Also, ich stieg in meinen ICE in Hannover ein, welche wegen einer großflächigen Störung in und um Hamburg eine kleine, aber überschaubare Verspätung hatte. Ich verstaute meinen Koffer und ging zu meinem reservierten Platz. Es war ein Platz in einem Zweier am Gang. Am Festerplatz saß ein Junge, ich schätze ihn auf 24, welcher relativ dünn und etwas kleiner war. Er trug eine hellblaue, relativ körperbetonenede Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Wir grüßten uns kurz, kamen aber zunächst nicht weiter ins Gespräch. Er arbeitete ein wenig an seinem Laptop. Nach einer Weile packte er diesen weg und fing an, seine Beine immer wieder zu überschlagen und leicht hin und her zu wippen. Kurz dachte ich daran, dass er vielleicht pinkeln muss, aber ich dachte nicht weiter darüber nach, denn wenn er auf die Toilette muss, überlegte ich, wird er schon bescheid geben, dass ich ihn raus lassen soll. Außerdem wusste ich ja garnicht so wirklich, ob er wirklich aufs klo musste. Bis Frankfurt am Main passierte relativ wenig. Er schaute entweder aus dem Fenster oder auf sein Handy. Dabei wackelte er mit den Beinen oder überschränkte sie und wippte hin und her. Er griff sich auch das ein oder andere Mal in den Schritt. Ich überlegte, ihn darauf anzusprechen, aber ich war mir nach wie vor nicht sicher, ob er wirklich musste, auch wenn es sehr danach aussah. In Frankfurt stieg ein erheblicher Teil der Passagiere aus, weshalb wir nun fast allein im Wagen waren. In Frankfurt hielt sich der Zug länger auf als vorgesehen, da noch auf Personal gewartet werden musste. Zum ersten Mal kam ich dadurch mit meinem Sitznachbarn ins Gespräch. Wir sprachen zunächst über Verspätungen und die Bahn, fanden aber schnell auch andere Gesprächsthemen. Unser Zug verließ den Hauptbahnhof von Frankfurt mit einer Verspätung von 35 Minuten. Die Bewegungen des Jungen wurden inzwischen intensiver und seine Hand fand immer öfter den Weg zwischen die Beine. Ich war mir nun sehr sicher, dass er schon seit einer Weile pinkeln muss und dass es bei ihm immer dringender wurde. Er versuchte dennoch sein Bedürfnis nicht offensichtlich zu zeigen und gab sich große Mühe, dass seine Bewegungen noch einigermaßen "normal" wirkten. Als er anfing noch etwas auf und ab zu wippen und ich auch beim Sprechen merkte, dass seine Stimme ziemlich zittrich geworden war, fragte ich in einem passenden Moment während unseres Gespräches freundlich: "Ist eigentlich alles okey bei dir?". Ich sah ihm eine gewisse Verunsicherung an und auch seine Antwort gab er in sehr schüchternem Ton: "Ja, wieso?". Ich erwiderte: "Okey ja alles gut, ich wollte nur fragen.". Offenbar traute er sich nicht, mir von seinem Drang zu erzählen und mich darum zu bitten, ihn raus zu lassen. Zwischen Mannheim und Heidelberg wurden seine Bewegungen noch intensiver. Er wackelte stark mit den Beinen hin und her, kniff sie immer wieder stark zusammen und fasste und kniff sich fast dauerhaft in den Schritt. Beim Sprechen hörte ich seine Unsucherheit deutlich, er seufzte zwischendurch auch immer mal wieder. Inzwischen war es sehr offensichtlich, dass er unfassbar dringend pissen musste. Deshalb fragte ich ganz direkt: "Möchtest du auf die Toilette?". Das war vielleicht nicht die beste Frage. Ich hätte wissen können, dass er zu schüchtern ist um ehrlich zu antworten. Er sagte: "Nein, danke. Ich muss nicht.". Dies sagte er zwar in freundlichem Ton, aber es war klar zu erkennen, dass das gelogen war. In Heidelberg stiegen dann nochmals ein paar Fahrgäste aus, sodass wir danach allein im Wagen waren. Draußen war es war bereits dunkel. Sein Zappeln war inzwischen fast schon übertrieben. Bis Stuttgart war es nun nicht mehr weit, doch es kam, wie es kommen musste und mitten auf der Strecke standen wir auf einmal an einem roten Signal. Als die durchsage kam, dass sich unsere weiterfahrt verzögerte, stöhnte er laut auf. Ich fragte, was ist und er meinte nur, dass er so langsam gerne zu Hause wäre. Er sagte auch, dass er müde sei und kurz die Augen schließen und entspannen möchte. Er machte zwar die Augen zu, aber von Entspannung kann man wirklich nicht sprechen. Er zappelte, wippte und knetete intensiv mit seiner Hand im Schritt. So lange er seine Augen geschlossen hielt, konnte ich kaum wegsehen. In einem Moment, ohne dass er still hielt oder ähnliches, wurde seine helle Hose plötzlich um seine Hand etwas dunkler. Er konnte wohl einen kleinen Spritzer nicht mehr halten. Es blieb erstmal bei dem kleinen Fleck, und als der Zug wieder anrollte öffnete er seine Augen wieder. Weiter wurde sein zappeln stärker. Für mich verging die Zeit bis nach Stuttgart vollends schnell. Kurz vor der Einfahrt in den Hauptbahnhof stand ich auf, um mich auf den Ausstieg vorzubereiten. Er blieb noch kurz sitzen, aber als er dann aufstand schaffte er es gerade mal bis auf den Gang, als er mit seinen Zappelbewegungen aufhörte, schlagartig seine Beine verschränkte und so gut es ging alles zusammenkniff. Das hielt nur kurz. Ich stand vor ihm und sah genau, wie alles, was sich während der langen Fahrt angestaut hatte, die hellblaue Jeans dunkel färbte. Einen kurzen Moment schwiegen wir uns an. Er schaute zur Seite, während ich meinen Blick nicht abwenden konnte. Langsam setzte er seinen Rucksack auf den Rücken und ging voran zur Tür. Der Zug hatte bereits gehalten und die meisten Leute waren soeben ausgestiegen. Wir liefen nebeneinander den Bahnsteig hinauf. Wir sagten nichts und er lief stumm mit komplett nasser Hose neben mit her. Als sich unsere Wege trennten verabschiedeten wir uns kurz. Ich sagte, dass ich mich gefreut habe ihn kennen gelernt zu haben. Er erwiderte ähnlichesund fragte sogar nach meinem Insta Namen, dass wir Kontakt halten können. Gesagt getan und kurze Zeit später schrieb er mich an und meinte schriftlich sinngemäß:
"Heyy
es hat Spaß gemacht mit dir. Sorry, dass ich zu schüchtern war dir zu sagen, dass ich pinkeln musste. Ich dachte aber nicht, dass ich es irgendwann garnicht mehr halten kann. Ich hoffe du findest mich nicht komisch."Ich antwortete, dass es okey ist und ja mal passieren kann.
Naja so viel zu meinem Erlebnis
