Der Stuhlgang in der Lyrik
Verfasst: 13 Jul 2015, 17:33
"Guter Stuhlgang"
Ein junger Mensch, ich wieß nicht wie,
starb einst an der Hypochondrie
und ward denn auch begraben.
Da kam ein schöner Geist herbei,
der hatte einen Stuhlgang frei,
wies denn so Leute haben.
Der setzt sich notdürftig aufs Grab
und legte da sein Häufchen ab,
beschaute freundlich seinen Dreck,
ging wohl ermattet wieder weg
und sprach zu sich bedächtiglich:
"Der gute Mensch, wie hat er sich verdorben!
Hätt' er er geschissen so wie ich,
er wäre nicht gestorben!"
- geschrieben 1774 -
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Ein junger Mensch, ich wieß nicht wie,
starb einst an der Hypochondrie
und ward denn auch begraben.
Da kam ein schöner Geist herbei,
der hatte einen Stuhlgang frei,
wies denn so Leute haben.
Der setzt sich notdürftig aufs Grab
und legte da sein Häufchen ab,
beschaute freundlich seinen Dreck,
ging wohl ermattet wieder weg
und sprach zu sich bedächtiglich:
"Der gute Mensch, wie hat er sich verdorben!
Hätt' er er geschissen so wie ich,
er wäre nicht gestorben!"
- geschrieben 1774 -
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)