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Mein Gott, wie sich die Zeiten doch ändern

Verfasst: 05 Jul 2017, 00:45
von the ghost
Sonntag unterhielt ich mich mit jemandem über eine Anekdote aus den Jahren 2000/2001. Der neu gegründete Schützenverein eines kleinen Dorfes feierte in einem Festzelt auf der grünen Wiese. Da es keinen Stromanschluss gab, wurde die Bier- und die Fressbude mit einem Notstromaggregat betrieben. Ebenso die Zeltbeleuchtung. Und da es auch kein fließend Wasser gab und demzufolge auch keine Toiletten, stellte man einfach im Gebüsch eine Schamwand auf. Scherzhaft wurde diese "Ernst-August-Ecke" genannt - in Anspielung auf die Eskapaden des Prinzen von Hannover auf der Expo. :D

Dann stellten wir fest, dass solche Dinge heute undenkbar seien. Würde man auch nur einen Flaschenbierstand für die Dauer von 2 Stunden beantragen, bekäme man vom Ordnungsamt sofort die Auflage, daneben ein Dixi-Häuschen aufzustellen. Besäufnisse ohne Toilette (ob man sie benutzen möge oder nicht) gibt es heutzutage einfach nicht mehr. Selbst bei einem Waldfest wird noch ein Toilettenwagen da hingekarrt, dessen Abfluss im Wald landet und für die Wasserversorgung sorgt die örtliche Feuerwehr mit 10 Tragkraftspritzen. :mrgreen:

Eine 13-14 jährige hörte uns aufmerksam zu und fragte dann doof, was sie denn hätte machen sollen. Ich sagte ihr bloß "Hose ein Stück runterziehen, Oberkörper um 90 Grad nach vorne klappen und Wasser marsch". Sie guckte ganz ungläubig und verstand die Welt nicht mehr. :lol: Der Kumpel und ich lachten sich halbtot und ich setzte noch einen drauf: "Ja - Mädchen spritzen rückwärts an die Wand und Jungen vorwärts". Und sie daraufhin: "wie gut, dass es hier heute Toiletten gibt". (Anmerkung: Und wenn sie noch so versifft sind und die Schlange davor noch so lang...)

Schreitet eigentlich diese Zivilisation und Technisierung soweit fort, dass das Jungvolk die einfachsten Dinge nicht mehr beherrscht und für alles "technische Hilfsmittel" braucht? Ohne Taschenrechner kann ja auch kein Teenager mehr 3*4 rechnen und ohne Smartphone und Zugriff auf Wikipedia wissen sie auch nicht, wie die Hauptstadt von Italien heißt. :cry: Aber dafür gibt es kaum noch welche, die das Abi nicht schaffen. ;) Und von den Jungen weiß auch keiner mehr, was eine Zündkerze ist und wie man die wechselt, dafür aber, dass man in der Werkstatt dafür mit EC-Karte bezahlen kann. :lol:

Re: Mein Gott, wie sich die Zeiten doch ändern

Verfasst: 05 Jul 2017, 07:16
von Julia
Ja, so ändern sich die Zeiten. In der Tat, da ist schon was dran. Aber das ist der ganz normale Wandel der Gesellschaft. Die "ältere Generationen" kennen das schon noch. Da ging man in den Wald... Ich würde das auch zum pinkeln bevorzugen, bevor ich ewig Schlange steh und dann ein total versifftes Klo antreff.
In der Hocke kann Ich noch pinkeln... Haha heut wirst da quasie fast angezeigt, wenn du mal wo wild hinpinkelst. Also im Wald störts ja keinen, im Ort - OK, manchmal verständlich, das sowas net geht.

Heut sind eben die gesetzliche Bestimmungen, die Vorgaben trastischer, als vor Jahren, wenn es auch "nur" 10 Jahre her ist.
Es wird natürlich Gründe hierfür geben. Irgendwas muss ja den Auslöser gebracht haben, das es so ist.

Aber ich denk, das ist aich bei vielen jugendlichen so, das sie einfach weniger draußen sind. Wenn Ich überleg, wie wir früher draußen gespielt haben, im Sommer, quasie nur draußen...

Naja... ein interessantes Gespräch hast du da allemals gehabt...

Re: Mein Gott, wie sich die Zeiten doch ändern

Verfasst: 05 Jul 2017, 19:47
von banane
Das ist ja leider ein allgemeiner Trend, alles zu reglementieren, zu überwachen und den Menschen keine Verantwortung mehr zu geben. Ob "die Jugend von heute" (TM) wirklich blöder ist als Generationen vor ihnen, da wäre ich mir nicht so sicher.. die können jetzt halt auch andere Sachen.
Ist es eigentlich erlaubt, draußen zu pinkeln / groß zu gehen? Also irgendwo, wo es keinen stört?

Re: Mein Gott, wie sich die Zeiten doch ändern

Verfasst: 05 Jul 2017, 20:19
von Eike Fullpants
Wenn ich da an meine Kindheit und Jugend denke, Plumsklo hinten vorm Garten, davor ein kleiner Misthaufen ... Jungs und Männer pinkelten generell auf den Mist.
Nachts, entweder drinnen in die "Nachtvase" oder den Eimer, in einem anderen Haus wo wir wohnten, waren die Trockenklos auch weiter weg vom Haus, außen war noch sowas wie ein Ausguss angebracht wo die Männer reinpinkelten ... einfach so im freien ... heute sicher für 99% unvorstellbar, aber wir haben es überlebt ;) :roll: :lol:

Re: Mein Gott, wie sich die Zeiten doch ändern

Verfasst: 06 Jul 2017, 00:22
von the ghost
banane hat geschrieben:Ist es eigentlich erlaubt, draußen zu pinkeln / groß zu gehen? Also irgendwo, wo es keinen stört?
Kommt drauf an, wo. Im Wald stört es wohl niemanden. Aber in den meisten Gemeinden ist "das Aufbringen brennbarer, ölhaltiger, ätzender, säurehaltiger oder Übelriechender Flüssigkeiten auf öffentliche Straßen, Wege und Plätze" verboten und Zuwiderhandlungen werden als Ordnungswidrigkeit geahndet. Nach herrschender Meinung gehört Urin dazu. Und als öffentlicher Platz zählt auch eine Parkanlage, die sich im Besitz der Gemeinde befindet.

Auf Privatgrund ist alles erlaubt, was der Besitzer duldet. Wälder, die einem Bauern gehören, sind ebenfalls Privatgrund. Kirchen öffentlich-rechtlicher Glaubensgemeinschaften (nicht Moscheen) sind ebenfalls öffentlich-rechtlicher Grund, jedoch sind hier nicht die Kommunen für die Einhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zuständig, sondern die Kirchenverwaltungen selbst. Wer an den Kölner Dom schifft, könnte also Post vom Dombaumeister bekommen - und zusätzlich noch mal von der Stadt Köln, wenn die Suppe auf den Vorplatz läuft. Hier haben sich aber beide inzwischen darauf geeinigt, dass die Stadt Köln die "Drecksarbeit" alleine macht - also ein erhöhtes Bußgeld festsetzt.

Scheiße fällt unter das Abfallbeseitigungsgesetz. Außer auf einem zugelassenen Misthaufen darf die nirgendwo rumliegen, weil sie als "infektiös" gilt. Egal ob öffentlicher oder privater Grund. Formalrechtlich auch nicht irgendwo im Wald.

Re: Mein Gott, wie sich die Zeiten doch ändern

Verfasst: 06 Jul 2017, 08:26
von Julia
Boahhh du kennst dich aber aus. Bist du denn auch vom "Fach" oder einfach rein aus Interesse eingelesen?

Was du geschrieben hast ist in der Tat so, dem kann Ich nichts hinzufügen. Und Ich bin da vom "Fach".
Angezeigt wird sowas des öfterens... 35 Euro werden da fürs wildpinkeln festgesetzt.

Aber da hast du immer einen Spielraum, es gibt da nicht für alles einen Tatbestand. Aber Ordnungswiedrigkeiten sinds nun mal.

Lg Julia

Re: Mein Gott, wie sich die Zeiten doch ändern

Verfasst: 06 Jul 2017, 16:37
von Benutzer 2042 gelöscht
. . . ähhh . . . was war nochmal die Hauptstadt Italiens? . . . Portugal?


[danke "ghost" für diese nette Geschichte und angestoßene Diskussion]

Re: Mein Gott, wie sich die Zeiten doch ändern

Verfasst: 06 Jul 2017, 16:55
von Deleted User 5280
mike.80993 hat geschrieben:. . . ähhh . . . was war nochmal die Hauptstadt Italiens? . . . Portugal?


[danke "ghost" für diese nette Geschichte und angestoßene Diskussion]
Entschuldigung, aber bin ich sozusagen die heutige Jugend und ich weiß sehr wohl,was die Hauptstadt von Italien ist :!:

Re: Mein Gott, wie sich die Zeiten doch ändern

Verfasst: 06 Jul 2017, 18:08
von Pipihannes
Kenn das mit dem Plumpsklo auch noch. Nur das unseres im Haus war. Wenn man fertig war, wurde ordentlich Torf darauf gestreut damit es nicht stank.
Und beim Spielen wude natürlich drauusen gepinkelt, wo man gerade war, Jungen sowieso und Mädchen manchmal.
Manchmal haben die Mädchen aber auch angehalten und kamen dann abends mit ner nassen Hose unterm Rock zu Hause an (so wie meine Schwester).

Re: Mein Gott, wie sich die Zeiten doch ändern

Verfasst: 06 Jul 2017, 18:52
von Eike Fullpants
Pipihannes hat geschrieben:, und kamen dann abends mit ner nassen Hose unterm Rock zu Hause an (so wie meine Schwester).
.... und ich hatte keine Schwester/n :cry: