Und da muss "DER" jetzt auch noch überholen. Es ging leicht bergauf. Mein Truck hielt per Tempomat seine 85, und mein Nebendran musste wohl mit aller Gewalt jetzt ein Elefantenrennen starten.
Maschine und Hänger, ebenfalls, wie ich, mit Abrollcontainer bestückt, erkannte ich an den blauen Kranverladungsschlaufen, die oben herausguckten, daß auch er jene Bigbags mit asbesthaltigen Dachabfällen geladen hatte, und wahrscheinlich zur gleichen Deponie wollte, wie ich.
Da ich nicht zu diesen Spinnern gehöre, wegen ein paar Sekunden eines imaginären Zeitgewinns zwei Autobahnspuren dichtzumachen, verringerte ich kurz meine Gechwindigkeit, damit "er" vorbeikonnte.
Als unsere Fahrerhäuser nebeneinander waren, schaute ich kurz rüber und erkannte wegen des wild spritzenden Fahr- und Regenwassers nur schemenhaft eine Gestalt, die eine etwas merkwürdige Sitzposition eingenommen hatte.
Dann war der Zug auch schon vorbei, scherte vor mir ein, Blinker linksrechtslinksrechtslinksrechts...hey, wie oft denn noch...? Einmal reicht doch zum Dankesagen...
Sollte wohl vielenvielenvielen Dank heißen ...oder...
Schneller war er deswegen jetzt nicht. Wir verließen quasi gleichzeitig die BAB, und kamen gleichzeitig auf der zweispurigen Straße an die Ampel, von der es dann links ab zur Deponie ging. Nach dem Abbiegen wurde die Straße dann einspurig.
"Er" stand an der roten Ampel auf der linken Spur ( ist ""kürzer"" beim Linksabbiegen, lol...). Ich stand neben ihm, erkannte jetzt, dass es eine "Sie" war. Sie saß da, mit einer Art Hohlkreuz, den Kopf in den Nacken und die Hände krampfhaft am Lenkrad. Die Ampel wurde grün, ich wartete, hupte kurz, sie sah rüber, ich deutete auf die Ampel, und sie fuhr los.
Wieder die vielen Blinker linksrechts...dann kamen wir aufs Deponiegelände, wurden gewogen, sie fuhr los, und der Wiegemeister sagte noch zu mir:" Die Radlader werden heute wohl mehr ziehen, als zuschütten..."
In der Tat, der Boden war abseits der asphaltierten Wege aufgeweicht, und wir Asbester mussten in den"Zweiten Stock". Serpentinen hochfahren, und das bei dieser Nässe.
Ich hielt bewußt einen großen Abstand, und der Truck vor mir kam auch relativ gut voran, nur das letzte Stück, da war dann Feierabend. Der Hänger war schon etwas aus der Spur getanzt, und die Maschine wühlte sich schnell ein.
"Dütüttütttüüüüt...." signalisierte schon ein Radlader vom oberen Plateau, dass er runterkommen würde.
Das Drahtseil wurde angehängt, und der Zug nach oben gezerrt.
Ich hatte da mehr Glück. Nochmal etwas zurückgestossen und einen Anlauf genommen kam ich ohne fremde Hilfe hoch aufs Plateau. Der Rala war wieder weg, und wir beide mit unseren Zügen waren allein da oben.
Jetzt hieß es abkuppeln. Container abkippen, umsatteln, abkippen, aufsatteln.
Ich wollte mich jetzt aber nicht vordrängeln, denn auf dem Abladeplatz darf sich in der Regel aus Sicherheittsgründen jeweils nur ein LKW und ein Rala aufhalten.
Mich wunderte, warum sie nicht ausstieg, um abzukuppeln.
Ich kuppelte meinen Hänger ab, bei ihr tat sich nichts.
Also ging ich rüber, um da mal nachzusehen.
Als sieh mich sah, fuhr sie ihr Fenster runter. An ihrem Gesicht konnte ich mir fast denken, was da im Gange war...
"Danke, Kollege, dass du mich vorhin vorbei und da unten vorgelassen hast...oohhhh, ich hasse diesen Job...ich muss meine Pause machen, und ich muss noch was anderes...seit fast ner Stunde muss ich...oohhhmannomann...ich kannich mehr...!"
*OK, sagte ich, *was hältst du davon, ich hänge meinen nochmal an, ziehe ihn soweit vor, dass er genau vor der Lücke von deinem und deiner Maschine steht. Dann hast du nach drei Seiten Sichtschutz, und bis ich meine Maschine abgekippt habe, hast du alles erledigt.*
Sie schaute in die Spiegel. "Ist sonst keiner hier oben...ich kann es echt nicht mehr bei mir behalten...hab schon Bauchschmerzen, wie verrückt...wenn du das machen würdest, fänd ich echt lieb von dir...ohhhh, es geht nicht mehr...aaahhhh..."
Ich ging weg, um meinen Hänger das versprochene Stück vorzuziehen. Wieder Ankuppeln, vorfahren, abkuppeln.
Als ich ihn dann wieder abkuppeln wollte, muß die Not bei ihr wohl schon so groß geworden sein... sie hockte schon da, ihren Po der sichtgeschützten Seite zugewand, die Motoren unserer Trucks liefen, sie konnte es also nicht hören, daß ich da kam, um abzukuppeln, und so wurde ich unfreiwilliger Zeuge, wie sich aus ihrer Rosette eine dicke, mindestens zwei Tage alte und feste Wurst herauswürgte. Zuerst langsam, wahrscheinlich wegen des enormen Durchmessers, dann schneller, weil schmaler und dünner werdend, und zum Schluß ein Riesenfladen weichen Materials Trotz der Motorengeräusche hörte ich ihr Stöhnen, welches unter der Plage auch eine Erleichterung vernehmen ließ.
Meine Maschine hatte ich dann etwas weiter unten abgekippt. Als ich wieder hochkam,um den Container abzusetzen und den vom Hänger aufzuziehen, war sie grade dabei, ihren Zug zu entkuppeln.
*Fahr du jetzt, sagte ich, bis ich den container abgesetzt und den anderen wieder drauf habe, bist du mit deinem eh ja wieder da.*
"Ok, danke, das ist lieb, meine Lenkzeit ist schon im roten Bereich."
Sie fuhr ihre Maschine weg, und ich begutachtete erstmal den Riesenhaufen, der vor ihrem Hänger throhnte. Eine Riesenwurst zunächst, am Anfang mit den gepressten "Flußkieselsteinen", dann hart aber gleichmässig weitergehend, dann von fest in geformt und weich übergehend, ein weichgeformtes separates Stück noch, und dann noch eine ca. apfelsinengroße Ladung Weichschiss.
Sie kam wieder, ich fuhr den Container vom Hänger weg,und als ich wieder kam, sah ich, dass sie ihren Zug ein paar Meter vorgezogen hatte...

Als unsere vier Container dann leer waren, laberten wir noch eine Weile. Sie musste eh ihre gesetzliche Pause machen, und ich hatte sowieso Zeit.
Sie bedankte sich für meine "Hilfe", und erzählte mir über ihren verhassten Job, das sie manchmal drei Tage klang nicht aufs Klo kann, weil sie es oft einhalten muss und dann, wie heute, so doll muss, dass es fast nicht mehr einzuhalten geht. Sie erzählte mir von Schulden, die ihr der EX hinterlassen hatte, aus der Zeit der gemeinsamen Selbständigkeit, Kredite mitunterschrieben, und jetzt von ihrem Chef( einem früheren Kunden, der auch Geld geliehen hatte), ausgebeutet und ausgenutzt würde...Und dass sie einige Frauen kenne, denen es genau ginge.
Hin und wieder sehen wir uns auf jener Deponie, manchmal auf einer Raststätte,) meistens kommt sie dann grade vom Klo...), und wenn wir Zeit haben, unterhalten wir uns. Wir verstehen uns recht gut so, und ich spekuliere darauf, dass sie mir vielleicht mal eine ähnliche Geschichte, wie sie neulich passierte, erzählt...mer waases net...vielleicht...oder auch nicht...???
Ein etwas anderes Fazit: Seid vorsichtig mit dem, was Ihr unterschreibt, wenn sich der (Ehe)partner selbständig macht. Das beste ist immer noch, sich dann , und wenn auch nur auf 450€Basis einstellen zu lassen...manfrau weiß nie, was mal wird (geschäftlich wie privat ).