Im Stau mit Sarah
Verfasst: 11 Jul 2021, 01:57
Sarah saß neben mir auf dem Beifahrersitz und strich sich eine feuchte Strähne ihrer haselnussbraunen Haare aus dem Gesicht. Obwohl es bereits auf 18 Uhr zuging war es immer noch sehr heiß im Auto, was nicht zuletzt an meiner defekten Klimaanlage lag. Der alte Polo war ein wenig in die Jahre gekommen und hätte mal wieder eine Generalüberholung notwendig gehabt, aber dafür fehlte mir zur Zeit das notwendige Kleingeld. Kein Wunder, schließlich musste ich einen Umzug finanzieren, und auch der vor uns liegende Urlaub würde noch ein paar Euro kosten. Wir standen bereits seit einer Stunde im Stau, hier mitten auf dem Brennerpass, und ein Blick aufs Navi verriet, dass der Verkehr sich erst in einer guten weiteren Stunde wieder normalisieren würde. Geschätzte Ankunftszeit: 21:34 Uhr. Immerhin waren wir bis hierher gut durchgekommen, und der Ausblick auf das Bergpanorama vor uns machte einiges wett.
"Ich bin froh, dass wir trotzdem zusammen fahren" sagte Sarah und riss mich aus meinen Gedanken. Ich nickte zur Bestätigung. Eigentlich hatten wir diese Reise vor einem halben Jahr noch anders geplant. Damals war Sarah noch mit Thomas zusammen, und ich mit Janine. Wir vier waren bereits seit vielen Jahren eng befreundet, einmal jährlich fuhren wir zusammen für drei Wochen in den Sommerurlaub, meistens mit zwei Doppelzimmern oder einer großen Ferienwohnung. Doch dann kam Corona, und damit veränderte sich nicht nur die Welt im Großen, sondern auch im kleinen, ganz persönlichen. Zuerst trennte sich Sarah von Thomas, und irgendwie gab das auch der Beziehung zwischen Janine und mir, in der es bereits seit einiger Zeit kriselte, den letzten Todesstoß. Nach einigem Hin- und Her, viel Tränen und langen Nächten wurden die gemeinsamen Wohnungen aufgelöst, und mit einer neuen Umgebung ging es dann auch emotional wieder bergauf. Als hätte sich die Pandemie mit unserer privaten Situation abgesprochen wurden passend dazu auch die Corona-Beschränkungen wieder gelockert, und so beschlossen Sarah und ich ganz spontan, dass wir eben nur ein Doppelzimmer nehmen und zu zweit fahren würden, als Freunde. Ein Tapetenwechsel würde uns beiden gut tun, sowieso waren wir in den letzten Monaten immer mehr zusammengewachsen. Kein Wunder, wir waren ja auch in einer ähnlichen Lebenssituation: Ich half Sarah beim Umzug, Sie half mir, wir sprachen viel über unsere Trennungen, über unseren Kummer, über unsere Hoffnungen, wir tranken das ein oder andere Bier zusammen und ich stellte bei alldem nicht nur einmal insgeheim fest, dass sie in vielen Punkten besser zu mir gepasst hätte als Janine. Ob Sarah wohl ähnliche Gedanken hatte? Ich fragte mich das nicht nur einmal. Merkwürdig war es allemal. Sie war unglaublich schön, und dennoch hatte ich sie früher nie als potentielle Partnerin wahrgenommen. Wie sehr sich doch die Denkweise verändert, wenn man vergeben ist.
Plötzlich riss mich ein herber Duft aus meinen Gedanken. Es roch herb, intensiv, schwefelig nach Furz, und doch mischte sich eine unverkennbar weibliche, süßliche Note darunter, wie ein fein abgestimmtes, perverses Parfum. Ich wusste intuitiv sofort, dass er von Sarah kommen musste, er roch so..nach ihr? Und doch dauerte es einige Sekunden, bis ich Verstand und Gefühl auf eine Ebene bringen konnte. Nein, er kam definitiv nicht von Draußen, die Fenster waren zu, die Klimaanlage defekt, und ich selbst war es sicher nicht. Ich klammerte mich am Lenkrad fest als wäre es die letzte verbleibende Verbindung zur Realität in einem total verrückten Traum. Selten zuvor war ich so durcheinander wie in diesem Augenblick, obwohl ich mich nach Kräften darum bemühte, so locker und entspannt zu wirken als würde ich gar nichts bemerken, und als würde es mich nicht auf eine sonderbare Art berühren und erregen. Ich drehte mich zu Sarah um, und als hätte es noch einer Bestätigung bedurft wurde sie leicht rot und stammelte ein verlegenes "Tut mir leid". Ich musste grinsen "Schon gut, der musste wohl raus" sagte ich und die Situation lockerte sich ein wenig auf. Ich konnte so gut mit ihr mitfühlen, mir wäre das auch peinlich gewesen. Quatsch eigentlich, wo wir uns doch so gut kannten und es sich um einen total natürlichen Vorgang handelte.. aber dennoch, dieser Augenblick war mehr als nur ein wenig peinlich, er war irgendwie..intim. "Danke" sagte sie "Thomas wäre jetzt wohl ausgerastet."
"Ausgerastet? Wieso das?" Ich kannte Thomas auch lange und habe ihn nie "ausrasten" sehen, ging es mir durch den Kopf.
"Naja er..er konnte damit nie gut umgehen."
"Damit?" hakte ich nach.
"Mhhm." Sarah wirkte unglaublich verlegen, so hatte ich sie noch nie gesehen. Der Verkehr war immer noch so zähflüssig, dass ich wieder abbremsen musste und Zeit hatte, mich auf sie zu konzentrieren. Etwas schien sie zu bedrücken.
"War das ein Thema bei euch?"
"Ja, schon.."
"Willst du darüber reden?"
Jetzt musste Sarah lachen "Dein ernst Jan?"
"Mein voller ernst". Ich sah sie grinsend an "Wenn nicht mit mir, mit wem dann?"
Das schien sie zu überzeugen. Frech entgegnete sie: "Ok, du kannst ja jetzt sowieso nicht weglaufen." Wir beide mussten lachen.
"Ich bin froh, dass wir trotzdem zusammen fahren" sagte Sarah und riss mich aus meinen Gedanken. Ich nickte zur Bestätigung. Eigentlich hatten wir diese Reise vor einem halben Jahr noch anders geplant. Damals war Sarah noch mit Thomas zusammen, und ich mit Janine. Wir vier waren bereits seit vielen Jahren eng befreundet, einmal jährlich fuhren wir zusammen für drei Wochen in den Sommerurlaub, meistens mit zwei Doppelzimmern oder einer großen Ferienwohnung. Doch dann kam Corona, und damit veränderte sich nicht nur die Welt im Großen, sondern auch im kleinen, ganz persönlichen. Zuerst trennte sich Sarah von Thomas, und irgendwie gab das auch der Beziehung zwischen Janine und mir, in der es bereits seit einiger Zeit kriselte, den letzten Todesstoß. Nach einigem Hin- und Her, viel Tränen und langen Nächten wurden die gemeinsamen Wohnungen aufgelöst, und mit einer neuen Umgebung ging es dann auch emotional wieder bergauf. Als hätte sich die Pandemie mit unserer privaten Situation abgesprochen wurden passend dazu auch die Corona-Beschränkungen wieder gelockert, und so beschlossen Sarah und ich ganz spontan, dass wir eben nur ein Doppelzimmer nehmen und zu zweit fahren würden, als Freunde. Ein Tapetenwechsel würde uns beiden gut tun, sowieso waren wir in den letzten Monaten immer mehr zusammengewachsen. Kein Wunder, wir waren ja auch in einer ähnlichen Lebenssituation: Ich half Sarah beim Umzug, Sie half mir, wir sprachen viel über unsere Trennungen, über unseren Kummer, über unsere Hoffnungen, wir tranken das ein oder andere Bier zusammen und ich stellte bei alldem nicht nur einmal insgeheim fest, dass sie in vielen Punkten besser zu mir gepasst hätte als Janine. Ob Sarah wohl ähnliche Gedanken hatte? Ich fragte mich das nicht nur einmal. Merkwürdig war es allemal. Sie war unglaublich schön, und dennoch hatte ich sie früher nie als potentielle Partnerin wahrgenommen. Wie sehr sich doch die Denkweise verändert, wenn man vergeben ist.
Plötzlich riss mich ein herber Duft aus meinen Gedanken. Es roch herb, intensiv, schwefelig nach Furz, und doch mischte sich eine unverkennbar weibliche, süßliche Note darunter, wie ein fein abgestimmtes, perverses Parfum. Ich wusste intuitiv sofort, dass er von Sarah kommen musste, er roch so..nach ihr? Und doch dauerte es einige Sekunden, bis ich Verstand und Gefühl auf eine Ebene bringen konnte. Nein, er kam definitiv nicht von Draußen, die Fenster waren zu, die Klimaanlage defekt, und ich selbst war es sicher nicht. Ich klammerte mich am Lenkrad fest als wäre es die letzte verbleibende Verbindung zur Realität in einem total verrückten Traum. Selten zuvor war ich so durcheinander wie in diesem Augenblick, obwohl ich mich nach Kräften darum bemühte, so locker und entspannt zu wirken als würde ich gar nichts bemerken, und als würde es mich nicht auf eine sonderbare Art berühren und erregen. Ich drehte mich zu Sarah um, und als hätte es noch einer Bestätigung bedurft wurde sie leicht rot und stammelte ein verlegenes "Tut mir leid". Ich musste grinsen "Schon gut, der musste wohl raus" sagte ich und die Situation lockerte sich ein wenig auf. Ich konnte so gut mit ihr mitfühlen, mir wäre das auch peinlich gewesen. Quatsch eigentlich, wo wir uns doch so gut kannten und es sich um einen total natürlichen Vorgang handelte.. aber dennoch, dieser Augenblick war mehr als nur ein wenig peinlich, er war irgendwie..intim. "Danke" sagte sie "Thomas wäre jetzt wohl ausgerastet."
"Ausgerastet? Wieso das?" Ich kannte Thomas auch lange und habe ihn nie "ausrasten" sehen, ging es mir durch den Kopf.
"Naja er..er konnte damit nie gut umgehen."
"Damit?" hakte ich nach.
"Mhhm." Sarah wirkte unglaublich verlegen, so hatte ich sie noch nie gesehen. Der Verkehr war immer noch so zähflüssig, dass ich wieder abbremsen musste und Zeit hatte, mich auf sie zu konzentrieren. Etwas schien sie zu bedrücken.
"War das ein Thema bei euch?"
"Ja, schon.."
"Willst du darüber reden?"
Jetzt musste Sarah lachen "Dein ernst Jan?"
"Mein voller ernst". Ich sah sie grinsend an "Wenn nicht mit mir, mit wem dann?"
Das schien sie zu überzeugen. Frech entgegnete sie: "Ok, du kannst ja jetzt sowieso nicht weglaufen." Wir beide mussten lachen.