6840vz hat geschrieben:Sinnvoll scheint mir eine Unisextoilette aber bei groesseren Anlagen, die dann den Raum mit dem Waschbecken und den Raum mit den WC Kabinen nicht nach Maennern und Frauen trennen.
Allerdings sollte es dann einen separaten Bereich mit Urinalen geben, so dass Frauen nicht gezwungen sind an den sichtbar pinkelnden Maennern vorbei zu gehen .
Bis jetzt hast Du diese Next-Generation-Toiletten eher bei kleineren Anlagen, die dann aus genau
einer WC- und
einer Urinal-Kabine bestehen, die jeweils von außen zugänglich sind. Gibt es sowohl freistehend als auch innerhalb eines Gebäudes. Hier ist es auch wirtschaftlicher.
In Deutschland haben wir nur bislang so doofe Bauvorschriften. Zellen müssen nicht bis unter die Decke gemauert sein. Es ist zulässig, dünne Trennwände aufzustellen, die nur bis Türhöhe reichen. Dann aber gilt nicht mehr die Zelle als Toilettenraum, sondern der ganze große Raum. Eine andere Vorschrift sagt, dass ein Toilettenraum - der mehrere Zellen haben kann - nicht von beiden Geschlechtern
gleichzeitig benutzt werden darf. Auf Sportplätzen, in Turnhallen etc. kommt eine wechselseitige Benutzung in Betracht, aber wohl kaum in einer Kneipe oder Mehrzweckhalle. Und aus Kostengründen geht man da lieber hin und baut je einen Toilettenraum für Damen und einen für Herren und stellt da drinnen die billigen Holztrennwände auf. Jede Zelle auszumauern wäre zu teuer.
In Belgien z.B. gibt es diesen Schwachsinn nicht. Da hast Du eine Reihe WC-Zellen und gegenüber an der Wand eine Reihe von Urinalen, allerdings auch Schamwände dazwischen. Selbst in den Kneipen sind die Zellen kostenpflichtig (Münzautomaten). In Antwerpen auf dem Bahnhof findest Du rechts einen Pissraum mit Urinalen und links einen Scheißraum mit WC-Zellen (auch nur Türhöhe). Beide sind nur über ein Drehkreuz zu erreichen, wobei der "Eintrittspreis" unterschiedlich ist. Würde in Deutschland an den Vorschriften scheitern.
Das führt aber zu einem weiteren heiklen Problem: Macht man in D WCs kostenpflichtig und Urinale frei oder billiger, führt das dazu, dass Frauen gezwungen werden, unfreiwillig fürs Pinkeln (mehr) zu bezahlen als Männer, was bewirkt hat, dass entweder die ganze Toilettenanlage frei (in der Gastronomie Pflicht) oder beide Eingänge gleichermaßen kostenpflichtig (bei älteren öffentlichen Bedürfnisanstalten) sind. Aus der Gleichberechtigungs-Klemme kommt man aber heraus, indem man Frauen den Zugang zu den Urinalen nicht verwehrt. Subjektive Erwägungen ("zumutbar") zählen nämlich nicht. Es kommt nur darauf an, ob sie das Urinal tatsächlich oder rechtlich nicht benutzen können (z.B. wenn es zu hoch hängt) oder ihnen der Zutritt (z.B. durch ein Herrensymbol) untersagt wird. Frauen sind nämlich sehr wohl körperlich dazu in der Lage, ein Urinal zu benutzen - nämlich in der Skifahrerstellung. Wenn sie es trotzdem bevorzugen, für Geld das WC zu nehmen, ist das ihre Sache. Das wurde in Norwegen mal bis in die letzte Instanz hochgeschaukelt und nach Vorlage eines ausgiebigen Gutachtens höchstrichterlich entschieden.
Aber auch bei den oben beschriebenen Next-Generation-Toiletten hatten wir die Diskussion schon. Der Hersteller Heringbau hat nämlich einen an der Pfanne. "WC" und "Pissoir" über die Türen zu schreiben, würde ja wohl allemal reichen. Zusätzlich hängt der aber noch Piktogramme neben die Schrift - neben "WC" ein Damen- und Herrensymbol und neben "Pissoir" nur ein Herrensymbol. Bei einer solchen Anlage in Winterberg kostete das Urinal 30 Cent, das WC 50 Cent. Dagegen liefen die Weiber Sturm. Ein findiger Jurist aus der Stadtverwaltung ordnete daraufhin an, das Herrensymbol zu entfernen (das Damen-Herren-Symbol prangt da immer noch). Und in Köln werden jetzt ganz neue aufgestellt, wo das Urinal sogar kostenlos ist. Natürlich auch mit den affigen Piktogrammen über den Türen und dem Volksaufstand...
Auf einer Unisex-Toilette haben solche Piktogramme nichts zu suchen!