alles in Wasser gespült wurde und verschwand.
"Puh, zum Glück gehen die Spuren mit weg", dachte ich, weil ich wollte diese Bürste nicht anfassen. Noch war ich in den gedanklichen Fängen meiner Mutter, aber ich hatte auch einen ersten Schritt aus ihnen heraus gemacht. Aber von Genuss war nun keine Spur mehr. Jetzt plötzlich fühlte es sich falsch an. Verdorben. Unartig. Schmutzig. Ich hatte das Schmutzigste, was mein Körper tun konnte, hier in der Öffentlichkeit getan. Fast ungeschützt. Schnell weg hier. Nur schnell weg.
Alibimäßig hielt ich die Hände unters Wasser, der ganze Raum roch nach mir. "Raus hier. Bitte, bitte, lass jetzt niemanden hier reinkommen! Bitte!"
Im Spiegel konnte ich mich nicht anschauen, weil ich mir selbst nicht in die Augen schauen wollte und schon gar nicht sehen wollte, wie rot ich war, wie verschwitzt. Ich strich mir ein paar Mal die Haare aus der Stirn, aber die klebten fast.
Wie nach dem Sport fühlte ich mich. Ich ging durch beide Türen und zurück zu meinem Buch. Ich stellte es wieder ins Regal, ging mit einem leisen Gruß und einem ganz flüchtigen Blick am Empfang vorbei zu den Schließfächern, kramte Jacke und Rucksack heraus und verließ den Ort des Geschehens eigentlich viel zu offensichtlich. Die kalte Herbstluft strömte in mein heißes, feuchtes Gesicht. Zum Bus waren es vielleicht 200m. Ich bin sie fast gerannt. Erst als ich dort warten musste, kam ich ein wenig zur Ruhe. An die Fahrt nach Hause erinnere ich mich kaum noch. Ich war voller widersprüchlicher Gefühle.
Zuhause versuchte ich so normal wie möglich zu sein, verschwand bald im Bad und hatte das Bedürfnis, mich nochmal mit richtigem Papier sauber zu machen. Mein Blick fiel auf meinen Slip. Er hatte einen Fleck. Und ich wusste sofort, dass es keine Pipispuren waren.
Ende.