Erlebnisse in der DDR -1-
Verfasst: 18 MĂ€r 2018, 13:44
Eine Möglichkeit der Einreise in die DDR bis 1989 bestand darin, dass man von Verwandten oder Bekannten eingeladen wurde. Man konnte dann bei ihnen wohnen, musste sich binnen 24 Std. bei der Volkspolizei anmelden und fĂŒr die Zeit des Besuchs seinen Mindestumtausch 1 : 1 nachweisen.
Meine Bekannten waren eine Clique von Autoschraubern, die, bedingt durch die VerhĂ€ltnisse damals, recht gut betucht waren und fĂŒr die ich immer, was die so brauchten, aus dem Westen mitbrachte.
Wir betrieben so unsere GeschĂ€fte unter stĂ€ndigem Bruch der DDR-Ein- und Ausfuhrbestimmungen und ich hatte RiesenglĂŒck, dass ich nie dabei erwischt wurde.
Ich wurde mal von dem, mal von dem eingeladen, wohnte aber aus PlatzgrĂŒnden immer bei denselben Leuten.
Die Frau meines Kumpels hatte eines Tages, eine Arbeitskollegin, die Urlaub hatte, zum Kaffee mitgebracht.
Zwischen ihr und mir funkte es gleich und da ich schon ein paar Bier getrunken hatte ( in der DDR bestand die 0.0 Promillegrenze ), blieb sie die Nacht ĂŒber da und wir wollten am nĂ€chsten Tag dann zu ihr fahren.
Besagte Schrauberclique wollte am nÀchsten Tag einen Unfall-Lada instandsetzen, der ihrem Cousin gehörte ( und der auch bei den Arbeiten dabei war und half).
Aus diesem Grunde bat sie mich am Morgen, eine Weile zu warten, um zum FrĂŒhstĂŒck zu kommen, denn er wĂŒrde auch da sein und brĂ€uchte das mit uns nicht mitzubekommen.
So machten wir es dann auch.
Am nĂ€chsten Morgen wurden wir von dem Trubel und GelĂ€chter der MĂ€nner aus der KĂŒche wach. Gemeinsames FrĂŒhstĂŒck vor jedem Arbeitseinsatz gehörte dort zum Ritual. Sie ging dann ebenfalls in die KĂŒche und 15 Min. spĂ€ter kam ich nach. Die rauchgeschwĂ€ngerte Luft in der KĂŒche traf mich fast wie ein Hammerschlag.
Kurzes Gelaber noch, dann sagte mein Kumpel:" So, auf jetzt, wir mĂŒssen runter, die Arbeit wartet..." und zu mir, " wir sehn uns dann heute abend..." Die MĂ€nner erhoben sich und verschwanden runter in die Garage.
Seine Frau sagte noch zu uns:"Ich muss auch los. Lasst einfach alles so stehen und liegen, zieht die TĂŒr nach euch zu. Wir sehen uns heute abend.TschĂŒhĂŒss."
Sie verschwand und erst jetzt fiel mir auf, wie S. da stocksteif am Tisch sass, die Tasse Kaffee noch fast voll und starr vor sich hinblickte. Ich fragte sie, was denn mit ihr sei. Sie schaute mich verzweifelt an.
"Dieser viele Zigarettenrauch hier...so als hĂ€tte ich selbst eine geraucht...oooaah, ich muuuusss, ich muss wie verrĂŒckt...ich hĂ€tte eben fast in die Hose gemacht...oooaaahh, der Horror !"
*Ja,* sagte ich,*die Luft hier ist echt zum Schneiden. Dann geh doch schnell aufs Klo jetzt und dann fahren wir.*
"Auf DAASS Klo, nein...niemals..." antwortete sie und schĂŒttelte sich.
Altbau mit Plumpsklo auf der Etage, ohne Fenster, Geruchsmischung aus Kalk, Chemie und FĂ€kalien...klar, nicht gerade ein einladender Ort.
*Aber du warst doch gestern auch...*
"Ja, zum pĂŒschern schon, aber, neeneenee...bitte lass uns jetzt zu mir fahren, ich halte es nicht mehr aus."
Ich holte meine Jacke und Tasche, wir verliessen die Wohnung und fuhren los.
"Oooaah, ich halte das nicht mehr aus...hey, wo fĂ€hrst du denn hin, wir mĂŒssen rechts..."
*Ich muss mich doch erst anmelden und das geht nur von 8 bis 9 und wir haben Viertel vor, das schaff ich sonst nicht mehr."
Diese komischen Anmeldezeiten hatten mich schon immer angekotzt, aber man war daran gebunden.
Sie schaute mich entsetzt an, hielt die Hand an ihren Bauch, aus dem schon ein deutliches Grummeln zu hören war : "Ist jetzt nicht dein Ernst, oder...ich kann nicht mehr..."
*Die schauen nur in den Pass, ĂŒberprĂŒfen die ZĂ€hlkarte und die Umtauschquittung, stempeln alles ab und ich bin in drei Minuten wieder hier.*
"Okay, bitte, bitte beeile dich...denk an mein Elend...ich hab voll den Druck, lange halte ich es nicht mehr aus..."
Ich parkte mein Auto in der Seitenstrasse neben dem Seiteneingang, versprach ihr, mich zu beeilen, sprach ihr noch guten Mut zu und verschwand im GebĂ€ude. Erster Stock links, wie gehabt. Ich stĂŒrmte die Treppe hoch. Dabei fiel mein Blick durch das Fenster, das zu Hauptstrasse ging und ich sah auf dem Parkplatz jede Menge Westautos.
Oh wei, dachte ich bei mir, wenn die sich alle anmelden wollen...armer Po von S., der da jetzt unter Hochdruck steht.
Das Wartezimmer, in dem sonst 2... 3 Leutchen saĂen, war diesmal voll.
Wenn pro Anmeldevorgang drei Minuten...ĂŒberschlug ich so die Zeit...das wird echt dauern hier... was wird die S. wohl denken...oder was wird sie tun...
WÀhrend ich so meinen Gedanken nachhing, ob ich vielleich doch S. erst heimfahren und es dann in der Kreisstadt versuchen sollte, mich anzumelden, ertönte die herrische Stimme einer VP-Beamtin.
<WÀm gehört dÀr weisse BMW mit BRD-Zulassung hier in dÀr Seitenstrosse ?>
Ich erschrak...das hörte sich nicht gut an. Etwas zaghaft meldete ich mich.
<Se wissen genau, dasse dort nicht porken dĂŒrfen, kommse mo mit...>
Jetzt nimmt das Unheil seinen Lauf dachte ich noch bei mir, als wir das BĂŒro betraten.
Sie schloss die TĂŒr.
<Los, Ihren Pass, ZĂ€hlkarte, Umtauschquittung und nu machense, dasse meine alte Schulfeundin heeme fohrn, die Ărmste hot schon Bauchschmerzen, so dolle musse ... so, ihre Dokumente un nu ab...worauf wortense noch...?>
Wie in Trance nahm ich meine Papiere, stammelte was von danke und Entschuldigung und verliess das BĂŒro.
Jetzt aber nix wie weg hier, dachte ich noch so bei mir...
Fortsetzung folgt
Meine Bekannten waren eine Clique von Autoschraubern, die, bedingt durch die VerhĂ€ltnisse damals, recht gut betucht waren und fĂŒr die ich immer, was die so brauchten, aus dem Westen mitbrachte.
Wir betrieben so unsere GeschĂ€fte unter stĂ€ndigem Bruch der DDR-Ein- und Ausfuhrbestimmungen und ich hatte RiesenglĂŒck, dass ich nie dabei erwischt wurde.
Ich wurde mal von dem, mal von dem eingeladen, wohnte aber aus PlatzgrĂŒnden immer bei denselben Leuten.
Die Frau meines Kumpels hatte eines Tages, eine Arbeitskollegin, die Urlaub hatte, zum Kaffee mitgebracht.
Zwischen ihr und mir funkte es gleich und da ich schon ein paar Bier getrunken hatte ( in der DDR bestand die 0.0 Promillegrenze ), blieb sie die Nacht ĂŒber da und wir wollten am nĂ€chsten Tag dann zu ihr fahren.
Besagte Schrauberclique wollte am nÀchsten Tag einen Unfall-Lada instandsetzen, der ihrem Cousin gehörte ( und der auch bei den Arbeiten dabei war und half).
Aus diesem Grunde bat sie mich am Morgen, eine Weile zu warten, um zum FrĂŒhstĂŒck zu kommen, denn er wĂŒrde auch da sein und brĂ€uchte das mit uns nicht mitzubekommen.
So machten wir es dann auch.
Am nĂ€chsten Morgen wurden wir von dem Trubel und GelĂ€chter der MĂ€nner aus der KĂŒche wach. Gemeinsames FrĂŒhstĂŒck vor jedem Arbeitseinsatz gehörte dort zum Ritual. Sie ging dann ebenfalls in die KĂŒche und 15 Min. spĂ€ter kam ich nach. Die rauchgeschwĂ€ngerte Luft in der KĂŒche traf mich fast wie ein Hammerschlag.
Kurzes Gelaber noch, dann sagte mein Kumpel:" So, auf jetzt, wir mĂŒssen runter, die Arbeit wartet..." und zu mir, " wir sehn uns dann heute abend..." Die MĂ€nner erhoben sich und verschwanden runter in die Garage.
Seine Frau sagte noch zu uns:"Ich muss auch los. Lasst einfach alles so stehen und liegen, zieht die TĂŒr nach euch zu. Wir sehen uns heute abend.TschĂŒhĂŒss."
Sie verschwand und erst jetzt fiel mir auf, wie S. da stocksteif am Tisch sass, die Tasse Kaffee noch fast voll und starr vor sich hinblickte. Ich fragte sie, was denn mit ihr sei. Sie schaute mich verzweifelt an.
"Dieser viele Zigarettenrauch hier...so als hĂ€tte ich selbst eine geraucht...oooaah, ich muuuusss, ich muss wie verrĂŒckt...ich hĂ€tte eben fast in die Hose gemacht...oooaaahh, der Horror !"
*Ja,* sagte ich,*die Luft hier ist echt zum Schneiden. Dann geh doch schnell aufs Klo jetzt und dann fahren wir.*
"Auf DAASS Klo, nein...niemals..." antwortete sie und schĂŒttelte sich.
Altbau mit Plumpsklo auf der Etage, ohne Fenster, Geruchsmischung aus Kalk, Chemie und FĂ€kalien...klar, nicht gerade ein einladender Ort.
*Aber du warst doch gestern auch...*
"Ja, zum pĂŒschern schon, aber, neeneenee...bitte lass uns jetzt zu mir fahren, ich halte es nicht mehr aus."
Ich holte meine Jacke und Tasche, wir verliessen die Wohnung und fuhren los.
"Oooaah, ich halte das nicht mehr aus...hey, wo fĂ€hrst du denn hin, wir mĂŒssen rechts..."
*Ich muss mich doch erst anmelden und das geht nur von 8 bis 9 und wir haben Viertel vor, das schaff ich sonst nicht mehr."
Diese komischen Anmeldezeiten hatten mich schon immer angekotzt, aber man war daran gebunden.
Sie schaute mich entsetzt an, hielt die Hand an ihren Bauch, aus dem schon ein deutliches Grummeln zu hören war : "Ist jetzt nicht dein Ernst, oder...ich kann nicht mehr..."
*Die schauen nur in den Pass, ĂŒberprĂŒfen die ZĂ€hlkarte und die Umtauschquittung, stempeln alles ab und ich bin in drei Minuten wieder hier.*
"Okay, bitte, bitte beeile dich...denk an mein Elend...ich hab voll den Druck, lange halte ich es nicht mehr aus..."
Ich parkte mein Auto in der Seitenstrasse neben dem Seiteneingang, versprach ihr, mich zu beeilen, sprach ihr noch guten Mut zu und verschwand im GebĂ€ude. Erster Stock links, wie gehabt. Ich stĂŒrmte die Treppe hoch. Dabei fiel mein Blick durch das Fenster, das zu Hauptstrasse ging und ich sah auf dem Parkplatz jede Menge Westautos.
Oh wei, dachte ich bei mir, wenn die sich alle anmelden wollen...armer Po von S., der da jetzt unter Hochdruck steht.
Das Wartezimmer, in dem sonst 2... 3 Leutchen saĂen, war diesmal voll.
Wenn pro Anmeldevorgang drei Minuten...ĂŒberschlug ich so die Zeit...das wird echt dauern hier... was wird die S. wohl denken...oder was wird sie tun...
WÀhrend ich so meinen Gedanken nachhing, ob ich vielleich doch S. erst heimfahren und es dann in der Kreisstadt versuchen sollte, mich anzumelden, ertönte die herrische Stimme einer VP-Beamtin.
<WÀm gehört dÀr weisse BMW mit BRD-Zulassung hier in dÀr Seitenstrosse ?>
Ich erschrak...das hörte sich nicht gut an. Etwas zaghaft meldete ich mich.
<Se wissen genau, dasse dort nicht porken dĂŒrfen, kommse mo mit...>
Jetzt nimmt das Unheil seinen Lauf dachte ich noch bei mir, als wir das BĂŒro betraten.
Sie schloss die TĂŒr.
<Los, Ihren Pass, ZĂ€hlkarte, Umtauschquittung und nu machense, dasse meine alte Schulfeundin heeme fohrn, die Ărmste hot schon Bauchschmerzen, so dolle musse ... so, ihre Dokumente un nu ab...worauf wortense noch...?>
Wie in Trance nahm ich meine Papiere, stammelte was von danke und Entschuldigung und verliess das BĂŒro.
Jetzt aber nix wie weg hier, dachte ich noch so bei mir...
Fortsetzung folgt