Ein kleiner Badesee, etwas abseits vom Campingplatz, fünf Handtücher, fünf Mädels, eine Bluetooth-Box, eine halbleere Flasche Wodka mit Kirschsaft. Das Wasser glitzerte noch, warm und weich wie Badewannenwasser. Wir waren leicht angetrunken, laut, albern – der ganze See gehörte für diesen Moment nur uns.
Irgendwann standen wir alle im Wasser, bis zum Bauch, klirrten mit unseren Plastikbechern an, kicherten über alte Geschichten. Und dann sagte Lisa ganz beiläufig:
„Also sorry Leute, ich pinkel jetzt hier rein.“
Gelächter.
„Mach ich schon den ganzen Tag so!“ – „Hab ich schon längst!“ – „Was denkt ihr denn, warum ich so lange stehen geblieben bin?!“
Und eine nach der anderen gestand, dass sie gerade... naja, erleichtert war.
Ich auch. Ich ließ einfach los. Es war warm, befreiend, wie eine heimliche Rebellion gegen alles Zivilisierte.
Aber ich merkte es sofort:
Mein Körper wollte mehr.
Nicht dieses zarte, flüssige Loslassen, sondern das andere. Das große. Das mit Nachdruck. Das mit Vorbereitung. Das, wo man normalerweise etwas liest oder aufs Handy starrt.
Ich versuchte es zu ignorieren. Ich paddelte ein Stück, lachte über irgendeinen schlechten Witz von Jana, doch der Druck ließ nicht nach. Im Gegenteil: Er klopfte jetzt. Deutlich. Von innen. Freundlich, aber dringlich.
Ich ging ein bisschen weiter raus.
Nur so… aus Vorsicht.
„Alles gut da hinten?“, rief jemand.
„Jaa-ha!“, rief ich zurück, mit einem Ton, der auch heißen konnte: "Lasst mich in Ruhe, ich genieße lieber das saubere Wasser hier drüben wenn ihr am Ufer dauernd reinpinkelt."
Ich stand da. Das Wasser bis zum Bauch. Die Beine leicht auseinander. Und dachte:
"Kann man das…? Darf man das? Macht man das? Also, groß… im See? Beim Mädelsabend??"
Mein Bauch gab die Antwort. Ein deutliches, langes Gluckern. Die Art von Geräusch, die keine Interpretation zulässt. Ich wusste: Es ist soweit. Ich hatte keine Chance. Es war das oder… eine Katastrophe auf dem Heimweg.
Ich schwamm noch ein Stück weiter, so weit, dass ich die Stimmen nur noch gedämpft hörte. Ich sah sie, wie sie tranken, tanzten, ins Wasser platschten. Niemand schaute zu mir. Zum Glück.
Ich ließ mich treiben. Versuchte, mich zu entspannen. Ich zog die Beine leicht an, als würde ich einfach ein bisschen chillen.
Und dann… ließ ich los.
Es war schräg.
Erst dieser kurze Moment des Zögerns – und dann das warme, weiche Gefühl, wie etwas sich löst und nach unten gleitet. Schwerelos, fast elegant. Ich fühlte jeden Millimeter. Und auch die Erleichterung, die damit kam – körperlich, aber auch seelisch.
Ich blieb noch eine Minute einfach so.
Ich fuhr mit der Hand durch die poritze und spülte meinen Hinterausgang etwas sauber.
Das Wasser machte alles mit sich selbst aus. Keine sichtbare Spur. Keine Fragen. Nur Stille.
Dann drehte ich mich wieder um, schwamm zurück zu den anderen.
Lisa tanzte im Wasser, jemand sang laut, und als ich dazukam, rief Jana:
„Na, warst du pinkeln oder meditieren?!“
Ich grinste.
„Beides.“
Und niemand fragte weiter.
Seeparty
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Re: Seeparty
Liebe Libelle,
eine wundervolle Geschichten, vielen Dank! So sinnlich, fast poetisch. Dass Kacken etwas tief sinnliches, aufregendes hat und auf allen, auch der seelischen Ebene, wirkt - wunderbar beschrieben. Es inspiriert mich auch zum wiederholten Mal, das selbst auch mal auszuprobieren. Danke!
eine wundervolle Geschichten, vielen Dank! So sinnlich, fast poetisch. Dass Kacken etwas tief sinnliches, aufregendes hat und auf allen, auch der seelischen Ebene, wirkt - wunderbar beschrieben. Es inspiriert mich auch zum wiederholten Mal, das selbst auch mal auszuprobieren. Danke!

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Re: Seeparty
Als ich heuer im Meer eine große Wurst reingesetzt habe (auch etwas abseits der Menschen) hat es mich dann etwas erschreckt, dass die Wurst obenauf getrieben ist und zum Strand getrieben ist. Ich bin ihr dann nach und habe sie in meinen Händen aufgelöst