Im Gerichtsgebäude
Verfasst: 10 Jul 2018, 14:36
„Ich hätte mich überhaupt nicht darauf einlassen dürfen!“ dachte Birgit, die im Flur des Gerichtsgebäudes auf einer Besucherbank saß. Neben ihr thronte ihr Anwalt, der einen äußerst unsympathischen Eindruck auf sie machte. Herr Rolf Pietrack, ein dürres, nervöses Männchen, - überhaupt Rolf, was für ein blöder Name! - trug einen sicher für ihn zu engen schwarzen Anzug. Seine Backenknochen mahlten: „Hi hi, sagen Sie nichts, bevor ich Ihnen nicht ein Zeichen gegeben habe und dann nur das, was wir verabredet hatten!“
Ihre beste Freundin Sylvia, ja man kann sagen, sie war mehr als die beste Freundin, hatte Birgit, die nicht regelmäßig die Fernsehsendungen verfolgte, vor kurzem darauf aufmerksam gemacht, dass man aus einem Kapitel des von Birgit vor Jahren verfassten Sachbuches ein ganzes Filmchen gedreht hatte, in dem ein Schauspieler die Rolle eines von ihr vorgestellten geschichtlichen Akteurs spielte, der wirklich gelebt hatte. Das alles auf dem Bildschirm dauerte fast zehn Minuten.
Aber Birgits Name kam im Abspann des Filmes überhaupt nicht vor! Niemand von diesem Fernsehsender hatte sie darüber informiert, dass man aus einem Kapitel ihres Buches einen Film gemacht habe, und sie sah nicht einen müden Cent als Honorar.
„Hi hi, eigentlich dürften Sie ihre Ansprüche auf Autorenhonorar nur geltend machen, wenn man ganze Sätze aus Ihrer, hicks – Ihrem Dingsda für das Drehbuch wörtlich entnommen hat“, gluckste Pietrack. „Ein bloßer Anklang an den Inhalt macht es nicht. Das dürfte hier aber schwierig zu beweisen sein. Was machen die eigentlich da drin so lange? Sie könnten uns doch langsam zur Befragung in den Gerichtssaal hineinrufen, he he!“, und er blickte auf seine goldene Armbanduhr.
Birgit fragte sich zunehmend, warum sie sich auf diesen seltsamen, schmierig wirkenden Typen eingelassen hatte, und war auch zunehmend sauer auf Sylvia: was hatte sie ihr bloß für einen Rat gegeben, gegen den mächtigen Sender zu klagen! Dabei spürte Birgit, dass sie ungerecht gegenüber Sylvia wurde, die ja nur ihr Bestes wollte. Und die Rolex-Uhr des Anwalts für mehrere Tausend beeindruckte sie überhaupt nicht, ihre Uhr ging schon seit Jahren richtig und hatte nur 39 Euro gekostet.
Unter ihrer schwarzen Stoffhose trug Birgit lange schwarze Strümpfe mit Spitzenbesatz. Eigentlich wollte sie heute mit Sylvia bei Kerzenschein und Rotwein einen herrlichen Abend verbringen, mit ihr in die Badewanne steigen, sie streicheln, bestimmte Stellen zart berühren. .. Aber jetzt merkte sie, wie es in ihrem Bauch kniff und der Stuhldrang zunahm. „Pietrack muss das Grummeln in meinen Bauch hören, wie peinlich das Ganze! Was will ich hier überhaupt noch?“
Birgit erhob sich plötzlich und sagte kurz zu Rolf Pietrack: „Es wird ja hier nicht so schnell gehen, ich komme dann wieder.“ Der Anwalt erwiderte besorgt: "Aber bleiben Sie nicht zu lange fort, denn die warten nicht lange, wenn sie uns hereinrufen wollen!“
Die Sachbuchautorin suchte die Damentoilette. Wenn sie ein wenig den Druck auf den Darmausgang nehmen und die Luft herauslassen würde, merkt es hier keiner, dachte sie. Das war allerdings keine so gute Idee, denn sie spürte plötzlich etwas Warmes, Klebriges an ihrem Po.
„Mein Gott, was passiert denn hier bloß!“, dachte sie. als sie die mit „D“ gekennzeichnete Tür zur Toilette aufriss. In dem gleichen Moment, in dem ihr ein Schwall Brei in die Hosen fuhr, sah sie, wie im Vorraum eine attraktive Frau vor dem über dem Waschbecken angebrachten Spiegel stand und sich die Wimpern nachzog.
Klatschend fiel ein Häufchen aus Birgits Hose auf die Kacheln im Vorraum der Damentoilette. Die Frau wandte sich ernst Birgit zu, sah auf den Boden, wo das Häufchen lag, und dann mit großen Augen ins Gesicht der Hereinkommenden.
„Entschuldigen Sie, wenn ich Sie gleich anspreche“, sagte die Frau, die eine weisse Bluse, einen schwarzen langen Rock und eine schwarze Strumpfhose trug, das schwarze Haar zu einem Pagenkopf frisiert, „mein Name ist Weiss, ich bin Oberstaatsanwältin hier am Landgericht! Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber Sie sehen so aus, als wenn Sie im Moment Hilfe gebrauchen könnten, und ich könnte Ihnen vielleicht helfen!“
„Danke, das ist sehr freundlich“, erwiderte Birgit verlegen, „aber ich muss erst einmal dringend auf die Toilette. Sie sehen ja, was mir gerade passiert ist, und ich weiß auch nicht, wie Sie mir jetzt helfen könnten?“ -
„Ich habe in meiner Handtasche für alle Fälle ein Ersatzhöschen, und das kann ich Ihnen geben! Gehen Sie erst einmal in die Kabine“, sagte Frau Weiss. Birgit ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Bald war ein Knattern und Plätschern zu vernehmen, das von der Kloschüssel widerhallte.
Wie erstaunt aber war Birgit, als sie hörte, wie sich die Frau Oberstaatsanwältin im Waschbereich niederließ und offenbar, nach den leisen Geräuschen zu urteilen, ihr Häufchen mit Taschentüchern vom Fußboden beseitigte. Dann hörte sie den Metalldeckel des Mülleimers zuschlagen. "Warum lässt sich so eine Frau zu so etwas herab, wovor sich eine Klofrau ekeln würde?"
„Wenn Sie mir vertrauen, machen Sie bitte auf!“ sagte Frau Weiss wenig später. Zögernd folgte Birgit diesem Aufruf, öffnete die Toilettentür und bot einen kläglichen Anblick. Sie hatte ihre schwarze Anzughose bereits ausgezogen, die über der Heizung hing und zum Glück nichts abbekommen hatte, lange schwarze Strümpfe an, von denen einer etwas beschmutzt war. Sie war noch nicht mit ihren Schuhen aus ihrem schwarzen Höschen ausgestiegen, das an ihren Füßen lag und mit breiigem Stuhl so gefüllt war, dass keine Hoffnung mehr bestand, es wieder sauber zu bekommen.
Ich heisse Rita“, sagte Frau Weiss, „wir können uns Duzen, und Du heisst?“ – „Birgit!“ antwortete diese leise. „Darf ich fragen, weshalb Du hier im Gerichtsgebäude bist?“ ließ sich Rita vernehmen. Obwohl ihr Höschen noch am Boden lag und sie einen verschmierten Po vor dem Blick der anderen Frau verbarg, berichtete Birgit knapp, worin das Wesen ihres Falles bestand. Jetzt schien ihr alles egal zu sein. Das hatte sie gelernt, sich kurz und knapp „auszudrücken“, gemeint jetzt auch im übertragenen Sinne.
Inzwischen war es vor der Tür der Damentoilette laut geworden. „Warte einmal kurz“, meinte Rita, „ich sehe einmal nach, was da los ist!“ Birgit hörte draußen einen erregten Wortwechsel, eine Männerstimme, die sich überschlug: „Ich werde noch mein Honorar kriegen, he he!“, bevor Rita wieder hereinkam und in ihre Kabine trat.
„Birgit“, sagte Rita mit ruhiger angenehmer Stimme, „höre mir jetzt zu. Ich muss hier einmal das Kommando übernehmen! Dein Anwalt hat Dich hier in eine Sache noch mehr hineingezogen, in der Du nicht die geringste Aussicht auf Erfolg hast! Du hättest eine große Dummheit begangen. Dein Anwalt, den ich kenne, ist, auf Deutsch gesagt, ein großes Arschloch, das passt zu den Räumlichkeiten hier! Ich habe ihm gesagt, dass er dem Gericht mitteilen soll, das Du diese aussichtslose Sache nicht weiter verfolgen wirst und er sich zum Teufel scheren soll! Dir werden keine Kosten entstehen, dafür werde ich schon sorgen.
Und jetzt lasse bitte einfach alles geschehen, was nur eine Frau für Dich tun kann. Da draußen steht ein Wickeltisch – guck nicht so verstört, den kann man ausnahmsweise auch einmal für Erwachsene benutzen! – und ich mache Dich sauber. Keine Widerrede! Dann bekommst Du von mir ein neues Höschen, siehst Du, einen roten Slip!“
Birgit war schon völlig entnervt und ließ widerstandlos alles mit sich geschehen. Rita führte sie zu dem Wickeltisch, säuberte Birgit zärtlich ihren Intimbereich und strich ihr dabei so sanft über die Schamlippen, dass Birgit dachte: „Werde ich denn jetzt Sylvia untreu? Kann es sein, dass diese Frau, die mir noch vor einigen Minuten völlig fremd war, dabei ist, mein Herz zu erobern?“
Plötzlich öffnete sich die Tür der Damentoilette und eine Sekretärin, wie an ihrer Kleidung zu erkennen war, trat ein. Das was sie hier sah, verstörte sie zutiefst und machte sie zunächst sprachlos. Eine Frau in gerichtlicher Dienstbekleidung stand vor einer anderen Frau, die unten herum nackt war. Die Sekretärin verzog das Gesicht, ließ nur ein empörtes „Na, Sie aber!“ vernehmen und verschwand in einer Kabine. Es war dann doch zu dringend. Kurz darauf hörten Birgit und Rita, wie es auf bekannte Weise plätscherte, zwischendurch ein Pups ertönte, wie Papier abgerissen und die Klospülung betätigt wurde. Als die Sekretärin wieder erschien, standen die beiden Frauen vollständig bekleidet vor dem anderen Waschbecken. „Ist ja abartig!“, ließ die Sekretärin leise von dem benachbarten Waschbecken aus vernehmen und ließ die Tür laut ins Schloss fallen.
Nach einer Weile sagte Birgit, nunmehr ebenfalls zum „Du“ übergehend“: „Ich weiß gar nicht, was ich jetzt sagen und wie ich Dir danken soll! Du hast mir gleich zweimal sehr geholfen. Diese Sekretärin wird Dir doch nicht schaden können?“ – „Ach was“, lachte Rita“, „die ist doch nur neidisch geworden und hat vielleicht selber Probleme mit den Männern“. – „Woran hast Du denn gemerkt, dass ich nicht so bin wie die meisten anderen Frauen? Die Strümpfe können doch auch für einen Mann bestimmt gewesen sein“, meinte Birgit.
„So etwas spüre ich auf Anhieb!“, sagte Rita. „Hast Du denn heute Abend noch etwas vor?“ – Birgit war sich jetzt unsicher geworden. War das jetzt nicht maßlos ungerecht gegenüber Sylvia, wenn sie ihre Begegnung heute ausfallen ließ und sich einfach einer anderen Frau zuwandte? Und wenn mir Sylvia auch so etwas eingebrockt hat, wie diesen völlig idiotischen Besuch im Gerichtsgebäude und die Begegnung mit einem verrückten Anwalt, kann sie ja nichts im Geringsten etwas dafür. Aber so ist das Leben mitunter. Ein schwarzes Höschen und ein schwarzer Strumpf gingen verloren, werde ich den roten Slip seiner Besitzerin wiedergeben? Ich tausche meine Verlags-Freundin gegen eine Oberstaatsanwältin? Aber spielen diese Ränge überhaupt eine Rolle, wenn man von der Liebe überrascht wird? Mein Höschen war beschissen, mein andres Band wahrscheinlich schon zuvor zerrissen. –
„Ich komme heute Abend, wenn Du es wünschst!“, strahlte Birgit.
Ihre beste Freundin Sylvia, ja man kann sagen, sie war mehr als die beste Freundin, hatte Birgit, die nicht regelmäßig die Fernsehsendungen verfolgte, vor kurzem darauf aufmerksam gemacht, dass man aus einem Kapitel des von Birgit vor Jahren verfassten Sachbuches ein ganzes Filmchen gedreht hatte, in dem ein Schauspieler die Rolle eines von ihr vorgestellten geschichtlichen Akteurs spielte, der wirklich gelebt hatte. Das alles auf dem Bildschirm dauerte fast zehn Minuten.
Aber Birgits Name kam im Abspann des Filmes überhaupt nicht vor! Niemand von diesem Fernsehsender hatte sie darüber informiert, dass man aus einem Kapitel ihres Buches einen Film gemacht habe, und sie sah nicht einen müden Cent als Honorar.
„Hi hi, eigentlich dürften Sie ihre Ansprüche auf Autorenhonorar nur geltend machen, wenn man ganze Sätze aus Ihrer, hicks – Ihrem Dingsda für das Drehbuch wörtlich entnommen hat“, gluckste Pietrack. „Ein bloßer Anklang an den Inhalt macht es nicht. Das dürfte hier aber schwierig zu beweisen sein. Was machen die eigentlich da drin so lange? Sie könnten uns doch langsam zur Befragung in den Gerichtssaal hineinrufen, he he!“, und er blickte auf seine goldene Armbanduhr.
Birgit fragte sich zunehmend, warum sie sich auf diesen seltsamen, schmierig wirkenden Typen eingelassen hatte, und war auch zunehmend sauer auf Sylvia: was hatte sie ihr bloß für einen Rat gegeben, gegen den mächtigen Sender zu klagen! Dabei spürte Birgit, dass sie ungerecht gegenüber Sylvia wurde, die ja nur ihr Bestes wollte. Und die Rolex-Uhr des Anwalts für mehrere Tausend beeindruckte sie überhaupt nicht, ihre Uhr ging schon seit Jahren richtig und hatte nur 39 Euro gekostet.
Unter ihrer schwarzen Stoffhose trug Birgit lange schwarze Strümpfe mit Spitzenbesatz. Eigentlich wollte sie heute mit Sylvia bei Kerzenschein und Rotwein einen herrlichen Abend verbringen, mit ihr in die Badewanne steigen, sie streicheln, bestimmte Stellen zart berühren. .. Aber jetzt merkte sie, wie es in ihrem Bauch kniff und der Stuhldrang zunahm. „Pietrack muss das Grummeln in meinen Bauch hören, wie peinlich das Ganze! Was will ich hier überhaupt noch?“
Birgit erhob sich plötzlich und sagte kurz zu Rolf Pietrack: „Es wird ja hier nicht so schnell gehen, ich komme dann wieder.“ Der Anwalt erwiderte besorgt: "Aber bleiben Sie nicht zu lange fort, denn die warten nicht lange, wenn sie uns hereinrufen wollen!“
Die Sachbuchautorin suchte die Damentoilette. Wenn sie ein wenig den Druck auf den Darmausgang nehmen und die Luft herauslassen würde, merkt es hier keiner, dachte sie. Das war allerdings keine so gute Idee, denn sie spürte plötzlich etwas Warmes, Klebriges an ihrem Po.
„Mein Gott, was passiert denn hier bloß!“, dachte sie. als sie die mit „D“ gekennzeichnete Tür zur Toilette aufriss. In dem gleichen Moment, in dem ihr ein Schwall Brei in die Hosen fuhr, sah sie, wie im Vorraum eine attraktive Frau vor dem über dem Waschbecken angebrachten Spiegel stand und sich die Wimpern nachzog.
Klatschend fiel ein Häufchen aus Birgits Hose auf die Kacheln im Vorraum der Damentoilette. Die Frau wandte sich ernst Birgit zu, sah auf den Boden, wo das Häufchen lag, und dann mit großen Augen ins Gesicht der Hereinkommenden.
„Entschuldigen Sie, wenn ich Sie gleich anspreche“, sagte die Frau, die eine weisse Bluse, einen schwarzen langen Rock und eine schwarze Strumpfhose trug, das schwarze Haar zu einem Pagenkopf frisiert, „mein Name ist Weiss, ich bin Oberstaatsanwältin hier am Landgericht! Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber Sie sehen so aus, als wenn Sie im Moment Hilfe gebrauchen könnten, und ich könnte Ihnen vielleicht helfen!“
„Danke, das ist sehr freundlich“, erwiderte Birgit verlegen, „aber ich muss erst einmal dringend auf die Toilette. Sie sehen ja, was mir gerade passiert ist, und ich weiß auch nicht, wie Sie mir jetzt helfen könnten?“ -
„Ich habe in meiner Handtasche für alle Fälle ein Ersatzhöschen, und das kann ich Ihnen geben! Gehen Sie erst einmal in die Kabine“, sagte Frau Weiss. Birgit ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Bald war ein Knattern und Plätschern zu vernehmen, das von der Kloschüssel widerhallte.
Wie erstaunt aber war Birgit, als sie hörte, wie sich die Frau Oberstaatsanwältin im Waschbereich niederließ und offenbar, nach den leisen Geräuschen zu urteilen, ihr Häufchen mit Taschentüchern vom Fußboden beseitigte. Dann hörte sie den Metalldeckel des Mülleimers zuschlagen. "Warum lässt sich so eine Frau zu so etwas herab, wovor sich eine Klofrau ekeln würde?"
„Wenn Sie mir vertrauen, machen Sie bitte auf!“ sagte Frau Weiss wenig später. Zögernd folgte Birgit diesem Aufruf, öffnete die Toilettentür und bot einen kläglichen Anblick. Sie hatte ihre schwarze Anzughose bereits ausgezogen, die über der Heizung hing und zum Glück nichts abbekommen hatte, lange schwarze Strümpfe an, von denen einer etwas beschmutzt war. Sie war noch nicht mit ihren Schuhen aus ihrem schwarzen Höschen ausgestiegen, das an ihren Füßen lag und mit breiigem Stuhl so gefüllt war, dass keine Hoffnung mehr bestand, es wieder sauber zu bekommen.
Ich heisse Rita“, sagte Frau Weiss, „wir können uns Duzen, und Du heisst?“ – „Birgit!“ antwortete diese leise. „Darf ich fragen, weshalb Du hier im Gerichtsgebäude bist?“ ließ sich Rita vernehmen. Obwohl ihr Höschen noch am Boden lag und sie einen verschmierten Po vor dem Blick der anderen Frau verbarg, berichtete Birgit knapp, worin das Wesen ihres Falles bestand. Jetzt schien ihr alles egal zu sein. Das hatte sie gelernt, sich kurz und knapp „auszudrücken“, gemeint jetzt auch im übertragenen Sinne.
Inzwischen war es vor der Tür der Damentoilette laut geworden. „Warte einmal kurz“, meinte Rita, „ich sehe einmal nach, was da los ist!“ Birgit hörte draußen einen erregten Wortwechsel, eine Männerstimme, die sich überschlug: „Ich werde noch mein Honorar kriegen, he he!“, bevor Rita wieder hereinkam und in ihre Kabine trat.
„Birgit“, sagte Rita mit ruhiger angenehmer Stimme, „höre mir jetzt zu. Ich muss hier einmal das Kommando übernehmen! Dein Anwalt hat Dich hier in eine Sache noch mehr hineingezogen, in der Du nicht die geringste Aussicht auf Erfolg hast! Du hättest eine große Dummheit begangen. Dein Anwalt, den ich kenne, ist, auf Deutsch gesagt, ein großes Arschloch, das passt zu den Räumlichkeiten hier! Ich habe ihm gesagt, dass er dem Gericht mitteilen soll, das Du diese aussichtslose Sache nicht weiter verfolgen wirst und er sich zum Teufel scheren soll! Dir werden keine Kosten entstehen, dafür werde ich schon sorgen.
Und jetzt lasse bitte einfach alles geschehen, was nur eine Frau für Dich tun kann. Da draußen steht ein Wickeltisch – guck nicht so verstört, den kann man ausnahmsweise auch einmal für Erwachsene benutzen! – und ich mache Dich sauber. Keine Widerrede! Dann bekommst Du von mir ein neues Höschen, siehst Du, einen roten Slip!“
Birgit war schon völlig entnervt und ließ widerstandlos alles mit sich geschehen. Rita führte sie zu dem Wickeltisch, säuberte Birgit zärtlich ihren Intimbereich und strich ihr dabei so sanft über die Schamlippen, dass Birgit dachte: „Werde ich denn jetzt Sylvia untreu? Kann es sein, dass diese Frau, die mir noch vor einigen Minuten völlig fremd war, dabei ist, mein Herz zu erobern?“
Plötzlich öffnete sich die Tür der Damentoilette und eine Sekretärin, wie an ihrer Kleidung zu erkennen war, trat ein. Das was sie hier sah, verstörte sie zutiefst und machte sie zunächst sprachlos. Eine Frau in gerichtlicher Dienstbekleidung stand vor einer anderen Frau, die unten herum nackt war. Die Sekretärin verzog das Gesicht, ließ nur ein empörtes „Na, Sie aber!“ vernehmen und verschwand in einer Kabine. Es war dann doch zu dringend. Kurz darauf hörten Birgit und Rita, wie es auf bekannte Weise plätscherte, zwischendurch ein Pups ertönte, wie Papier abgerissen und die Klospülung betätigt wurde. Als die Sekretärin wieder erschien, standen die beiden Frauen vollständig bekleidet vor dem anderen Waschbecken. „Ist ja abartig!“, ließ die Sekretärin leise von dem benachbarten Waschbecken aus vernehmen und ließ die Tür laut ins Schloss fallen.
Nach einer Weile sagte Birgit, nunmehr ebenfalls zum „Du“ übergehend“: „Ich weiß gar nicht, was ich jetzt sagen und wie ich Dir danken soll! Du hast mir gleich zweimal sehr geholfen. Diese Sekretärin wird Dir doch nicht schaden können?“ – „Ach was“, lachte Rita“, „die ist doch nur neidisch geworden und hat vielleicht selber Probleme mit den Männern“. – „Woran hast Du denn gemerkt, dass ich nicht so bin wie die meisten anderen Frauen? Die Strümpfe können doch auch für einen Mann bestimmt gewesen sein“, meinte Birgit.
„So etwas spüre ich auf Anhieb!“, sagte Rita. „Hast Du denn heute Abend noch etwas vor?“ – Birgit war sich jetzt unsicher geworden. War das jetzt nicht maßlos ungerecht gegenüber Sylvia, wenn sie ihre Begegnung heute ausfallen ließ und sich einfach einer anderen Frau zuwandte? Und wenn mir Sylvia auch so etwas eingebrockt hat, wie diesen völlig idiotischen Besuch im Gerichtsgebäude und die Begegnung mit einem verrückten Anwalt, kann sie ja nichts im Geringsten etwas dafür. Aber so ist das Leben mitunter. Ein schwarzes Höschen und ein schwarzer Strumpf gingen verloren, werde ich den roten Slip seiner Besitzerin wiedergeben? Ich tausche meine Verlags-Freundin gegen eine Oberstaatsanwältin? Aber spielen diese Ränge überhaupt eine Rolle, wenn man von der Liebe überrascht wird? Mein Höschen war beschissen, mein andres Band wahrscheinlich schon zuvor zerrissen. –
„Ich komme heute Abend, wenn Du es wünschst!“, strahlte Birgit.