Sandra

Erfundene Geschichten rund um das große Geschäft bei den Mädels. Hier könnt Ihr Eurer Fantasie freien Lauf lassen!
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hottown
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Sandra

Beitrag von hottown »

Wir befinden uns im real existierenden Sozialismus - um genau zu sein in der DDR!
Diese Woche hat Sandra Berufsschule - eine Woche am Stück muss sie nun in die Kreisstadt fahren. Damit sie auch zum Schulanfang um 7.20 Uhr pünktlich dort ist, muss sie von daheim sehr früh los und noch früher aufstehen... Eineinhalb Stunden dauert jeweils die "Reise" in die Kreisstadt.
Sandra hat ein Problem, dass sie immer dann einholt, wenn wieder Schule auf dem Plan steht. Es ist ein Problem, dass sehr schwierig für sie ist. Es ist ein Problem von der Sorte, über das man unmöglich mit jemandem sprechen kann. Ein Problem, dass sie fast an den Rand der Verzweiflung bringt.
Nun sitzt Sandra im Zug und fährt Richtung Kreisstadt. Neben her hat sie ihre Brote ausgepackt und frühstückt, dazu trinkt sie den warmen Tee aus der Thermoskanne. Frühstücken kann sie nur unterwegs - zu hause bleibt an den Schultagen keine Zeit dazu und so gleich nach dem Aufstehen bekommt Sandra auch unmöglich einen Bissen runter. Ähnlich ist es mit einem etwas "heiklen" Thema - Sandra war heute morgen zwar schon auf Klo, aber so früh am Morgen und ohne Frühstück im Magen tut sich da rein gar nichts. Unverrichteter Dinge macht sie sich auf den Weg.
Am Zielbahnhof angekommen trifft sie auf dem Bahnsteig mit Anja und Bianka, zwei ihrer Mitschülerinnen, zusammen. Nach dem die drei sich Richtung Bahnhofsgebäude bewegen und die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht haben, gehen die drei erst mal aufs Bahnhofsklo. Bei Sandra drückt die Blase, der Tee macht sich bemerkbar. Den beiden anderen geht es nicht anders.
Das Bahnhofsklo ist alt und abgewirtschaftet. Vermutlich stammt es genau wie der Bahnhof noch aus dem letzten Jahrhundert. Die Trennwände sind aus grün lackiertem Holz und über den Klos hängt der Spülkasten oben unter der Decke mit einer Kette daran um die Spülung zu betätigen.
Es riecht stark nach Urin, sauber zu bekommen ist diese alte Kloanlage nicht wirklich. Acht Kabinen, in zwei Reihen gegenüber. Eine ist besetzt, die anderen sind an diesem Morgen frei.
Sandra und ihre Mitschülerinnen geben ihrem Drang nach und entleeren ihre Blasen. In der Schwebe versteht sich. Berühren wollte diese Klos sicher niemand.
Die drei machen sich auf den Weg zum Schulzentrum.
Zwischenzeitlich sind die ersten fünf Stunden um und es ist Mittag. Gegessen wird in der schuleigenen Kantine. Heute gibt es Eintopf.
Sandra würde am liebsten gar nichts essen, aber das geht nicht und der Teller wird selbstverständlich bis auf den letzten Rest leer gegessen. Ein "mag ich nicht" ist zu der Zeit unbekannt. Während dem Essen schon drückt Sandra erneut die Blase. Klar, es ist ja seit dem letzten Klogang auch schon der ganze Vormittag vergangen. Nach der Abgabe des Geschirrs macht sie sich auf den Weg zur Toilette.
Zu dieser Schultoilette, die sie so hasst. Diese Toilette, die sie fast bis an den Rand des Wahnsinns treibt. Das Schulhaus ist alt, stammt ebenfalls noch aus dem vorigen Jahrhundert. Dazu noch aus einer Zeit, als praktisch keine Frauen diese Berufsschule besuchten. Entsprechend sind die Toiletten. Die Toiletten, die es gibt. Es sind viel zu wenige. Ganze vier Kabinen, ganze vier Toiletten-Schüsseln für 121 Schülerinnen. Die Schlange ist lang, Sandra zählt vierzehn Schülerinnen, die vor ihr um eine der vier Klos anstehen. Der Raum ist eng, dicht gedrängt steht die Schlange. Es riecht nach Klo. Es geht nur langsam vorwärts.
Sandra hat ein Problem, ihr Problem. Sie muss aufs Klo. Richtig aufs Klo und das nicht nur um ihre Blase zu entleeren. Es drückt an ihrem Hinterausgang. Sie hält ein. Sie muss es einfach einhalten. Niemals könnte Sandra auf einem dieser Klos ihr großes Geschäft machen! Niemals!! Allein schon der Gedanke, dass die anderen die in der Schlange anstehen, mitbekommen würden, wie sie hinter verschlossener Tür sich entleert - allein dieser Gedanke lässt schiere Panik in Sandra aufsteigen. Alle bekommen mit, dass sie, ausgerechnet sie, die Sandra, hier pupst und kackt. Das lässt Sandra verzweifeln. Dass die anderen ihren aller aller intimsten Geruch mit bekommen, den sie auf dem Klo hinterlässt, sorgt für noch mehr Kopfkino. Die Toiletten sind, wie praktisch überall in der DDR Flachspüler. Flachspüler wo die Exkremente in der flachen Schale frei ausdünsten können und das die ganze Zeit über, wie Sandra über ihrem frischen Haufen hocken würde. Das geht einfach nicht! Sandra drückt ihren Drang weg. Sie pinkelt und geht zurück in den Klassenraum.
Puha, noch vier Stunden Staatsbürgerkunde und dann geht es endlich nach Hause. Nach Schulschluss schnell zum Bahnhof sprinten und dann gehts auf den Weg heim.
Dreißig Minuten sind um. Sandra wird es unwohl, vom Unterricht bekommt sie nicht allzuviel mit. Sie ist damit beschäftigt, dem Druck in ihrem Unterbauch nicht nach zu geben. Verdammt, Sandra muss. Sie muss aufs Klo und das dringend! Sie drückt ihren Po auf die Sitzfläche des Stuhles. Glück gehabt, sie hält dem Druck stand.
Sandra und ihr Problem. Ihre Gedanken kreisen nur darum, dass sie halt einfach - derb gesagt - mal richtig kacken muss!!
Auch wenn der Druck jetzt etwas nachgelassen hat ist Sandra klar, dass sie so unmöglich zum Bahnhof eilen kann um den Zug zu bekommen.
Noch zehn Minuten bis Schulschluss. Die Zeit ist endlos.
Es läutet, sie packt hastig ihre Sachen zusammen und eilt aus dem Schulhaus. Jeder Schritt ist eine Qual, es drückt unbeschreiblich an ihrem Po. Auf dem Weg zum Bahnhof, zwei Strassen weiter, kommt sie an diesem Trümmergrundstück vorbei. Dem Grundstück mit dem Abbruchhaus und dem Grünzeug dahinter im Hof. Die Hofzufahrt ist mit einem Bretterzaun gesichert, aber Sandra kennt das lose Brett und zwängt sich durch. Gleich in der Hofeinfahrt reißt sie sich die Hose runter und kackt hastig auf das Pflaster. Ein, zwei, drei Würste und etwas Weiches obendrauf. Das ist Sandras dringendes Geschäft für diesen Tag. Kaum fertig Hosen hoch und weiter zum Bahnhof gerannt. Zum Po abputzen ist keine Zeit. Sandra erreicht den Zug. Verschwitzt sitzt sie nun im Abteil und fährt nach Hause.
Sandra ist verzweifelt, was hat sie da nur heute wieder gemacht?? Sie, eine junge Frau, hat wie ein Kind oder nach schlimmer, wie ein Hund aufs Pflaster geschissen! Warum nur kann es an ihrer Schule nicht genug Klos für wenigstens etwas Privatsphäre geben? Warum nur müssen sich die Schülerinnen so quälen um mit den vier Klos auszukommen? Wieso kann sie nicht einfach aufs Klo gehen wenn sie muss? Sandra laufen Tränen über die Wange. Tränen der Verzweiflung. Sandra und ihr Problem.
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bluemoon
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Re: Sandra

Beitrag von bluemoon »

Hi hottown,
wow - schön und eindrücklich geschrieben - Respekt!
Von der tollen Story abgesehen, schreibst Du sehr gut. Die Tempiwechsel und Verstärkungen sind technisch hervorragend! Gerne mehr in diesem Stil :)
hottown
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Re: Sandra

Beitrag von hottown »

das war ganz schön Arbeit für mich, wo ich doch stark Dialekt spreche und Hochdeutsch schon fast ne Fremdsprache für mich ist ;)

zum ersten mal im Osten war ich übrigens erst 1993 - man möge mir meine Unkenntnis vom "real existierenden Sozialismus" nachsehen ;)
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coopro
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Re: Sandra

Beitrag von coopro »

Sehr nette Geschichte, die Sprache ist fein, die Handlung auch! Mir gefällt auch diese implizite anprangern der Missstände in der DDR.
Weiter so! :)
the ghost
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Re: Sandra

Beitrag von the ghost »

Hat Dich dieser Artikel hier dazu veranlasst, die Geschichte zu erfinden? Berufsschule, Trümmergrundstück etc... :lol:
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überzeugter Steh- und Wildpinkler
hottown
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Re: Sandra

Beitrag von hottown »

the ghost hat geschrieben:Hat Dich dieser Artikel hier dazu veranlasst, die Geschichte zu erfinden? Berufsschule, Trümmergrundstück etc... :lol:

Ja !!
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discovery29b
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Re: Sandra

Beitrag von discovery29b »

tolle Geschichte!!
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