Sie ist wirklich nur etwas für Liebhaber sehr, sehr langer Texte

Inhalt: Ben, gerade erwachsen geworden, bekommt von seinen reichen Eltern eine Privatlehrerin verpasst. Auf dem Weg zum Anwesen der Familie auf Tonga stürzt das Flugzeug in der Südsee ab. Nur Ben und die 24-jährige Liz, seine Lehrerin, überleben und sind auf sich allein gestellt. Logarithmen und Englisch-Aufsätze sind nun ihr geringstes Problem.
#1
Liz
Hektisch stolperte ich ins Flughafenterminal. Mein Freund Ralph folgte mir mißmutig und mühte sich mit meinen beiden riesigen, knallgrünen Koffern ab.
„Sie sind spät dran“, tadelte mich die Frau am Check-in-Schalter.
„Der Verkehr …“, entschuldigte ich mich lahm und nahm meine Bordkarte in Empfang.
Dabei war nicht der Dauer-Stau zum Airport das Problem gewesen, sondern der Streit mit Ralph. Es ging um Kleinigkeiten – wieder einmal. Der Blödmann konnte so kleinlich sein! Warum hatte er sich nicht zusammenreißen können? Schließlich würden wir nun mehrere Wochen getrennt sein.
Wir verabschiedeten uns ziemlich kühl, und ich konzentrierte mich auf den Security-Check, bevor ich noch hier mitten in der Abfertigungshalle zu flennen anfing.
Auf dem Weg zum Gate wurde ich ruhiger. Ich streifte meinen Beziehungs-Frust ab wie ein lästiges Kleidungsstück und freute mich auf die vor mir liegende Aufgabe: Ich hatte einen Job als Nachhilfelehrerin für einen Schüler ergattert, der während der Ferien versäumten Unterrichtsstoff nachholen sollte. Der Clou bei der Sache: Der Unterricht würde vormittags im Ferienhaus der Familie stattfinden. Auf Tonga! Nachmittags und an den Wochenenden würde ich frei haben und könnte mich im Südseeparadies herumtreiben. Eine fantastische Vorstellung!
Der Job war zudem spitzenmäßig bezahlt; der Vater des Jungen hatte irgendwas mit der Börse zu tun.
In der Lounge lungerten zwei Jungs herum. Beide mit Stöpseln in den Ohren und krumm über ihre Handys gebeugt. Der eine, etwas dicklich und mit einem Gesicht, das an einen Frosch erinnerte, grinste mich an, als ich mich ihnen näherte.
Der andere war hager und hoch aufgeschossen. Das Gesicht ernsthaft, mit markanten Wangenknochen. Die hohe Stirn von einer Baseball-Kappe halb verdeckt. Seine unnatürlich blasse Haut ließ darauf schließen, dass er erst vor wenigen Tagen das Krankenhaus verlassen hatte.
#2
Ben
„Hey, das muss sie sein!“ Sam stieß mich in die Rippen und deutete mit dem Kinn auf eine Frau, die auf uns zu hielt. „Scharfe Tusse, Mann, du hast vielleicht ein Glück!“
„Halt die Klappe!“, zischte ich zurück. Er hatte so laut gesprochen, dass ich Angst hatte, sie könnte ihn hören.
Allerdings musste ich ihm recht geben. Meine Nachhilfelehrerin sah umwerfend aus. Noch viel besser als auf dem Foto ihrer Bewerbungsmappe. Die strohblonden Haare trug sie kurz geschnitten. In die Stirn geschoben glänzte eine spiegelnde Piloten-Sonnenbrille und gab den Blick auf unternehmungslustige braune Augen und eine kecke Stupsnase frei. Ein weites, weißes, ärmelloses T-Shirt verbarg zwar den Oberkörper, aber die engen Jeans machten diesen Nachteil mehr als wett. Unglaublich lange Beine trennten die schmalen Hüften von den braungebrannten, sehnigen Knöcheln. Die eher zierlichen Füße steckten nackt in bequemen Sneakers.
Meine Lehrerin wirkte, als würde sie eher als Trainerin in eine Delphin-Schule passen, anstatt Sprachen an staubigen Hochschulen zu unterrichten. Aus ihrer Bewerbung wußte ich, dass sie 24 war.
„Hallo, Miss Wilson. Ich bin Ben“, murmelte ich höflich und streckte ihr meine Pfote hin.
„Hi Ben! Bin spät dran, sorry. Ich freue mich, dich endlich kennen zu lernen.“ Sie schenkte mir ein Lächeln, bei dem ich weiche Knie bekam. Ich war mir bisher immer wie ein langer Lulatsch vorgekommen, aber Mrs. Wilson war fast so groß wie ich.
„Und ich bin Sam. Hey, Sie sehen echt fantastisch aus!“, giekste mein Kumpel mit seiner schrillen Stimme und drängte sich zwischen uns.
Ihr Lächeln kühlte um einige Grad ab, als sie auf ihn hinuntersah. Gerade wollte sie zu einer Erwiderung ansetzen, da erfolgte der Boarding-Aufruf.
Sam und ich klatschten uns ab, und schon brachte uns eine Stewardess zum Flieger. Sam blieb zurück und winkte kindisch durch die Scheibe. Er ist ein guter Kumpel – aber jetzt war ich verdammt froh, dass er nicht mit nach Tonga kam.
Auf dem Flug nach LA quetschte mich Ms. Wilson gnadenlos aus. Natürlich über meinen Lernstand in allen wichtigen Fächern, und wie oft und lange ich im Unterricht gefehlt hatte. Ich wünschte, sie würde ihren Nachhilfejob nicht ganz so ernst nehmen …
Auch über meine Erkrankung wollte sie alles wissen. Vom ersten Fieber, den geschwollenen Lymphknoten bis zur Diagnose: Schilddrüsen-Karzinom. Die anschließende Chemo-Therapie und die „vorläufig-geheilt“-Entlassung aus der Klinik vor wenigen Tagen. Ob der Krebs wirklich besiegt war, würde ich erst zu Beginn des nächsten Jahres beim Check-Up erfahren. … oder wenn die Symptome zurückkehrten.
In LA hatten wir über drei Stunden Aufenthalt, bevor der Anschluß nach Fidschi aufgerufen wurde. Ich döste im Sessel vor mich hin und versuchte, mir auszumalen, wie die Ferien mit meinen Eltern und Ms. Wilson wohl werden würden. Trostlos langweilig, fürchtete ich. Trotz meiner gut gebauten Lehrerin. Schließlich hatte ich keine Chance, sie anzubaggern. Sie würde mich nicht einmal für voll nehmen.
Alle meine Kumpels waren in NY und feierten Parties ohne Ende – und ich würde auf Tonga unter der Überwachung meiner Eltern versauern.
Im Flieger war sie schon ziemlich aufgeregt gewesen. Jetzt schien sie noch nervöser zu werden. Alle halbe Stunde lief sie mit einem entschuldigenden Lächeln zur Toilette. Hatte sie Flugangst oder nur den flotten Otto? Ich beschloss, das herauszufinden.
#3
Liz
Der Flug nach LA war zum Glück ziemlich ruhig gewesen. Wie immer machte mir das Fliegen zu schaffen, obwohl ich eigentlich nicht ängstlich bin. Ich fragte Ben ausführlich nach seinen schulischen Leistungen und erkundigte mich nach seiner Erkrankung. Gut möglich, dass ich ihn damit genervt habe, aber mir half es, mich vom Flug abzulenken. Außerdem musste ich darüber so früh wie möglich bescheid wissen, um einen geeigneten Lernplan für ihn aufstellen zu können.
In LA bekam ich dann wieder Nervenflattern. Die Maschine für den Weiterflug würde viel kleiner sein als die vorige. Die Fluggesellschaft hatte den wenig Vertrauen erweckenden Namen „Fiji-Airline“. An die noch kleinere Maschine von Fidschi nach Tonga wagte ich erst gar nicht zu denken …
Erwartungsgemäß schlug mir die Nervosität auf die Eingeweide. Kaum waren wir im Transit-Bereich, spürte ich einen unangenehmen Druck im Bauch. Ich ließ Ben beim Gepäck und eilte zur Toilette. Fast alle Kabinen waren besetzt. Noch so ein Horror für mich! Die Vorstellung, meine Nebensitzerinnen könnten meine Klo-Geräusche mitbekommen, ist für mich einfach unerträglich.
So saß ich also verkrampft auf der Brille, kniff meinen Hintern zusammen und versuchte, möglichst keine Laute von mir zu geben.
Rechts neben mir knallte ein Klodeckel, jemand ließ sich ächzend darauf plumpsen und strullte einen rauschenden Wasserfall in die Schüssel, der gar kein Ende nehmen wollte. Schließlich Papiergeraschel, Reißverschluß, Spülung und sich entfernende Schritte.
Erst dachte ich, die Kabine links von mir sei ebenfalls frei, weil von dort kein Laut kam. Dann hörte ich aber doch ein leises, drückendes Stöhnen, kurze Zeit später ein „Plitsch“, als ob ein kleines, hartes Bröckchen ins Wasser geplumpst wäre. Die Vorstellung, dass meine Nachbarin jetzt in diesem Augenblick eine Stange aus ihrem Hintern schob, faszinierte mich. Schließlich war ein lautes Platschen zu hören, gefolgt von einem erleichterten Seufzen. Ich musste grinsen und war ein bisschen neidisch.
Als die Nebensitzerin gegangen war, entspannte ich mich und drückte nun endlich meinerseits.
Es kam nichts!
Ich hatte den Moment verpasst, der Druck hatte sich verzogen. Seufzend zog ich die Hosen wieder hoch und ging zu Ben zurück. Er döste, und um ihn nicht zu wecken, setzte ich mich leise neben ihn.
Die Mühe hätte ich mir sparen können: Nach wenigen Minuten knurrte und rumpelte es in meinem Bauch wie bei einem Bergsturz. Ben zog grinsend die Augenbrauen in die Höhe. „Alles okay, Ms. Wilson?“
„Bin gleich zurück“, presste ich hervor und eilte davon. Schon bevor ich den Vorraum erreicht hatte, wußte ich, dass ich es nicht schaffen würde. Mit ungeheurem Druck bahnte sich das Gas seinen Weg lautstark zwischen meinen Backen hindurch und der Krampf zwang mich in eine gebückte Haltung. Ich hastete in eine freie Kabine, schlug die Tür hinter mir zu und riß die Jeans herab.
Der gewaltige Pups war zum Glück trocken gewesen, wie ich nach einem Blick in meinen Slip erleichtert feststellte. Wieder schoß mir ein Krampf in die Eingeweide und ich spürte, wie sich mein Schließmuskel hinten weit dehnte.
Zuerst langsam, dann immer schneller quoll die Wurst heraus, wurde immer länger, bis sie fast das Wasser erreichte, riß ab und senkte sich mit einem dumpfen „Fluuurppp!“ in den Abfluß. Ich atmete auf, drückte noch zwei weichere Stücke hinterher und wischte mich ab.
Meine Befürchtungen von vorhin, jemand könnte hören, wie ich mich erleichterte, schienen mir auf einmal absurd. Ich war einfach nur froh, das Monstrum in meinem Bauch losgeworden zu sein.
Ich machte mich auf eine dumme Bemerkung von Ben gefaßt, nachdem er vorhin so unverschämt gegrinst hatte. Stattdessen war er nun seinerseits verlegen, hielt den Blick gesenkt und ging mit gerötetem Gesicht zur Herrentoilette. Täuschte ich mich, oder hatte ich mir die verdächtige Beule an seiner Hose nur eingebildet?
Ich war froh, dass der Unterricht bei seinen Eltern stattfinden würde. Meine Erfahrungen im Umgang mit Jungs beschränkten sich auf eine sehr disziplinierte chinesische Schulklasse, die ich einmal durch das Metropolitan Museum geführt hatte.
Sicherheitshalber ging ich noch zweimal zur Toilette, bevor der Weiterflug aufgerufen wurde. Mit einem flauen Gefühl im Magen marschierte ich hinter Ben an Bord.
Schon direkt nach dem Start war klar, dass dieser Flug viel ruppiger verlaufen würde. Die kleine Maschine rüttelte und knirschte, als sie sich durch die unruhigen Luftschichten kämpfte. Bei jedem Stoß zuckte ich zusammen und hielt die Armlehnen umklammert.
„Flugangst?“, meinte Ben neben mir mitfühlend.
Ich nickte nur, ohne ihn anzusehen.
Sechseinhalb Stunden sollte der Flug über den Pazifik dauern. Wie sollte ich das bloß überstehen? Mein Magen hob sich, und ich griff mit flatternden Fingern nach der Tüte.
Oh mein Gott! Was würde der Junge bloß denken, wenn er nun neben seiner verängstigten, kotzenden Lehrerin sitzen musste? Ich wäre am liebsten gestorben vor Scham.
„Auch wenn es sich unsinnig anhört: Machen Sie die Augen zu und versuchen Sie, zu schlafen“, riet er mir mit ruhiger und sehr erwachsener Stimme.
„Aber wenn ich …“, protestierte ich kläglich und deutete auf den Beutel.
„Keine Sorge! Sie werden rechtzeitig wach, falls Sie sich übergeben müssen. Glauben Sie mir, während der Chemo konnte ich das nicht nur einmal erfahren. Und bei Sheila war es genauso.“
„Sheila?“, echote ich.
„Meine Freundin. In der Klinik.“
„Oh! Ist sie …, hatte sie auch …“, stotterte ich hilflos.
„Bei ihr hat die Chemo nicht angeschlagen. Der Krebs wurde zu spät entdeckt.“ Nüchtern, sachlich.
Ich hatte Ben gewaltig unterschätzt. Der Junge hatte mehr durchmachen müssen, als mancher Erwachsene. Dass er jetzt diese bestimmt sehr schmerzhafte Erinnerung zuließ, um mir bei meiner Flugangst zu helfen, konnte ich ihm gar nicht hoch genug anrechnen.
„Das tut mir leid“, flüsterte ich und drückte seine Hand.
Er erwiderte nichts, zog sie aber auch nicht weg.
#4
Ben
Sie schlief tief und fest, wie ich es ihr vorhergesagt hatte. Angst kann man nur eine gewisse Zeit lang haben. Dann gewöhnt sich der Körper daran und Erschöpfung macht sich breit. Das hatte ich irgendwo im Netz gelesen. Seit meinen Klinikaufenthalten war ich Spezialist im Angsthaben. Angst vor der Biopsie, Angst vor dem Ergebnis. Angst vor der nächsten Nacht, Angst vor einem weiteren Kotzanfall. Die Angst, zusehen zu müssen, wie es mit Sheila zu Ende geht.
Der Vorteil war, dass andere Ängste keinen Platz mehr hatten: Ein unruhiger Flug, die Gefahr, abzustürzen – pah! Das waren bloß Peanuts.
Ihre Hand, schlank und feingliedrig, lag warm auf meiner. Bei einem besonders heftigen Luftloch fiel ihr Kopf gegen meine Schulter, aber sie erwachte nicht. Schwer drückte ihre Schläfe gegen mich, und ich versuchte, eine Position zu finden, in der sie halbwegs bequem durch meine Muskeln gepolstert wäre.
Nicht, dass ich auf meine Muskeln besonders stolz wäre … Ich hätte liebend gerne viel mehr davon!
Ich betrachtete den entspannten Mund, die vollen Lippen, auf denen keine Spur von Gloss zu sehen war. Die zarten Härchen der Brauen und die kräftigen, langen Wimpern hatten denselben strohblonden Farbton wie ihre Haare. Offensichtlich hatte sie es nicht nötig, sie zu färben.
Ihre Haut wirkte weich und zart. Ich musste mich zurückhalten, um ihr nicht über die Wange zu streichen.
Ihr Gesicht kam schließlich so zu liegen, dass sie mir ihren warmen Atem ins T-Shirt pustete. Meine Brustwarzen waren fast schmerzhaft hart. Und auch etwas anderes wurde mir schon wieder hart.
Das ist ziemlich normal, redete ich mir ein, wenn eine schöne Frau eng an dich gekuschelt schläft. Was mir mehr Sorgen bereitete, war meine Reaktion auf ihre Klogänge im Flughafen. Jedes Mal, wenn sie auf die Toilette verschwand, tauchte vor meinem inneren Auge das Bild auf, wie sie die Hosen herunterließ und sich setzte. Auch das könnte noch normal sein – viele Männer stellen sich schließlich gern eine entblößte Muschi vor.
Nur drängte sich mir stattdessen immer das Bild ihres Po auf – genauer: Des Afters im Moment des Öffnens, wenn etwas daraus hervorkommt.
War das normal? Wohl eher nicht. Ob das am Krebs lag, oder an den Medikamenten, die ich nehmen musste? Andererseits erinnerte ich mich, dass mich diese Vorstellung auch lange vor der Erkrankung schon beschäftigt hatte.
Stimmte etwas nicht mit mit?
Ich nahm mir vor, in Zukunft eher auf Brüste zu starren, als auf Popos …
Vielleicht normalisierte sich das auch wieder, wenn wir bei meinen Eltern angekommen waren. Mein Vater hatte mir stolz Fotos und Baupläne des „Anwesens“, wie er das neu gekaufte Haus gerne nannte, gezeigt. Mein Zimmer würde im Haupthaus sein, der Unterricht sollte im „Herrenzimmer“ stattfinden.
Ms. Wilson würde in einem Nebengebäude untergebracht. Damit würden wir uns nur zum Büffeln treffen, und ich könnte diese seltsamen Fantasien bestimmt rasch wieder in den Griff bekommen.
Als der Pilot ankündigte, wegen eines Unwetters über Nandi noch nicht landen zu können und etwa eine Stunde lang Schleifen fliegen zu müssen, erwachte sie.
Erst röchelte sie, schmatzte leise, dann öffnete sie die Augen. Ihr Blick war noch auf jene weit entfernte Traumwelt gerichtet, ein bißchen wirr, verschleiert.
Dann kehrte die Realität zurück, sie bemerkte meine Nähe und löste sich von mir. Setzte sich aufrecht hin. „Entschuldige“, murmelte sie verlegen und wischte sich etwas Spucke aus dem Mundwinkel.
Sie schaute sich um, blickte auf die Uhr. „Landen wir schon?“
Ich berichtete ihr, was der Pilot durchgegeben hatte, und dass wir kreisen müßten, bis das Gewitter weitergezogen wäre.
„Aber dann verpassen wir unseren Anschlußflug!“, rief sie erregt.
„Wenn wir Glück haben, kann die andere Maschine genauso wenig starten, wie wir landen können“, entgegnete ich grinsend, „dann passt es wieder.“
#5
Liz
Wir hatten kein Glück. Der Anschlußflug hob gerade ab, als unser Flieger auf der Landebahn aufsetzte. Am Schalter erwartete uns eine weitere schlechte Nachricht: Der nächste Linienflug nach Tongatapu würde erst in einer Woche stattfinden!
Wir saßen fest.
Ich versuchte, Bens Eltern anzurufen. Die Verbindung kam zu Stande, war aber so verrauscht und verzerrt, dass ich Bens Vater kaum verstehen konnte. Nach einigem Hin und Her war zumindest klar, dass wir im Hotel übernachten und am nächsten Morgen einen Flug für die drei Stunden bis nach Tonga chartern sollten.
Im schlichten Airport-Hotel buchte ich zwei Einzelzimmer mit gemeinsamem Bad dazwischen. Das war günstiger, als zwei getrennte Bäder zu nehmen – auch wenn mich Ben wegen meiner Sparsamkeit auslachte. Nach seiner Überzeugung war es seinem Dad völlig egal, ob wir Zimmer in einer billigen Absteige nahmen, oder im „Lagoon Resort & Spa“ eine Suite belegten.
Der Speiseraum war schon geschlossen. Darum ließ ich uns etwas zu essen auf mein Zimmer bringen, und wir vertilgten ohne großen Appetit ein paar labbrige Sandwiches.
Wir konnten nicht wissen, dass dies die letzten belegten Brote für lange Zeit sein würden …
#6
Ben
Was hatte sie nur in diesen riesigen, peinlich grünen Koffern? Sie schleppte gefühlt mindestens zehnmal so viel Gepäck mit sich herum, wie ich.
Beziehungsweise ich schleppte ihr Gepäck! Schließlich hatte ich leichtsinnigerweise den Gentleman raushängen lassen.
Nach dem öden Abendessen ging ich in mein Zimmer hinüber und ließ mich müde aufs Bett fallen. Schlafen würde ich sicher nicht viel – seit der Klinik hatte ich einige Schwierigkeiten damit. Aber auch beim Abhängen kann man sich erholen.
Das Hotel war extrem hellhörig. Ich lauschte auf die Geräusche aus ihrem Zimmer, hörte sie hin und her gehen. Ihre Badezimmertür klapperte und ich war gespannt, ob sie auf meiner Seite den Riegel vorlegen würde.
Sie tat es nicht. Hatte anscheinend Vertrauen zu mir, was mir auf einmal wichtig war, wie ich verwundert feststellte.
Ich hörte die Dusche rauschen, Zähne putzen, Pipi im Klo plätschern.
Die Vorstellung, jetzt einfach hineinspazieren zu können und sie auf der Toilette sehen zu können, erregte mich. Meine Hand wanderte in meine Hose und ein klitze kleines bißchen schämte ich mich, als ich mich befriedigte.
Als ich am nächsten Morgen zum Frühstück hinunter ging, hing sie schon am Telefon, um unsere Weiterreise zu organisieren. Empört legte sie auf und berichtete, die einzig verfügbare Chartermaschine sei ein 30-sitziger Lear-Jet mit fünf Crewmitgliedern.
Ich zuckte gleichgültig die Schultern und biß in meinen Toast.
„Die spinnen doch!“, regte sie sich auf, „wir können doch nicht einen so großen Vogel mit der gesamten Crew chartern, nur um uns beide nach Tonga zu verfrachten!“ Sie nannte einen Preis, der mich nicht besonders schockte, ihr aber astronomisch vorkam. Dad würde ihn anstandslos bezahlen. Da war ich mir sicher.
„Nein, das wäre nicht angemessen!“, beschied sie. Sie konnte also durchaus stur sein, wie ich belustigt feststellte. „Der Mann am Schalter versucht, eine günstigere Maschine für uns aufzutreiben. Ich hoffe, das klappt.“
Nach dem Continental-Frühstück gingen wir zum Packen nochmal auf unsere Zimmer. Ich war schnell damit fertig und legte mich wieder lang. Spielte mit meinem Handy. Sie räumte drüben wesentlich länger herum. Dann hörte ich ihre Tür zum Badezimmer quietschen.
So leise wie möglich huschte ich zu meiner Tür und legte vorsichtig mein Ohr daran.
Der Klodeckel wurde hochgeklappt. Ich hörte Stoff rascheln, hörte, wie sie sich setzte. Ein Seufzer, dann plätscherte Urin.
Stille.
Wieder ein Seufzer. Oder war das ein Drückgeräusch? Mit angehaltenem Atem lauschte ich.
Ja, eindeutig Drücken! Ein leises Knarren der Brille, als ob sie sich nach vorn beugte.
Wie mochte sie jetzt wohl aussehen? Das T-Shirt etwas hochgeschoben, der flache, gleichmäßig gebräunte Bauch sichtbar? Straffe Oberschenkel, die in einer atemberaubenden Kurve in den Po und schließlich den Rücken übergingen?
Nun ein Platschen. Etwas Weiches fiel ins Wasser. Noch einmal. Dann ein Knistern, das lauter wurde und den Darminhalt zusammen mit viel Luft ins Freie schob.
Erleichtertes Aufatmen. Sie riß Papier ab, mehrfach.
Stand auf, zog die Hose hoch und spülte.
Die Bürste klapperte, während sie ein zweites und drittes Mal spülte. Händewaschen.
Ich schrak zusammen, als sie unvermittelt an die Tür klopfte, gegen die ich mein Ohr presste. Hastig wich ich zurück, bevor ich antwortete.
„Hast du fertig gepackt?“, fragte sie.
„Ich geh noch kurz aufs Klo, dann können wir“, entgegnete ich und öffnete die Tür von meiner Seite. Verlegen schaute sie mich an. „Ähm, vielleicht solltest du lieber unten gehen …“, stammelte sie, „hier riecht es ein bißchen.“
„Unten ist es so dreckig.“ Ich stotterte jetzt auch und wurde rot, als ich ihren Duft bemerkte. ‚Ein bißchen‘ war ziemlich untertrieben. „Macht doch nichts. Bei mir stinkt es genauso.“ Ich versuchte, meine Verlegenheit betont forsch zu überspielen.
Jetzt lächelte sie sogar. „Ich habe dich gewarnt“, frotzelte sie und ging in ihr Zimmer hinüber.
Ich klappte den Deckel hoch. Der Geruch verstärkte sich noch, und ich bemerkte trotz ihres Bürsteneinsatzes ein paar winzige braune Spuren. Mir war schwindlig vor Erregung, als ich mich auf die noch warme Brille setzte. War gar nicht sicher, ob ich überhaupt musste. Testweise drückte ich ein bisschen, spürte hinten etwas. Ja, könnte klappen.
Aus Ms. Wilsons Zimmer kam kein Laut. Bestimmt war sie schon nach unten gegangen.
Plopp, plopp, plopp fielen ein paar Brocken aus meinem Hintern. Es ist ein geiles Gefühl, wenn das Loch geweitet wird und man sich erleichtert. Eine dicke, harte Wurst fiel in den Abfluß. Bevor ich Papier benutzte, stand ich auf und betrachtete sie. Fast schwarz schwamm sie knubbelig im Siphon. Am Rand waren noch die hellbraunen Spuren von Ms. Wilsons Hinterlassenschaften zu sehen.
#7
Liz
Ich konnte nicht glauben, dass ich das tat! Mitten im Zimmer stand ich, in jeder Hand einen Koffer – unfähig, mich vom Fleck zu rühren. Lauschte ich wirklich gerade den Klogeräuschen meines Schülers? Was sagte das über mich aus?
Es war mir unendlich peinlich gewesen, als er die Tür geöffnet und meine Duftwolke bemerkt hatte. Andererseits erregte mich genau diese Vorstellung: Er ist jetzt umgeben von meinen Geruch! Nur mit Mühe konnte ich mich davon abhalten, zu ihm hineinzugehen. Mir zitterten die Knie, und ich spürte Feuchtigkeit im Schritt.
Genug jetzt! Ich musste mich zusammenreißen. Immerhin war ich für ihn verantwortlich. Ich musste noch das letzte Stück unserer Reise organisieren, dann würden diese seltsamen Gedanken bestimmt wieder im Unterrichtsalltag bei seinen Eltern verschwinden.
Fast gewaltsam musste ich mich losreißen. Mich zwingen, zur Tür zu gehen und die Treppe hinunter zu steigen. An der Rezeption lag eine Nachricht für mich: Eine 6-sitzige Piper samt erfahrenem Pilot würden für uns bereit stehen. Na also.
Ben kam ebenfalls die Treppe herab, und ich teilte ihm die Neuigkeit mit. In Gedanken versunken trotteten wir zum Terminal hinüber.
Das Flugzeug, das mit laufendem Propeller auf uns wartete, wirkte wie Kinderspielzeug gegen die großen Maschinen daneben. Mir stieg ein Kloß in den Hals. Dieser Bananenkiste sollten wir uns anvertrauen? Je näher wir kamen, desto fürchterlicher wurde der Eindruck. Die Maschine war in einem verwahrlosten Zustand, verschmutzt und ölverschmiert. Hätten wir doch besser den teuren Lear-Jet nehmen sollen?
„Lady, lassen sie sich vom ersten Eindruck bloß nicht täuschen“, röhrte eine laute Bassstimme aus dem Inneren, „das Vögelchen und ich haben in den letzten 30 Jahren noch nie einen Notfall gehabt. Es gibt hier über den Inseln wenige, die das von sich behaupten können.“
Falls mich das beruhigen sollte, wurde es durch den nächsten Schock wieder zunichte gemacht: Der Pilot war der dickste Mensch, dem ich jemals begegnet bin. Sein ausladender Körper beanspruchte noch einen Teil des zweiten vorderen Sitzes. Die massigen Arme schienen den Steuerknüppel kaum erreichen zu können. Auf den feisten Hamsterbacken thronte eine riesige Fliegerbrille und ein fleischiger Mund grinste uns an.
Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie dieser Koloss durch die kleine Einstiegsluke gekommen sein konnte.
Mit dem Daumen wies er nach hinten. „Sie müssen in der zweiten Reihe sitzen. Bei mir vorne ist leider kein Platz.“
Ich zögerte. Sollten wir das wirklich wagen? Andererseits: Womöglich war die andere Maschine schon längst nicht mehr verfügbar.
„Legen Sie die Koffer im Heck auf den Boden! Und schnallen Sie sich an.“
Ich zögerte immer noch.
„Machen Sie schon, Lady, wir haben bereits Startfreigabe! Übrigens hab ich seinen Dad auch schon geflogen.“ Er wies auf Ben. „Abrechnen tu ich direkt mit ihm. Sie brauchen mir nichts zu bezahlen.“
Das gab den Ausschlag. Wenn Bens Vater mit dem Piloten bekannt war, würde bestimmt alles seine Richtigkeit haben. Noch ehe wir die Gurte angelegt hatten, dröhnte der Motor auf und wir rollten. Wundersamer Weise erhob sich die Maschine trotz des enormen Pilotengewichts in die Luft. Mit kleinen, sanften Bewegungen steuerte der Mann das Flugzeug und ich beruhigte mich endlich. Kaum waren wir über dem offenen Meer, wandte sich der Pilot zu uns um. „Ich bin übrigens Timothy Wallaby. Meine Freunde nennen mich Tim. Sie können sich nun abschnallen, wenn Sie möchten. Das Wetter ist ruhig, und wir sind in etwa fünf Stunden am Ziel. Wir müssen nicht am Airport landen, sondern können direkt auf der Wiese vor dem Haus deines Vaters runtergehn, Ben.“
„Fünf Stunden?“, rief ich überrascht, „ich dachte, die Flugzeit beträgt bloß drei!“
Der Fleischberg lachte dröhnend. „Das ist kein Jet, Lady. So schnell ist mein Vögelchen nicht. Dafür fliegen wir tiefer und Sie haben einen herrlichen Blick auf die vielen Inseln und Atolle.“
Während er flog, stopfte er aus einer XXL-Tüte Kartoffelchips in sich hinein.
Seufzend ergab ich mich in mein Schicksal. Ben hatte die Augen geschlossen und döste seelenruhig vor sich hin. Ich versuchte ebenfalls, meinen Puls ruhig zu halten und die grandiose Aussicht zu genießen: Kobaltblaues, kristallklares Wasser, winzige Atolle, weiße, menschenleere Strände und dichte grüne Urwälder auf den Inseln. Im Netz hatte ich gelesen, dass das Königreich Tonga aus 176 Inseln besteht, von denen nur 36 bewohnt sind. Manche Inseln sind so winzig, dass sie sich wie ein Sandhaufen nur ein paar Zentimeter über den Meeresspiegel erheben. Andere so groß, dass man sich fragt, warum in dieser Idylle keine Menschen siedeln.
„Madam, könnten Sie mir bitte die Wasserflasche von dort hinter dem Sitz herüberreichen?“, krächzte Tim auf einmal heiser, „meine Kehle ist wie ausgedörrt.“
Ich angelte nach der silbernen Flasche und öffnete sie. Ich konnte nicht verhindern, dass ich kurz und unauffällig daran schnupperte. Erleichtert stellte ich fest, dass sie keinen Alkohol enthielt, sondern nur ganz gewöhnliches Leitungswasser. Ich reichte sie ihm nach vorne und nahm beunruhigt Tims hochrotes Gesicht wahr. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und er rieb sich mit einer Hand den Magen.
„Ist Ihnen nicht gut?“, fragte ich besorgt.
„Nur ein bisschen Magenschmerzen“, antwortete er, „hab wohl zu viel von den verdammten Chips gegessen.“ Er rülpste leise und trank noch einen Schluck Wasser. „Jetzt wird es besser. Wir haben schon mehr als die Hälfte der Strecke hinter uns.“
Eine halbe Stunde später rief er mich erneut. „Der Magen meckert immer noch. Könnten Sie mir nochmals einen Gefallen tun? Da drüben im Erste-Hilfe-Kasten müsste noch ein Streifen Tabletten sein. Drücken Sie bitte zwei davon raus und geben Sie sie mir auf die Hand.“
Ich fand die Dinger und gab sie ihm. Irgendwelche harmlosen Medikamente gegen Völlegefühl. Ich erschrak, als ich sein Gesicht sah. Statt unnatürlich rot war die Haut nun sehr blaß. Ja, eigentlich sogar richtig grau. Immer noch stand ihm Schweiß auf der Stirn und er rieb sich stöhnend den linken Oberarm.
„Tim, was ist mit Ihnen? Kann ich irgend etwas für Sie tun? Sie müssen schnellstens zu einem Arzt!“, rief ich gegen den Lärm des Motors an.
Er winkte ab. „Keine Chance! Die nächste bewohnte Insel ist Tonga, unser Ziel. Die erreichen wir in gut zwei Stunden. So lange werde ich schon noch durchhalten. In ein-einhalb Stunden sind wir auch wieder in Funkreichweite.“
Nicht wirklich beruhigt setzte ich mich wieder neben Ben, der die Augen nun offen hatte und mich fragend musterte. Ich zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Tim geht es nicht gut“, sagte ich knapp.
Wieder winkte mich Tim nach vorne. Ich erschrak bis ins Mark, als ich sah, dass die linke Hand nun kraftlos auf seinem gewaltigen Oberschenkel lag. Sein Kopf zuckte und bebte, und er hatte Mühe zu sprechen. „Lady, ich muss runtergehen, so lange ich noch kann“, krächzte er mit schmerzverzerrtem Gesicht, „legen Sie Schwimmwesten an, setzen Sie sich zu dem Jungen und halten Sie sich beide gut fest. Und schnallen Sie sich nicht an, hören Sie? Auf keinen Fall anschnallen!“
Panik krallte sich mit eiserner Faust in meinen Bauch. Trotzdem funktionierte ich irgendwie. Ich kletterte ins Heck und suchte die Schwimmwesten. Währenddessen spürte ich, wie die Maschine bereits in den Sinkflug über ging. Ich reichte eine der Westen Ben und sagte ihm, er müsse seinen Gurt lösen. Eine streifte ich mir über den Kopf, die dritte wollte ich Tim geben.
Der schüttelte den Kopf, schrie „Sofort hinsetzen!“ und drosselte den Motor. Ich stand immer noch zwischen den Sitzreihen und war nicht in der Lage, meinen Blick von der rasend schnell näher kommenden Meeresoberfläche zu lösen. Irgendwelche Inseln konnte ich nicht erkennen, rings um uns nur Wasser. Nur Zentimeter über dem Meer zog Tim das Flugzeug noch einmal hoch. Ich starrte direkt in die Sonne, sah nur noch gleißenden Himmel durch die Scheiben. Der Motor spuckte, die Maschine wurde langsamer. Dann kippte sie vornüber.
Tim sackte leblos aufs Steuerhorn. Wieder war das Meer zu sehen, und wir fielen direkt darauf zu.
Vom Aufprall habe ich nur mitbekommen, wie die Frontscheiben mit einem lauten Knall zerplatzten. Wasser schoss ins Innere. Ich spürte, wie das Flugzeug bei dem harten Schlag auseinanderbrach. Dann knallte ich mit dem Kopf gegen eine Strebe und es wurde dunkel.
#8
Ben
Als ich die Schwimmweste in der Hand hielt, wusste ich, dass es nun ernst wurde. Von meinem Platz aus konnte ich nicht sehen, was im Cockpit vorging. Die Piper schoß steil nach unten, wurde hochgerissen, sackte durch.
Ich hätte erwartet, dass sich in diesen letzten Sekunden mein Leben vor mir abspulen würde: Meine Kindheit, meine Eltern, meine Kumpels.
Stattdessen hatte ich nur einen einzigen Gedanken: Wenigstens krepierst du nicht an Krebs.
Das Flugzeug knallte so hart aufs Wasser wie auf Beton. Ich wurde mitsamt meinem Sitz durch den Boden hindurch in die Tiefe gerissen. Die Schwimmweste bremste meinen Tauchgang, während der Sitz unter mir in der Schwärze verschwand.
Benommen und schwindlig versuchte ich mich zu orientieren. Die sperrige Schwimmweste zog mich in eine Richtung und ich schlug um mich, um dagegen zu halten. Irgendwann dämmerte mir, dass die Weste wohl einfach ihren Job machte, und ich hörte auf, mich dagegen zu wehren.
Wie ein Korken durchbrach ich die Oberfläche, schnappte nach Luft, wurde erneut unter Wasser gedrückt, schluckte salziges Wasser, bevor ich wieder auftauchte.
Tief sog ich Luft in meine Lunge, versuchte, mich umzusehen. Obwohl meine linke Seite wie Feuer brannte und meine Rippen einen heftigen Schlag abbekommen hatten, schnellte ich mich so hoch wie möglich aus dem Wasser und drehte mich dabei um die eigene Achse. Ein paar Trümmer des Flugzeugs waren das einzige, was ich ausmachen konnte. „Ms. Wilson! Tim!“, schrie ich, so laut ich konnte.
Endlich meinte ich, etwas Gelbes zu sehen, das sofort wieder in einem Wellental verschwand. Ich schwamm darauf zu, kam aber wegen der unförmigen Weste kaum voran.
Da, wieder! Diesmal etwas rechts von mir. Ich griff danach — und starrte in das leblose Gesicht meiner Lehrerin. Sie hatte eine klaffende Wunde an der Schläfe, aus der sie heftig blutete.
Verzweiflung würgte mich. Ich schüttelte sie, brüllte ihren Namen. Sie reagierte nicht. Ich heulte Rotz und Tränen, überlegte krampfhaft, was ich über Wiederbelebung wusste. Nichts davon konnte ich anwenden, solange wir im Wasser trieben. Ich konnte nicht einmal feststellen, ob sie überhaupt atmete. Immer wieder rollten Wogen über uns hinweg, ihr Kopf baumelte haltlos vor und zurück. Der Ohnmachtskragen ihrer Schwimmweste hielt ihr Gesicht nur knapp über dem Wasser.
Ich stieß mich ein Stück von ihr ab und versuchte durch Hochschnellen wieder einen Überblick zu gewinnen, schrie nach unserem Piloten, suchte den Horizont nach einem rettenden Ufer oder einem Schiff ab.
Als ich mich nach Ms. Wilson umwandte, war sie verschwunden.
Eine Welle der Panik erfasste mich, und ich war drauf und dran, meine Schwimmweste auszuziehen, um nach meiner Lehrerin zu tauchen. Dann entdeckte ich sie in einiger Entfernung. Sie trieb rasch von mir fort.
Mit aller Kraft paddelte ich, um ihr nachzukommen. Tatsächlich schaffte ich es, sie wieder zu erreichen, war nun aber mit meinen Kräften völlig am Ende. Alle Muskeln hatten sich schmerzhaft verkrampft und mein Herz raste.
Farbige Ringe tanzten vor meinen Augen und ich fürchtete, ohnmächtig zu werden. Damit wir nicht wieder getrennt würden, zwängte ich einen Arm unter das Rückenteil ihrer Weste und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
Anscheinend wurde ich wirklich eine Zeitlang bewußtlos. Als ich wieder zu mir kam, hatte ich rasende Kopfschmerzen. Meine Augen waren zugeschwollen, und ich konnte kaum noch etwas sehen.
Mein Arm war völlig taub, steckte aber zum Glück immer noch in Ms. Wilsons Schwimmweste. Heftiger Brechreiz kroch meine Kehle hoch. So mies hatte ich mich nicht einmal während der Chemo gefühlt.
„Du hast einen Sonnenstich“, analysierte mein Verstand überraschend klar. Ich schöpfte kühles Wasser über unsere Köpfe. Ms. Wilson rührte sich immer noch nicht. Die Wunde an ihrer Schläfe blutete weiter.
Ich wertete das als gutes Zeichen. Tote bluten nicht, hatte ich mal irgendwo gelesen.
Den Gedanken an Haie unterdrückte ich umgehend.
Ich fröstelte. Der Pazifik war zwar relativ warm, trotzdem kühlten unsere Körper langsam aus. Ich konnte regelrecht spüren, wie das Wasser die Energie aus mir heraus zog.
Während die Sonne im Schneckentempo über den Himmel kroch, hatte ich Halluzinationen wie auf einem Trip nach schlechtem Speed: Suchflugzeuge flogen über uns hinweg, und die Menschen an Bord winkten uns hämisch zu. Mein Kumpel Sam kam auf einem Baumstamm sitzend vorbei und hielt mir böse grinsend ein Eis vor die Nase. Ein U-Boot rammte meine Beine und versuchte, Ms. Wilson von mir fort zu reissen. Ich klammerte mich an sie. Wieder rammte es seinen stählernen Rumpf in meine Beine, dass mir schier die Knochen brachen. Dazu ertönte ein gewaltiges Rauschen um mich herum.
Beim dritten mal kapierte ich endlich, dass das U-Boot der Meeresboden war. Mühsam trat ich Wasser, schlug mir die Knie an Steinen auf, versuchte, mich voranzuschieben. Endlich lagen wir beide im Spülsaum.
Es dauerte lange, bis ich es schaffte, mich auf alle Viere zu stemmen. Und noch länger, Ms. Wilson endgültig aus dem Wasser zu ziehen. Als ich die Wunde an ihrer Schläfe betastete, öffnete sie flatternd ihre Augen. Sie stöhnte und driftete sofort wieder weg.
Ich setzte mich in den warmen Sand, legte ihren Kopf auf meinen Schoß. Ein kurzer Blick in die Runde — zu mehr war ich nicht mehr fähig.
Strand und Meer waren menschenleer.
#9
Liz
Dröhnender, hallender Kopfschmerz bohrte sich in meinen Schädel. Mein Magen krampfte sich zusammen und gab Unmengen von scharfer Flüssigkeit von sich, die mir die Kehle aufriss.
Du meine Güte, mit was für einem Gift hatte ich mich bloß abfüllen lassen? Ich hatte keinerlei Erinnerung an die Party. Meine Augen brannten und ich zitterte vor Kälte.
Eine Hand legte sich sanft auf meinen Kopf und eine krächzende Stimme murmelte irgendwas. Mein Bett war voller Sand. Wo war bloß meine Decke?
Langsam, ganz langsam kam die Erinnerung wieder zurück.
Ben, der Flug, der Absturz.
Ich keuchte, versuchte aufzustehen. Jemand hielt mich fest.
„Vorsichtig! Sie sind verletzt und waren lange bewußtlos.“
Endlich klärten sich die verschwommenen Farben vor meinen Augen. Ich sah Jeansstoff, einen nackten Oberkörper mit einer riesigen, in allen Farben schillernden Prellung an der Seite, darüber das lächelnde Gesicht von Ben.
Ich tastete nach dem Schmerz an meiner Schläfe, zuckte zusammen und betrachtete meine blutigen Finger.
„Trinken Sie etwas, das wird Ihnen gut tun.“ Er hielt mir sein T-Shirt hin. Verständnislos blickte ich darauf.
„Sie müssen den Stoff aussaugen. Ich habe ihn in Süßwasser getunkt.“, erklärte er. Das Wasser schmeckte brackig abgestanden nach Salz, Schweiß und Dreck. Mir wurde wieder übel. Aber tatsächlich fühlte ich mich danach ein wenig besser.
„Wo sind wir?“
„Auf einer Insel. Vermutlich ist sie unbewohnt. Wir wurden hier an den Strand gespült.“
„Und Tim?“, fragte ich bang.
Ben senkte den Blick und schüttelte den Kopf.
Mir fielen die Einzelheiten des Absturzes wieder ein: Unser massiger Pilot ohne Schwimmweste, zusammengesackt auf dem Steuerhorn.
Ich legte Ben eine Hand auf den Arm. „Er war schon tot, als wir auf dem Wasser aufgeschlagen sind“, sagte ich leise, „er muss einen Herzanfall oder so etwas gehabt haben.“ Irgendwie schien mir die Vorstellung, dass Tim nicht ertrunken war, seltsam tröstlich.
„Hat er vor dem Absturz noch einen Notruf absetzen können?“
Ich überlegte. Entschied mich für die Wahrheit.
„Nein.“
Ben nickte, dann straffte er sich. „Bis hierher haben wir es erst einmal geschafft, jetzt müssen wir durchhalten, bis sie uns finden.“
In versuchte mich an einer Bestandsaufnahme unserer Situation. Sie fiel denkbar kurz aus: Wir trugen jeder eine Short, ein T-Shirt und Unterwäsche. Dazu zwei Schwimmwesten. In meiner Hosentasche befanden sich eine verbogene Haarklammer und vom Wasser aufgelöste Papiertaschentücher. Die hintere Tasche, in der meine Geldbörse und mein Pass gesteckt hatten, war abgerissen.
Unsere Verletzungen waren zum Glück nicht allzu schlimm. Bens Prellungen hatten bestimmt auch die ein oder andere Rippe angeknackst, aber das würde von selbst wieder in Ordnung kommen. Genauso meine Platzwunde am Kopf. Sie verschorfte bereits und hatte aufgehört zu bluten.
Blieben noch diverse Schürfwunden, Sonnenbrand — unwichtig. Kleinkram.
Was brauchten wir zum Überleben? Zuerst einmal Trinkwasser. Ben schien ja bereits eine Quelle oder so etwas gefunden zu haben. Ohne Essen würden wir es schon noch ein paar Tage aushalten.
Dann brauchten wir unbedingt etwas, womit wir uns bemerkbar machen konnten, sobald ein Suchflugzeug oder ein Boot auftauchte.
Ben zog eine Trillerpfeife aus der Tasche seiner Schwimmweste und pustete testweise hinein.
Wir brachen gleichzeitig in Lachen aus. Das Ding sah nicht nur aus wie ein Spielzeug, sondern war genauso unnütz. Ebensogut könnten wir ein Liedchen singen, wenn sich ein Flugzeug näherte …
„Wir brauchen ein Signalfeuer“, überlegte Ben.
Ich stimmte ihm zu. Aber wie sollten wir das anstellen? Wir hatten kein Feuerzeug. Vielleicht Stöckchen aneinanderreiben? Ben versuchte es, gab aber schnell auf, als das Holz ihm in die aufgeweichten Handflächen schnitt.
„Ein Muster im Sand, das aus der Luft zu sehen ist“, rief ich. Geeignete Steine fanden wir zwar nicht, aber wir trampelten ein großes „SOS“ in den Sand.
Schon diese kleine Anstrengung hatte uns erschöpft.
Bis zum Abend hielten wir uns im Schatten eines knorrigen Strauches auf und saugten immer wieder ein paar Mund voll Wasser aus Bens T-Shirt, das er in eine wassergefüllte Vertiefung auf einem Felsblock tauchte. Wir lauschten vergeblich auf Motorenlärm.
#10
Ben
Als die Sonne fast den Horizont berührte, wurde es kühler. Ich beschloß, die Gegend zu erkunden. Ms. Wilson nickte und stand mühsam auf. Auch meine Beine fühlten sich wie aus Gummi an.
Wir schleppten uns den Strand hinauf zum Wald. Versuchten, einen Pfad zu finden oder etwas, das menschengemacht aussah. Allerdings kamen wir nicht weit: Das Dickicht war so verschlungen, dass wir ohne eine Machete kaum ein paar Meter hinein kamen. Außerdem hatten wir keine Schuhe an und wussten nicht, ob nicht Schlangen oder Skorpione im Sand lauerten.
Als ich mich umwandte, stand sie nachdenklich vor einem Baum, der Früchte trug.
„Was ist das, Ms. Wilson?“
„Keine Ahnung, könnte ein Brotfruchtbaum sein. Ich bin mir aber nicht sicher.“
„Übrigens“, fuhr sie fort, „sollen wir nicht mal dieses Schüler-Lehrerin-Spiel unterbrechen? Wir sind im Moment völlig auf uns gestellt — und ich fühle mich gerade wirklich nicht in der Lage, für dich die Gouvernante zu spielen. Oder Spanisch zu unterrichten.“
Wir grinsten uns an, gaben uns förmlich die Hand.
„Also ich bin Elizabeth — Liz.“
„Freut mich, dich kennenzulernen! Ich bin Ben, aber das weißt du ja schon.“
Das Lachen tat uns gut.
„Meinst du, wir sollen von den Früchten probieren?“
„Lieber nicht. Solange wir nicht wirklich hungrig sind … Vielleicht brauchen wir sie gar nicht. Bestimmt taucht morgen ein Suchflugzeug auf.“
In der Nacht schliefen wir unruhig. Es wurde empfindlich kühl und ich sehnte mich nach einer Decke. Über uns erstreckte sich ein gigantischer Nachthimmel. So viele Sterne hatte ich noch nie zuvor gesehen.
Immer wieder schreckte ich hoch, starrte in die Dunkelheit. Kleine Tiere huschten über den Sand oder machten Geräusche im Wald. Am liebsten hätte ich mich an Liz gekuschelt, getraute mich aber nicht.
Noch vor Sonnenaufgang gingen wir zum Strand hinunter. In der Ferne glänzte etwas Weißes.
„Hey, Liz, das ist ein Stück vom Flugzeug!“, rief ich und rannte auf das Wrackteil zu. Es war die Schwanzflosse mit dem Seitenleitwerk. Die scharfe und verbogene Abbruchkante ließ uns gruseln.
„Komm, wir nehmen es mit.“
„Was willst du denn mit dem Ding?“
Ich ließ mich nicht beirren. Wir schleppten das schwere Teil über den Strand. Mussten immer wieder absetzen. Schließlich erreichte ich mein Ziel: Das „O“ in unserem SOS-Schriftzug.
„Gute Idee, Ben!“, keuchte sie stöhnend.
Wir suchten noch weiter den Strand ab, fanden aber nichts mehr, außer etwas angeschwemmtes Holz. Nicht einmal den typischen Zivilisationsdreck gab es hier, der sonst an allen Küsten zu finden war. Ich hatte gehofft, wenigstens eine Plastikflasche zu finden, mit der wir Regenwasser hätten auffangen können. Oder Reste von Fischnetzen, aus denen man Stricke basteln könnte. … und warum nicht gleich eine Werkzeugkiste und Bauholz für eine Hütte?
Mutlos trabten wir zu unserem Baum zurück und legten uns wieder in den Schatten. Es wurde mit der höher steigenden Sonne heiß und der Sand glühte, sodass wir barfuß kaum darüber laufen konnten.
Das Wasser in der Felsmulde verdunstete in alarmierendem Tempo.
#11
Liz
Ich machte mir keine Illusionen über unsere Rettung: Natürlich würde Bens Vater Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um seinen Sohn zu finden. Aber wo sollte er suchen? Niemand wusste, wo wir abgestürzt waren. Wir hatten auf unserem Flug keine anderen Flugzeuge oder Schiffe gesehen. Vermutlich waren wir weit ab von allen üblichen Routen.
Und selbst wenn noch ein paar Trümmer auf dem Wasser sichtbar wären und tatsächlich gefunden würden: Wir waren viele Stunden im Wasser getrieben und niemand könnte ahnen, wohin uns die Strömung gebracht hatte.
Mir war zum Heulen.
Wahrscheinlich würde die Suche nach ein paar Tagen eingestellt werden, und man würde davon ausgehen, dass wir ertrunken wären.
Ich beschloß, trotzdem die Hoffnung nicht aufzugeben und vor allem Ben nichts von meinen Überlegungen mitzuteilen. Er fand sich überraschend schnell in die ungewohnte Situation. Die Idee, das Wrackteil gut sichtbar im Sand abzulegen, war genial.
Ich spürte ein Brennen zwischen den Beinen und merkte überrascht, dass ich pinkeln musste. Ich hatte gar nicht mehr darauf geachtet. Wann hatte ich überhaupt zuletzt Wasser gelassen?
Ich ging ein paar Schritte außer Sichtweite, hockte mich hinter einen großen Stein.
Mein Urin war dunkel, roch scharf und brannte in der Harnröhre wie Feuer. Mit zwei Fingern spreizte ich meine Schamlippen und suchte nach einer Entzündung, konnte aber keine entdecken.
Wir mussten unbedingt mehr trinken, sonst würden wir dehydrieren!
„Ben, wir brauchen Wasser!“, sagte ich, als ich zurückkam.
Matt hielt er mir das nasse T-Shirt hin.
„Das reicht nicht.“ Ich schüttelte den Kopf. Mir war wieder schwindlig.
„Ich war gerade pinkeln und der Urin ist viel zu dunkel und scharf. Wir müssen mehr Wasser trinken.“
Jetzt hatte ich seine Aufmerksamkeit. Er grinste verlegen. „Mhm. Hab ich auch gemerkt. Fühlt sich an, als würde man Stacheldraht pissen.“
Er zeigte auf das Felsbecken, das nun schon fast ausgetrocknet war. „Mehr haben wir nicht.“
Trotz der Gluthitze suchten wir nach weiteren Felsmulden. Wir fanden mehrere, aber alle waren trocken.
Ben kletterte auf einen Baum und fand dort im Schatten eine Vertiefung, in der sich etwas Regenwasser angesammelt hatte. Das Wasser war braun vom verrottenden Holz und wimmelte von winzigen Würmern, Käfern und Larven.
„Vielleicht, wenn wir es durch den T-Shirt-Stoff laufen lassen?“, fragte er zweifelnd.
„Lieber nicht“, antwortete ich, „wer weiß, was da noch alles drin ist, was sich nicht rausfiltern lässt …“
Enttäuscht machten wir uns wieder auf den Weg. Nahmen ein paar Früchte vom „Brotfruchtbaum“ mit, die uns einigermaßen reif erschienen.
„Wir können versuchen, sie auszulutschen“, überlegte ich und biss hinein.
Ich kaute und hoffte, dadurch etwas Flüssigkeit herauszuquetschen. Die zähen Fasern spuckte ich wieder aus. Nach dem Schlucken hatte ich einen öligen Geschmack im Mund.
„Und?“, fragte Ben gespannt.
„Hm, mehlig wie rohe Kartoffel. Etwas scharf. Deutliche Noten von Erde und Katzenpisse. Terpentin-Bouquet im Abgang.“
Er lachte und griff sich ebenfalls eine Frucht.
„Wenn du den Durst noch aushältst, solltest du lieber noch warten“, warnte ich.
„Wieso denn?“
„Schauen wir erstmal, wie es mir in ein, zwei Stunden gehen wird …“
„Quatsch!“, unterbrach er mich ruppig, „wenn’s dir wieder hochkommt, spucken wir halt zusammen. Und wenn der Schuß nach hinten losgeht, …“
Wir alberten herum wie überdrehte Kinder. Heute denke ich, dass uns dieser Humor vor der Verzweiflung bewahrt hat.
Außer etwas Magendrücken konnten wir keine negativen Auswirkungen feststellen. Wir wurden nun mutiger und würgten etwas mehr von dem Fruchtfleisch herunter. Das Magendrücken wurde stärker. Anscheinend waren die Früchte nicht giftig, aber auch nicht wirklich bekömmlich. Wenn wir sie bloß kochen könnten …
Gegen Abend platzten meine Lippen auf. Mund und Kehle fühlten sich an, als wären sie mit Sand gefüllt. Die Augen waren verschwollen und ich hatte deutliche Probleme, mich zu konzentrieren.
Ben musterte mich eine ganze Weile, bevor ich es überhaupt bemerkte.
„Was starrst du mich so an?“, wisperte ich rauh.
„Du siehst beschissen aus, Baby“, krächzte er mit rauchiger John-Wayne-Stimme.
Ich grinste — zum Lachen fehlte mir die Kraft.
„Das musst grad du sagen, mein perfekter Adonis.“ Seine Lippen waren mit blutigen Krusten bedeckt. Am Oberkörper schälte sich die Haut in großen Fetzen und auf dem Kopf konnte ich zwischen den nachwachsenden Haarstoppeln einen Ausschlag ausmachen.
Dass auch heute kein Schiff und kein Flugzeug aufgetaucht war, erwähnten wir nicht.
#12
Ben
Als ich aufwachte, tat mir alles weh. Es war stockdunkel, und als ich mich mit den Schmerzen halbwegs arrangiert hatte, versuchte ich herauszufinden, was mich geweckt hatte.
Etwas traf mich an der Schulter. Dann am Bein. Am Kopf.
Dicke Tropfen! Es regnete! Blitze zuckten über den Himmel.
Ich weckte Liz.
Binnen Sekunden ergoß sich eine wahre Sturzflut vom Himmel. So laut, dass wir nicht einmal den Donner hörten. Wir saßen einfach nur da, sperrten unsere Münder auf und versuchten, so viel Wasser wie möglich aufzunehmen.
Es war nicht genug.
„Schnell!“, brüllte ich gegen das Getöse an, „wir müssen zum Wrackteil!“
Sie schaute mich nur verständnislos an.
Ich nahm ihre Hand, zog sie auf die Füße und schleppte sie hinter mir her. Im zuckenden Licht der Blitze war das Flugzeugheck leicht zu finden. Ich ließ mich in den Sand fallen und stemmte das Metall an einer Seite in die Höhe.
Der Strum riss es mir fast aus der Hand.
Jetzt verstand sie.
Sie kniete am anderen Ende und hielt ihre Hände unter das Blech.
Der Regen prasselte auf die Fläche, rann an den Rändern zusammen und strömte über die Abbruchkante in Liz’ gewölbte Hände.
Im Nu waren sie gefüllt, und sie hob sie mir entgegen.
„Du zuerst“, rief ich.
Sie lachte, zwang mir die Brühe in den Mund.
Ich schluckte. Köstlich rann mir das Naß durch die Kehle.
Wir tranken abwechselnd.
Als wir endlich das Gefühl hatten, rund wie Wassermelonen zu sein, hörten wir auf.
Fröhlich stapften wir zu unserem kleinen Lager zurück. Kaum lagen wir wieder unter dem Baum, hört der Regen genauso plötzlich auf, wie er begonnen hatte. Sterne blinkten auf. Der Wind legte sich. Es wurde kalt.
Bibbernd lag ich in meinen nassen Sachen, als Liz zu mir herüber kroch. Wortlos klammerten wie uns wie Ertrinkende aneinander und wärmten uns gegenseitig, bis der Tag anbrach.
„Guck mal, meine Blase funktioniert wieder!“
Sie prustete, als sie sah, wie ich im hohen Bogen in den Sand pinkelte.
„Du schämst dich wohl gar nicht?“
„Nö, nicht die Spur.“
„Hast du keine Angst, dass ich dir was weggucken könnte?“
„Weggucken funktioniert nicht! Da musst du schon herkommen und es dir selbst holen.“
Sie warf eine handvoll Sand nach mir. „Frechheit! Zur Strafe schreibst du 100 mal ‚ich warte mit dem Pinkeln bis zur großen Pause‘ in dein Hausaufgabenheft.“
#13
Liz
Dieser Tag brachte die Rettung.
Es war schon Routine, dass wir am Morgen als erstes unser SOS-Zeichen neu in den Sand stampften. Anschließend suchten wir den Strand nach nützlichen Dingen ab, die über Nacht angetrieben waren. Meist waren es lange Äste, knorrige Wurzeln, die wir sammelten, um daraus vielleicht einmal so etwas wie eine Hütte bauen zu können. Gestern hatten wir eine zweiteilige Schachtel aus Metall entdeckt, die Ähnlichkeit mit einer großen Lunch-Box hatte. Sie war leer, würde aber ein gutes Kochgeschirr abgeben — wenn wir denn Feuer hätten. Unsere Felsmulde war nach dem Gewitter bis zum Rand gefüllt, sodass wir im Moment keine Sorge hatten, zu verdursten.
Wenn die Sonne dann höher stieg und der Sand zu heiß wurde, um darauf zu gehen, zogen wir uns in den Schatten unter unseren Baum zurück, redeten, dösten, hielten nach Booten oder Flugzeugen ausschau.
Als wir diesmal den Strand abgesucht hatten und mit etwas Schwemmholz auf dem Rückweg waren, blieb Ben unvermittelt stehen und starrte angestrengt aufs Wasser hinaus.
„Was ist los?“, fragte ich.
„Da draußen treibt etwas“, murmelte er.
„Wo? Ich sehe nichts.“ Aber er antwortete nicht, sondern ging zielstrebig ins Wasser.
„Ben, komm zurück. Das ist zu gefährlich!“, rief ich.
Keine Reaktion.
„Hol dir wenigstens eine Schwimmweste!“
Teenies können ja so stur sein!
Inzwischen war er schon ein gutes Stück hinausgeschwommen. Sein Kopf tanzte in den Wellen auf und ab. Und jetzt sah ich auch den Gegenstand, auf den er zu hielt. Etwas Eckiges, Grünes, das tief im Wasser lag.
Das Ding trieb ziemlich schnell parallel zur Küste — und Ben mit ihm.
„Ben!“, schrie ich, „komm zurück!“
Er kämpfte verbissen mit dem Gegenstand, kam dem Strand aber kaum näher. Stattdessen wurde die Strömung stärker. Ich musste schon fast am Ufer rennen, um mit ihm auf gleicher Höhe zu bleiben.
„Ben!!“ Ich war voller Angst. Wenn er nun aufs offene Meer hinausgetrieben wurde?
Jetzt rannte ich wirklich. Sollte ich versuchen, zu ihm zu gelangen? Aber bis ich die Strömung schwimmend erreicht hätte, wäre er wohl schon außer Sichtweite.
Dann war auf einmal der Strand zu Ende.
Große Felsblöcke türmten sich doppelt mannshoch auf.
So schnell ich konnte, kletterte ich hinauf.
Die Steine waren so rauh, dass ich bald blutige Fußabdrücke hinterließ.
Ich achtete nicht darauf. Nur weiter!
Oben angekommen, spähte ich aufs Meer.
Unser Strand ging nach der Felsbarriere, auf der ich hockte, in ein langes, geschwungenes Korallenriff über, dessen Ende sich irgendwo im Dunst verlor. Unmöglich, auf diesem Riff weiterzukommen.
Ich suchte verzweifelt das blaue Wasser ab.
Er war verschwunden.
„Ben!“ schrie ich noch einmal.
Sinnlos. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen.
Als ich wieder aufblickte, nahm ich im Augenwinkel eine Bewegung wahr.
Am inneren Strand des Riffs ragte ein grüner Koffer aus dem Sand. Ben stand daneben und winkte lachend, als ob er auf den Zug warten würde.
Halb rutschend, halb springend kletterte ich von den Felsen herunter und rannte auf ihn zu. Schloss ihn zitternd in die Arme und drückte ihn an mich.
„Du verdammter Idiot!“, fauchte ich unter Tränen, „mach sowas nie wieder!“
Bens fröhliches Lachen verstummte, und er machte sich von mir los. Hielt mich auf Armlänge von sich weg.
„Hey“, sagte er sanft, „ich werde in Zukunft besser aufpassen, versprochen! Aber sieh mal: Der Einsatz hat sich gelohnt … Das ist doch deiner, oder?“
Er deutete auf das grüne Ungetüm neben sich.
Ich nickte, spürte, wie die Angst langsam nachließ. Zog den Jungen noch einmal an mich und atmete tief seine Nähe ein.
„Hoffentlich ist es der richtige. Lass uns reinschauen!“
„Der richtige?“, echote er.
„Ja. Der eine Koffer ist voller Bücher und Hefte — Unterrichtsmaterial für deine Nachhilfe. Der andere enthält meine Klamotten. Sie sehen beide genau gleich aus.“
Er verdrehte die Augen und ließ sich stöhnend in den Sand fallen. „Das hätte mir jetzt gerade noch gefehlt — dass ich unter Einsatz meines Lebens ein paar Mathe- und Französisch-Bücher gerettet habe.“
Inzwischen hatte ich den Zahlencode eingestellt und die Verschlüsse geöffnet.
Es war der richtige Koffer! Vor uns lagen Hosen, Kleider, Shirts. Ich kippte alles auf den Strand und durchwühlte meine Sachen wie am Grabbeltisch im Schlußverkauf. Ben half mir strahlend, hielt triumphierend ein paar Sportschuhe in die Höhe.
Dann rote Riemchen-Sandalen. Flipflops. Laufschuhe. Bequeme Sneakers. Hochhackige Stiefeletten.
„Wolltest du auf Toga ein Schuhgeschäft aufmachen?“
Ich boxte ihn in die Rippen und konnte ihm gerade noch eine Tüte entreißen, bevor er meine Binden und Tampons auspackte.
Der tollste Fund war eine Packung Müsli-Riegel. Ich hatte schon völlig vergessen, dass ich sie eingepackt hatte. Mit Heißhunger vertilgten wir die halbe Packung.
Seit wir keinen Durst mehr litten, machte sich der Hunger bemerkbar.
#14
Ben
Ich war selbst ganz schön erschrocken, als ich da draußen herumgeschwommen bin. Zunächst fühlte ich mich sicher, kam gut voran und hielt direkt auf den Koffer zu. Aber als ich mich dann wieder zur Insel umwandte, bemerkte ich, dass ich schon weit abgetrieben war. Das Gepäck hinderte mich am Schwimmen, und das Ufer zog immer schneller an mir vorbei. Dann kam das Riff in Sichtweite und ich wußte, dass ich es schaffen konnte. Ich verdoppelte meine Anstrengungen und holte mir kurz darauf einige blaue Flecken, als ich mich auf die Korallenbank hinaufzog.
Über das Riff zum Strand zurück zu klettern — zumal mit dem wuchtigen Koffer — wäre extrem anstrengend geworden. Mir fiel etwas besseres ein: Das Riff war schmal. Auf seiner Außenseite schoß schäumend die Meeresströmung entlang, die mir beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Auf der Innenseite war das Wasser dagegen ruhig, fast ohne Wellen. Ich konnte in den glasklaren Fluten nichts erkennen, was auf eine Strömung hindeutete.
Entweder lag vor mir ein alter Vulkan-Krater, den das Meer zu einem See geflutet hatte. Oder das Riff bildete hier eine weiträumige Lagune um eine längst versunkene Insel.
Da unser Eiland keine nennenswerten Hügel oder gar Berge aufwies, vermutete ich Letzteres.
Eigentlich war es auch egal. Wichtig war nur, dass die Lagune ruhig wie ein See war. Ich zerrte den Koffer wieder ins Wasser und schwamm seelenruhig zum Strand.
Liz machte einen riesigen Aufstand, als sie mich sah. Etwas übertrieben, fand ich. Sie benahm sich wie meine Mutter. Die Umarmung habe ich allerdings sehr genossen. Und sie freute sich dann doch, ihre Sachen wieder zu haben.
„Was meinst du, sollen wir umziehen und hier unser Lager aufschlagen?“, fragte ich.
Sie blickte sich um. Der Gedanke war ihr neu.
„In der Lagune können wir bestimmt einfacher Fische fangen, als an der offenen Küste“, gab ich zu bedenken, auch wenn wir das noch gar nicht versucht hatten, „der Wald hier drüben wirkt weniger dicht, als am anderen Strand.“ Es gab auch mehrere Gebüschgruppen, die uns besseren Schutz vor Sonne und Wind geben würden.
„Gibt es hier Wasser?“, fragte sie.
Für eine Lehrerin war sie ganz schön auf Zack, fand ich. Erkannte sofort das Wichtigste.
„Laß es uns herausfinden!“
Zuvor breiteten wir den Inhalt ihres Koffers zum Trocknen aus. Beschwerten alles mit Steinen, damit der Wind nichts davonwehen konnte. Sie zog Laufschuhe an und ich schlüpfte in ihre Turnschuhe. Meine Zehen stießen vorne an, aber es würde gehen. Wir nahmen uns jeder ein frisches, noch feuchtes T-Shirt, und aus einem Schal wickelte ich mir eine Art Turban, damit meine noch ziemlich kahle Kopfhaut nicht noch weiter der Sonne ausgesetzt war.
Die Erkundung war aufregend. Wir kamen uns vor wie Siedler in einem fremden Land. Alles, was wir sahen, überprüften wir sofort auf seine Nützlichkeit.
Am Ufer der Lagune lagen Muschelschalen, die wir am alten Strand nicht gefunden hatten. Krabben huschten vor unseren Schritten davon. Hier würden wir sicher Eßbares finden, auch wenn unser Appetit noch nicht so groß war, dass wir Meeresgetier roh essen wollten.
Von den Brotfruchtbäumen wuchsen hier mehrere. Und ich entdeckte ein paar Kokospalmen, unter denen herabgefallene Nüsse lagen. Der Wald war hier tatsächlich weniger dicht, und wir könnten uns bei großer Hitze oder einem Sturm darin zurückziehen.
Dann entdeckten wir den Bach. Eigentlich nur ein schwaches Rinnsal, aber immerhin Süßwasser. Allerdings schmeckte es schlammig und hatte einen seltsam bitteren Beigeschmack. Vorläufig würden wir es lieber nicht trinken.
Zwischen Strand und Wald wuchs eine dichte Hecke aus dornigem Gestrüpp, die eine kleine, zum Wasser hin offene Lichtung bildete: Der perfekt geschützte Lagerplatz.
Damit blieben noch drei Nachteile gegenüber unserem alten Lagerplatz: Das Flugzeugwrackteil, mit dem wir Regenwasser auffangen konnten und das zu schwer war, als dass wir es hierher transportieren konnten. Dann das Felsenbecken als Wasserreservoir und zuletzt der offene Strand, an dem hin und wieder Treibgut angeschwemmt wurde. In der Lagune würde sicher nichts angetrieben werden.
Wir saßen wieder beim Koffer und wägten die Vor- und Nachteile gegeneinander ab.
Auf das Felsbassin und das Wrackteil konnten wir eventuell verzichten. Wir hatten jetzt Liz’ Gepäck, und darin befanden sich mehrere Plastiktüten. Damit müsste sich etwas konstruieren lassen, mit dem wir Regen auffangen konnten. Als Wasserbehälter konnte die Blechdose herhalten. Die fasste zwar wesentlich weniger als das steinerne Becken, aber im Notfall könnten wir immer noch zum Trinken über die Barriere zum alten Strand hinüber klettern.
Blieb noch das Strandgut.
„Warum klettern wir nicht einfach jeden Tag hinüber und suchen den Spülsaum ab?“, fragte Liz, „Zeit haben wir ja genug.“
„Ja, du hast recht“, stimmte ich zu, „dabei können wir auch jedesmal unser SOS-Zeichen erneuern. Und hier trampeln wir auch eins in den Sand. Dann haben wir eine höhere Chance, dass wir entdeckt werden.“
Mit Schuhen war es kein Problem, über die Felsen zu klettern. Am alten Lager tranken wir uns noch einmal richtig voll, schnappten uns die Blechdose und gingen zu unserem neuen Lagerplatz zurück.
Wir hatten gerade noch Zeit, unseren Schlafplatz in der Gebüschecke einzurichten, bevor es dunkel wurde.
„Ich geh noch pinkeln, bevor ich mich hinlege“, sagte ich.
„Warte, ich komme mit!“
Sie kauerte sich links vom Busch, ich stand rechts. Wir konnten uns zwar nicht sehen, waren aber keine drei Meter voneinander entfernt. Ich hörte ihr Pipi in den Sand rauschen. Die Vorstellung ihres bloßen Hinterteils erregte mich so, dass ich Mühe hatte, überhaupt meinen Urin loszuwerden.
#15
Liz
Heute freute ich mich auf unser Nachtlager.
Wir hatten zwar immer noch kein Dach über dem Kopf, und so langsam wurde der Hunger unangenehm, obwohl wir jeder ein paar Stücke Brotfrucht gegessen und uns einen der wenigen Müsliriegel geteilt hatten. Aber in meinem Koffer hatte sich meine wollene Kuscheldecke befunden, die ich mir vor ein paar Jahren auf einem Kurztrip in Irland gekauft hatte. Nachdem sie heute in der Sonne getrocknet war, würde sie uns nachts sehr nützlich sein. Zusammen mit ein paar Kleidungsstücken als Polster ergab das schon ein komfortables Bett.
Ich lag bereits im Sand, während Ben noch an seinem Lager baute.
„Hey, es macht keinen Sinn, wenn du eine Armlänge von mir entfernt schläfst“, sagte ich, „so breit ist die Decke nicht.“
„Was meinst du?“
„Die Decke reicht nicht für uns beide, wenn du nicht näher rückst.“
„Achso, du meinst … aber es ist doch deine“, stotterte er, „ich komme schon klar.“
„Quatsch. Sie ist groß genug. Komm, schlupf drunter! Mir fallen die Augen zu.“
Endlich legte er sich neben mich, und ich zog das Vlies über uns beide. Die Nähe machte uns zunächst etwas verlegen. Aber ich war wirklich völlig geschafft. Im Einschlafen nahm ich noch seinen Geruch wahr: Ein angenehmer Duft nach sonnenwarmer Haut, Meersalz, Jungen-Schweiß mit einer Spur Muskat.
In dieser Nacht träumte ich von Ralph. Ich hatte die letzten Tage kaum an ihn gedacht. Zuhause hatte ich mir vorgenommen, auf dieser Reise meine Gefühle für ihn zu prüfen und zu entscheiden, wie es mit uns weitergehen sollte. Dazu war natürlich noch jede Menge Zeit, und die letzten Tage war ich mit Überleben viel zu beschäftigt gewesen. Trotzdem erschrak ich ein bisschen, wie wenig ich ihn vermisste.
Auch der Traum war seltsam. Ralph küsste mich darin heftig. Trotzdem war sein Gesicht nur nebelhaft zu sehen. Mit den Händen fuhr er in meine Bluse und weckte mein Verlangen. Dann löste sein Gesicht sich auf. Ein anderes erschien, jungenhaft, fröhlich, grinste mich an. Obwohl ich nur die lebhaften dunklen Augen sehen konnte, war die Situation ungeheuer erotisch.
Mit einem Ruck wachte ich auf, als ich erkannte, dass das junge Gesicht Ben war. Ich schämte mich für meine Lüsternheit. Schließlich war er fast noch ein Kind!
Kurz vor Sonnenaufgang regnete es. Wir erwachten, als die ersten dicken Tropfen auf uns fielen. Rasch packten wir die Sachen in den Koffer, der mit seinen Plastikschalen den Inhalt einigermaßen schützte. Nur für uns hatten wir nichts. Wir fröstelten unter der nassen Decke und rückten nah zusammen.
Die Dämmerung kam und wir konnten sehen, dass Bens Konstruktion aus Plastiktüten, Stöckchen und der Blechdose hervorragend funktioniert hatte. Boden und Deckel waren randvoll mit frischem, köstlichem Regenwasser.
Die Sonne ging auf, und die letzten Wolken verzogen sich. Sofort wurde es wärmer.
„Bevor wir irgend etwas unternehmen, werden wir uns endlich mal gründlich waschen“, beschloss ich. Ich hatte mehrere Flaschen Duschmittel für empfindliche Haut in meinem Koffer, da ich nicht damit gerechnet hatte, dieses spezielle Mittel auf Tonga kaufen zu können.
„Gute Idee! Mir ist aufgefallen, dass sie ganz schön stinken, Frau Lehrerin.“
Mit einem Wutschrei stürzte ich mich auf ihn und warf ihn in den Sand. Lachend balgten wir uns.
Ich kramte ein paar frische Wäschestücke aus dem Koffer und schob Ben zur Lagune hinab. Ich musste mich ein bisschen überwinden, um mich auszuziehen, aber dann saßen wir mit den Rücken zueinander im flachen Wasser. Es tat gut, Schweiß, Dreck und Sand mit duftendem Seifenschaum abzureiben. Ich zog eine frische schwarze Unterhose und ein sauberes weißes Shirt an und fühlte mich fast wie neu geboren. Auf einen BH verzichtete ich. Der Verschluss am Rücken scheuerte auf einer Schürfwunde, die ich mir beim Absturz zugezogen hatte. Außerdem hatte ich sowieso nicht allzu viel, was gestützt werden müsste. Etwas, womit Ralph mich ständig aufgezogen hatte.
Für Ben hatte ich ebenfalls ein Shirt rausgesucht. Und eine etwas ausgeleierte Unterhose, die mir zu groß war. Ich reichte sie ihm.
„Spinnst du? Ich werde doch keine Mädchen-Unterhose anziehen!“, fuhr er empört auf.
Ich zuckte die Schultern. „Tja, dann bleibt dir wohl nur, die Schmutzwäsche wieder anzuziehen. Oder nackt herumzulaufen“, foppte ich ihn.
„Hm, ich könnte mir so einen Penisköcher basteln, wie ihn die Ureinwohner haben“, grinste er, „also gut, gib schon her!“, brummelte er über die Schulter.
„Sag mir, wenn du sie an hast“, meinte ich, „dann wasche ich dir die Haare.“
„Hab keine“, gab er maulend zurück.
„Dann wasche ich dir wenigstens die Stoppeln.“
Er sah schon süß aus, wie er da mit nacktem Oberkörper im Wasser saß. Der blütenweiße Schlüpfer leuchtete in der Sonne. Ich bemühte mich krampfhaft, nicht zu lachen.
Ich wusch ihm Kopf und Schultern, knuddelte seine Ohren. Er schien es zu genießen.
„Jetzt bist du dran“, beschloss er, als er sauber war.
Brav setzte ich mich nun ins Wasser. Shirt und Hose durften ruhig nass werden. Es war so warm, dass sie schnell wieder trocknen würden. Im Prinzip hatten wir ja jetzt so etwas ähnliches wie Badesachen an.
Ben stand seitlich von mir und schöpfte mir Wasser auf den Kopf. Ich schloss die Augen und erwartete, dass er jetzt Duschmittel auf die Haare geben würde.
Aber es kam nichts.
Ich blickte zu ihm auf. Aufgerissene Augen starrten mich aus einem puterroten Gesicht an.
„Was ist?“, fragte ich und folgte seinem Blick.
Ups! Ich hatte nicht bedacht, was das Wasser mit meinem weißen Shirt machen würde. Es war praktisch durchsichtig geworden. Deutlich zeichneten sich meine Brustwarzen darunter ab.
Schnell verschränkte ich meine Arme vor der Brust und drehte mich weg. Nicht ohne zu sehen, dass auch der Schlüpfer an seiner Vorderseite transparent geworden war, und in der Mitte eine gewaltige Beule aufwies.
Er kniete hinter mich und wusch mir schweigend die Haare. Dabei ging er überraschend sanft vor für einen Halbwüchsigen …
Mit dem Zähneputzen hatten wir Glück: Ich hatte zwar nur eine einzige Tube Zahnpasta, aber in meinem Kulturbeutel befand sich noch eine zweite, zusammensteckbare Reisezahnbürste, die Ben verwendete.
Wenn wir nun noch genügend zu essen hätten, wäre es hier gut noch einige Zeit auszuhalten.
#16
Ben
Die Waschaktion war mir sowas von peinlich! Da stand ich in meinem nassen Mädels-Höschen mit hart geschwollenem Rohr direkt neben ihr. Das hat sie bestimmt gesehen, auch wenn sie zum Glück nichts gesagt hat. Ich wäre auf der Stelle gestorben, wenn sie da eine Bemerkung hätte fallen lassen!
Der Anblick ihres Shirts mit den festen, apfelförmigen Brüsten darunter und den dunkeln Warzen hatte sich mir ins Gehirn gebrannt. Jedesmal, wenn ich daran dachte, wurde ich hart.
Ich versuchte, mich abzulenken, indem ich ihr anbot, dass ich ja auch alleine zum alten Lager hinüberklettern, den Strand absuchen und das SOS-Zeichen erneuern könnte. Sie überlegte kurz.
„Okay, dann werde ich solange unsere Sachen waschen. Aber sei vorsichtig, geh kein Risiko ein, hörst du?“
„Ja, Mama, ich bleibe auf dem Gehsteig, versprochen!“
Sie knuffte mich in die Seite, und ich trabte los. Ließ am alten Lager Druck ab, indem ich mich rasch befriedigte.
Außer ein paar langen Ästen, die ich mitnahm, gab es kein interessantes Strandgut. Unser Notzeichen stampfte ich noch nach, dann war ich schon wieder auf dem Rückweg zur Lagune.
Unsere Wäsche hing zum Trocknen über den Büschen, und Liz kniete neben unserem Regenwasser-Sammel-Apparat. Ihren Waschbeutel hatte sie daneben ausgeleert und bastelte nun mit Pinzette, Nähfaden und Nagelschere an den Stöcken, um noch mehr Sammelfläche aufzuspannen.
Ich ließ meine Äste in den Sand fallen und begutachtete ihre Versuche. Sie stellte sich sehr geschickt an.
Ich nahm ein kleines Lederetui in die Hand und untersuchte es.
„Da ist nur eine Nagelfeile drin. Ziemlich billiges Ding. Die wird uns nicht viel nützen, fürchte ich“, bemerkte sie.
„Und das hier?“, fragte ich. Ganz in eine Ecke geschoben steckte eine winzige Lupe aus Plastik.
„Taugt auch nicht viel. Es sei denn, du willst Briefmarken sammeln …“
„Wenn du dich da mal nicht täuschst“, entgegnete ich triumphierend, „das Teil ist Gold wert!“
Als ich anfing, Feuerholz zusammenzutragen, ging ihr ein Licht auf. Sie ließ die Folien liegen und half mir, trockenes Holz zu suchen.
„Meinst du, das klappt wirklich?“, fragte sie skeptisch. Ich gab keine Antwort, sondern hielt die Plastiklinse über einen Ast und versuchte, den Lichtpunkt so klein wie möglich zu fokussieren.
Ein bisschen Dampf stieg auf, dann kräuselte sich eine dünne Rauchfahne. Das Holz verfärbte sich schwarz. Ich pustete vorsichtig, wartete — aber immer noch gab es nur diesen kleinen Rauchfaden ohne Flamme.
„Wir brauchen etwas leichter Brennbares“, überlegte ich.
„Ich glaube, ich weiß etwas!“ Aufgeregt lief sie zum Lagerplatz, kramte im Koffer, rannte wieder zurück.
In der Hand hielt sie ein Mini-Wörterbuch Englisch-Tongaisch.
Ich lachte. „Willst du das wirklich opfern? Als Lehrerin muss dir da doch das Herz bluten.“
„Reiß halt einfach nur den englischen Teil raus“, meinte sie grinsend.
Das Papier war noch vom Salzwasser feucht. Trotzdem trennte ich ein Blatt heraus und legte es auf unseren Holzstapel.
Wieder stieg Rauch auf, das Papier wurde erst gelblich, dann braun, schließlich entstand ein Loch, und an den Rändern bildete sich eine winzige Glutspur.
Liz pustete vorsichtig, und plötzlich stand das Papier in Flammen. Schnell griff es auf das Holz über, und bald flackerte ein munteres Feuerchen am Strand.
Testweise grillten wir ein paar von den seltsamen Brotfrüchten. Der Geschmack verbesserte sich dadurch erheblich, verlor seinen terpentinartigen Beigeschmack und wurde süßer. Vermutlich wurde das Zeug auch bekömmlicher und schlug uns nicht mehr so auf den Magen.
Die pappige, mehlige Konsistenz dagegen blieb. Mein Lieblingsessen sah definitiv anders aus …
Aber wir hatten ja jetzt auf einmal noch ganz andere Möglichkeiten! Während ich mit einem abgebrochenen, einigermaßen spitzen Stock ins Wasser hastete, um Fische zu fangen, machte sich Liz am Ufer auf die Suche nach Eßbarem.
Ich würde ja gerne berichten, dass ich als Jäger, wenn schon kein Fleisch, so doch wenigstens Fisch in rauhen Mengen herbeigeschafft hätte. Während die Sammlerin ein paar schmackhafte, aber doch eher unwichtige Beilagen beigesteuert hätte.
Weit gefehlt!
Ich sah zwar einige größere Brassen und Barsche, konnte aber nur zwei jämmerliche Schnäpper erlegen. Die Lichtbrechung und die kleinen Wellen an der Wasseroberfläche machten das Treffen meines Speeres unter Wasser fast unmöglich.
Liz dagegen brachte mehrere handgroße Krabben, verschiedene Muscheln und ein seltsames Lebewesen, das sie „Seewalze“ nannte, zum Feuer.
Es wurde ein Festessen. Wir testeten verschiedene Zubereitungsarten. Die Krabben und Muscheln schmeckten uns in der Blechschale und in Meerwasser gekocht am besten. Das Muskelfleisch war fest und nussig, leicht scharf. Die Schnäpper rösteten wir mit Stöcken über der Glut, bis sie goldbraun waren.
Die Seewalze war seltsam. Verdrängte man das unappetitliche Äußere, war das faserige Fleisch überraschend zart und würzig.
Wir aßen stundenlang weiter, testeten dies, probierten das, verglichen unterschiedliche Zubereitungsarten. Als die Sonne sich zum Horizont neigte, waren wir so vollgefressen, dass wir uns kaum mehr rühren konnten.
#17
Liz
Was so ein Feuer doch ausmachte!
Wir futterten uns hemmungslos durch den Tag. Nicht, dass wir schon wirklich am Verhungern gewesen wären, aber der Spaß am Kochen, Grillen und Essen drängte die düsteren Gedanken an den Absturz und unsere geringen Chancen, gefunden zu werden, in den Hintergrund. Ich staunte, mit welcher Hingabe und Kreativität sich Ben der Zubereitung der Meeresfrüchte widmete.
Am Abend starrten wir noch lange in die Glut und beschlossen, am nächsten Tag eine große Menge Brennholz und grüne Äste bereitzulegen, damit wir ein auffällig rauchendes Signal entzünden könnten, wenn ein Schiff oder Flugzeug auftauchte.
Satt und zufrieden schleppte ich mich zu dem Gebüsch hinüber, das wir zur Toilette erklärt hatten, pinkelte ausgiebig und kroch anschließend zu Ben unter unsere Decke. Er war schon am Einschlafen, während ich noch einige Zeit zu den Sternen hinaufsah. Ob sie die Suche nach uns schon eingestellt hatten?
Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ben neben mir zitterte und zuckte. Er schien Schwierigkeiten beim Atmen zu haben. Stöhnte leise. Sein Körper war straff wie eine Bogensehne gespannt.
Die schlimmsten Befürchtungen stürmten auf mich ein: War er krank? War etwas Giftiges im Essen gewesen? Eine Rückkehr des Krebs?
Als mir schließlich dämmerte, worum es sich handelte, lachte ich fast auf vor Erleichterung. Ohne weiter darüber nachzudenken, schob ich meine Hand in seine Hose, umfasste sein heißes, hartes Glied. Er giekste auf vor Überraschung. Zwei winzige Bewegungen mit meiner Hand, und schon schoß sein Samen hervor. Ich spürte die Feuchtigkeit an meinen Fingern und zog sie wieder zurück.
Mit einem tiefen Seufzer entspannte er sich, drehte sich zu mir um, drückte mir einen Kuss auf die Wange. Er legte sein Gesicht in meine Halsbeuge, murmelte etwas Unverständliches und war im Nu eingeschlafen.
Jetzt war ich hellwach — und machte mir heftigste Vorwürfe. Was war bloß in mich gefahren? Wie hatte ich so etwas nur tun können?
Ben war nach US-amerikanischen Gesetzen noch nicht volljährig. Er war fast noch ein Kind! Außerdem war er mir gewissermaßen anvertraut. Ich hatte als Lehrerin die Aufsichts- und Erziehungspflicht, bis er wieder mit seinen Eltern zusammen war. Was ich getan hatte, war ein schlimmer sexueller Übergriff! Selbst wenn er einvernehmlich geschehen wäre, würde ich nach den Gesetzen des Staates New York dafür ins Gefängnis kommen.
Dabei konnte ich nicht einmal Einvernehmlichkeit voraussetzen — ich hatte ihn überrumpelt. Er hatte nicht einmal den Hauch einer Chance gehabt, ‚Nein‘ zu sagen, oder sich gar zu wehren.
Ich war über mich selbst entsetzt. Mein Verhalten war zutiefst abstoßend und widerwärtig. Er konnte mir auf dieser verdammten Insel nicht einmal aus dem Weg gehen, war sogar auf mich angewiesen.
Ich lag da wie gelähmt, zerfleischte mich in bitteren Selbstvorwürfen.
Das Absurde an der Situation war, dass Ben immer noch vertrauensvoll an mich gekuschelt lag und tief und fest schlief.
Nach einiger Zeit wurde er unruhig, wachte halb auf. Als er sich umdrehen wollte, hielt er inne.
„Liz! Weinst du etwa?“, fragte er besorgt und betastete im Dunkeln meine nassen Wangen.
„Ben, es tut mir so leid“, stieß ich verzweifelt hervor.
„Was denn?“, fragte er verwirrt und richtete sich auf.
„Das, was ich vorhin getan habe …“, stammelte ich, „ … das war unverzeihlich! Ich habe dein Vertrauen mißbraucht.“
Er hörte sich alles an, ohne mich zu unterbrechen.
„Schuldig im Sinne der Anklage!“, sagte er gähnend, nachdem ich geendet hatte, „das Opfer erklärt nachträglich sein Einverständnis zu erfolgter Handlung. Die Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt unter der Bedingung, dass das Opfer von der Täterin täglich mit weiteren leckeren Krabben versorgt wird.“
„Ben, das ist kein Witz!“, rief ich.
„Das weiß ich“, sagte er nun ernst, „aber ich kann dir nur sagen: Was du da gemacht hast — davon habe ich geträumt, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Liz, ich liebe dich! Das, was ich für dich empfinde, geht weit über die feuchten Träume hinaus, die Jungs bei einer schönen Lehrerin normalerweise haben.“
„Aber das war eindeutig Mißbrauch! Zuhause würde ich dafür völlig zu recht ins Gefängnis kommen.“
Selbst im Dunkeln konnte ich erkennen, wie er abfällig die Schultern zuckte. „Das juckt mich nicht. Seit wann sind Gesetze in der Lage, Beziehungen zu bewerten? Ich will nur eines wissen — und antworte mir bitte ganz ehrlich!“
Seine Stimme klang nun extrem angespannt: „Ekelt es dich nachträglich, dass du mich an … dieser Stelle … berührt hast?“
Ich ließ mir Zeit mit der Antwort. Es stimmte, er hatte meine Aufrichtigkeit mehr als verdient.
„Nein, ich ekle mich nur davor, dass ich in diesem Moment selbst Lust empfunden habe“, flüsterte ich.
„Das ist allein dein Problem“, jetzt grinste er wieder fröhlich jungenhaft, nachdem er vorhin so erwachsen gewirkt hatte, „für mich war es jedenfalls das schönste Erlebnis, seit meine kleine Schwester im Konfirmationskleid in den schlammigen Gartenteich gefallen ist. Ich hoffe, du wirst bald wieder mal so über die Stränge schlagen — und ich würde mich sehr gerne irgendwann revanchieren.“
„Aber Ben“, sagte ich immer noch gequält, „wirst du mir denn je wieder vertrauen können?“
„Hm“, antwortete er breit lächelnd, „kommt auf einen Versuch an. Jedenfalls bist du die mit Abstand unmoralischste und schärfste Lehrerin, die ich auf dieser Insel bisher getroffen habe.“
Die nächsten Tage war ich immer noch befangen, scheute mich vor körperlicher Nähe. Nachts litt ich unter dem Gefühl, eingesperrt zu sein, aber da uns nur eine Decke zur Verfügung stand und die Nächte kühl waren, musste ich damit leben. Ben dagegen benahm sich genau wie immer. Er machte keinen Versuch, sich mir zu nähern — was ich ihm hoch anrechnete. Er spürte meine Verwirrung und nahm Rücksicht, war einfühlsamer und erwachsener, als meine sämtlichen bisherigen Männerbekanntschaften zusammen genommen.
Natürlich lebten wir zwangsläufig eng aufeinander und konnten uns kaum aus dem Weg gehen. Ich achtete darauf, dass er nicht bemerkte, dass ich aus reiner Gewohnheit jeden Morgen die Pille nahm. „Dumme Gans“, schalt ich mich selbst, „wozu soll das denn gut sein?“ Jedenfalls hatte ich im Koffer einen Vorrat, der einige Zeit reichen würde.
Immer wieder quälten mich sexuelle Träume, in denen meist Ben eine Rolle spielte. Oft lag ich wach und hatte Angst davor, wieder einzuschlafen. Mir fiel auf, dass ich Ben nicht mehr beim Onanieren ertappte. Entweder hatte er eine eiserne Selbstdisziplin, oder er hatte eine andere Möglichkeit gefunden, sich zu befriedigen. Vielleicht hatte er aber auch gar kein Verlangen mehr nach meinem unverzeihlichen Übergriff?
Als er einmal ziemlich lange bei unserem Klogebüsch verschwunden war, schlich ich ihm nach. Er stand an der Hecke, seinen Penis in der Hand und masturbierte. Beschämt huschte ich zum Feuer zurück. Heiße Lust loderte in mir, und ich hasste mich selbst dafür, dass ich meine sexuellen Bedürfnisse nicht unter Kontrolle hatte.
Gegen Abend ging ich zum Baden zur Lagune hinunter. Beim Einseifen verweilten meine Finger in meiner Körpermitte, begannen wie aus eigenem Willen, mich zu streicheln. Als ich Bens Schritte hinter mir hörte, schreckte ich zusammen und fühlte mich ertappt. Zum Glück schien er nichts bemerkt zu haben.
„Schwimmst du mit raus?“, rief er von weitem.
Froh, mich abzulenken, stimmte ich zu. In Unterhosen und Shirts, die wir immer gegen die sengende Sonne trugen, kraulten wir weit in das glasklare Wasser hinaus. Das war unser täglicher Workout, um fit zu bleiben. Den Rückweg legten wir dann meist in gemütlicherem Tempo zurück.
Als wir im flachen Wasser wieder stehen konnten, fragte Ben beiläufig: „Was kochst du uns eigentlich heute Abend?“
„Ich?“, gab ich empört zurück, „du bist doch heute dran! Schließlich habe ich gestern gekocht.“
Ich spritzte ihn nass, er spritzte zurück, und im Nu war eine herrliche Wasserschlacht im Gang. Ich stemmte mich auf seine Schultern und drückte ihn unter Wasser. Er ließ sich hinabsinken, steckte seinen Kopf zwischen meine Beine und hob mich empor. Ich wunderte mich immer noch, wie kräftig er war.
In hohem Bogen flog ich aus dem Wasser, ließ mich hinterrücks fallen, griff nach seinen Knöcheln und zog ihm die Füße weg. Prustend ging er unter, zog mich mit.
Nach Luft schnappend tauchten wir wieder auf, unsere Gesichter plötzlich dicht beisammen.
Er küsste mich auf den Mund, zart zuerst, dann verlangend. Mein Körper reagierte sofort, was ihm nicht entging. Seine Hände glitten von meinen Schultern zu den Brüsten — strichen unter Wasser befangen darüber.
Meine Nippel wurden hart.
Ich keuchte, fasst seine Handgelenke und schob ihn von mir weg.
„Ben, nicht! Das ist nicht richtig“, sagte ich rauh.
Er machte sich frei, griff meinen Kopf mit beiden Händen und zwang mich, ihm in die Augen zu sehen.
„Sag mir ins Gesicht, dass du mich nicht willst“, keuchte er erregt, „dann fasse ich dich nie wieder an! Ich verspreche es.“
Meine Gedanken rasten, überschlugen sich. Alles in mir sträubte sich. „Das darfst du nicht zulassen!“, schrie es in mir.
Ich brachte keinen Ton heraus.
Er wartete, zitternd vor Anspannung.
Meine Augen verrieten mich.
Ein triumphierendes Lächeln huschte über sein Gesicht, heftiges Verlangen lag in seinem Blick.
Ich warf meine Bedenken über Bord, vertraute endlich meinem Instinkt. Nahm seine Hand, führte sie an meine Lippen, an meine Brust.
Er stöhnte auf.
Ich führte seine Hand tiefer, in Richtung Bauchnabel.
Biss vorsichtig in seine Schulter.
Er verspannte sich kurz, ejakulierte heftig.
„Zu früh, tut mir leid“, murmelte er zerknirscht. Nun wieder ganz der unerfahrenen Teenager.
Ich lächelte, drückte ihn an mich. „Das lernst du. Ich werde es dir beibringen“, flüsterte ich.
#18
Ben
Beim zweiten Mal schaffte ich es, mich immerhin so lange zu bremsen, bis sie mich in der Hand hatte. Ich ergoß mich in ihre Faust. Dann zog sie mich auf einen Stein, lehnte sich mit dem Rücken gegen mich und führte meine Hand in ihre Scheide. Sie befriedigte sich selbst, während sie meinen Fingern zeigte, was sie gern mochte. Als sie zuckend in meinen Armen lag, wünschte ich mir, dass uns niemals jemand retten würde.
Wir kochten zusammen, bereiteten alles sehr sorgfältig zu, achteten darauf, dass es appetitlich aussah. Jeder Handgriff war irgendwie seltsam aufgeladen, hatte eine erotische Bedeutung. Hier, am Lagerfeuer auf einer einsamen Insel, verstand ich zum ersten Mal die Bedeutung des Sprichwortes „Liebe geht durch den Magen“.
Kurz bevor unser Festmahl fertig war, spürte ich einen rasch zunehmenden Druck im Bauch. Ich glaube, es war das erste Mal, dass ich seit dem Absturz richtig auf Toilette musste.
Ich ging zum Gebüsch hoch, kauerte mich hin.
Außer ein paar Fußspuren war nichts weiter zu erkennen. Auch bei Liz musste sich die Verdauung wohl erst noch einspielen.
Ich hatte heftig zu pressen, bis sich endlich etwas tat. Mein Po weitete sich schon bis zur Schmerzgrenze, als die steinharte Masse sich endlich bewegte.
Als die ersten Zentimeter geschafft waren, ging es fast ohne Mühe. Mit ein paar kräftigen Winden legte ich eine beachtliche Wurst in den Sand.
Erleichtert stand ich auf und ging mich an der Lagune säubern, bevor ich zum Feuer zurück ging. Liz blickte mir wissend lächelnd entgegen.
„Was ist?“, fragte ich mißtrauisch.
„Nichts, was soll sein?“, entgegnete sie kokett, „ich glaube, wir können jetzt essen.“
Wir schlemmten wie die Fürsten.
Satt und zufrieden räkelten wir uns in der untergehenden Sonne, warteten, bis die Sterne über unseren Köpfen aufblinkten. Der Wind hatte sich gelegt und es war ein stiller Abend.
Träge krochen wir unter unsere Decke. Ich suchte Liz’ Lippen, küsste sie leidenschaftlich. Küsste ihren Hals, ihre Brust, arbeitete mich zu ihrer Körpermitte vor.
„Bitte nicht, Ben!“, flüsterte sie, „ich bin noch nicht so weit. Bitte hab noch etwas Geduld.“
Etwas enttäuscht löste ich mich von ihr. Gab ihr einen Gute-Nacht-Kuss und rollte mich auf die Seite.
#19
Liz
In mir tobten widersprüchliche Gefühle, die mich schier zerrissen. Einerseits begehrte ich Ben aufs Heftigste. Noch nie hatte ich solch ein gewaltiges körperliches Verlangen nach einem anderen Menschen verspürt.
Andererseits wehrte sich meine Vernunft vehement dagegen. Wo sollte das hinführen? Eine Beziehung zwischen einer Erwachsenen und einem Teenager? Ich musste schließlich auch daran denken, was geschehen würde, wenn wir wieder in die Zivilisation zurückkehrten. Wäre Ben dann noch in der Lage, frei zu entscheiden, mit wem er zusammenleben wollte? Könnte er sich noch auf gleichaltrige Mädchen einlassen und irgendwann eine feste Beziehung aufbauen?
Ich fühlte mich hilflos, meinem Verstand und meinem Begehren wehrlos ausgeliefert.
Unruhig wälzte ich mich herum. Viel später spürte ich ein Grummeln im Bauch. Leise, um Ben nicht zu stören, schlich ich mich zum Klo-Gebüsch. Der Mond schien vom Himmel und beleuchtete die Umgebung. Etwas Dunkles lag im Sand. Neugierig beugte ich mich darüber und musste lächeln, als ich sah, dass es Bens Hinterlassenschaft war.
Kurz entschlossen kauerte ich mich darüber, atmete den schweren, erdigen Geruch seines Kot ein, während ich selbst angestrengt presste. Außer einer größeren Menge Pipi brachte ich nur ein relativ kleines Würstchen zu Stande. Danach fühlte ich mich kaum erleichtert.
Ein großes Blatt genügte als Papierersatz und mit einem Stück Holz schaufelte ich Sand auf unsere Haufen.
Immer noch war ich aufgedreht und unruhig. Statt wieder unter die Decke zu kriechen, ging ich zum Wasser hinunter. Der Mond überstrahlte die Sterne und goß über alle Gegenstände sein silbernes Licht. Ein warmer Hauch strich vom Wald herunter. Rasch streifte ich Shirt und Hose ab und schwamm ein Stück in die Lagune hinaus. Das Meer glitzerte metallisch an der Oberfläche; darunter aber war es schwarz und unheimlich. Auch wenn ich wußte, dass ich hier noch stehen konnte, gaukelte mir meine Fantasie unergründliche Tiefen voller gefräßiger Bestien vor.
Ich blieb daher dicht am Ufer und überließ mich den wohligen Schauern, die über meinen Rücken rieselten. Das warme Wasser umströmte wie flüssiges Wachs meinen Körper. Meine Erregung wuchs, und endlich gab ich dem Verlangen nach und wölbte mich stöhnend meinen Fingern entgegen.
Befreit und mit einem Anflug von Scham kroch ich zu Ben und schlief tief und traumlos bis zum Sonnenaufgang.
#20
Ben
Sonnenstrahlen kitzelten mich wach, und leise, um Liz nicht zu wecken, stand ich auf und huschte zu unserem Klo-Gebüsch. Gedankenverloren ließ ich meinen Strahl plätschern, traf dabei eine kleine Erhebung. Als der Sand etwas weggespült war, kam etwas braunes darunter zum Vorschein. Ich erkannt meine Wurst vom Abend zuvor — und noch ein kleineres Würstchen, bei dem ich sicher war, dass es nicht von mir stammte.
Konnte es tatsächlich sein … Nein, das war doch nicht möglich! Hatte Liz tatsächlich ihren Haufen über meinen gesetzt? Ich war mir ziemlich sicher, dass ich nicht so sorgfältig alles mit Sand zugedeckt hatte, wie ich es nun vorfand.
War das ein seltsamer Zufall? Oder eine Art verquere Reviermarkierung?
Auf jeden Fall stand mein Glied auf einmal so stramm, dass ich Mühe hatte, die letzten Tropfen abzuschütteln.
Während ich noch versuchte, meine wirbelnden Gedanken zu fassen, hörte ich Schritte.
Rasch zog ich die Hose hoch und kroch ins dichte Unterholz hinter unserem Kloplatz. Das geschah ganz spontan, ohne dass ich das geplant hatte. Ich machte mich so klein wie möglich, hielt den Atem an.
Schon kam Liz um den Busch, sich noch den Schlaf aus den Augen reibend. Kurz stutzte sie beim Anblick der von mir freigespülten Hinterlassenschaften.
Dann ging sie ein paar Schritte zur Seite, näher auf mich zu. Sie wandte sich um, zog ihr Höschen herab und kauerte sich direkt vor das Gebüsch, in dem ich mich versteckt hatte.
Rauschend floß der Urin zu Boden. Es dauerte lange, bis der Strahl versiegte. Ihr Poloch öffnete sich und eine kleine Spitze lugte hervor. Eine handvoll haselnussbraune Köttelchen fielen eines nach dem anderen in den Sand. Schließlich eine kurze, dicke Wurst. Insgesamt war es aber eher wenig.
Gebannt beobachtete ich, wie sie sich abmühte. Sich mit einem großen Blatt abputzte, die Hose hochzog und in Richtung Lagune davonschritt.
Ein paar kleine Handbewegungen genügten und ich spritzte meinen Samen fast bis zu ihren Hinterlassenschaften.
#21
Liz
Ben war nicht da, als ich erwachte. War er zum alten Lagerplatz gegangen? Meine Blase meldete sich und noch im Halbschlaf rappelte ich mich auf und ging zum Kloplatz hinüber. Ich stockte, als ich die gestrigen Hinterlassenschaften sah. Der Sand, den ich darüber geschaufelt hatte, war teilweise weggespült. Ben musste gesehen haben, dass ich mich über seiner Wurst erleichtert hatte. Mein Bauch kribbelte. Hatte er es überhaupt bemerkt?
Einerseits war es mir etwas peinlich, dass er es entdeckt haben könnte, andererseits verspürte ich die fast kindische Aufregung, vielleicht bei etwas Unanständigem erwischt worden zu sein.
Sollte ich nun ebenfalls darauf pinkeln? Ich zwang mich, vernünftig zu sein. Außerdem roch unser gemeinsames ‚Werk‘ ziemlich streng. Mit leisem Bedauern kauerte ich mich in Richtung Hecke und öffnete meine Schleusen. Auch im Bauch verspürte ich einen Druck und versuchte, hinten ebenfalls etwas in Bewegung zu setzen. Nach ein paar Versuchen kullerten aber lediglich ein paar mickrige Hasenböhnchen in den Sand. Die ersehnte Erleichterung blieb dagegen aus.
Während ich das Feuer entzündete und ein paar Reste vom Abendessen aufwärmte, kam Ben zurück. Unter dem Arm trug er zwei Kokosnüsse, eine Brotfrucht und drei handtellergroße Krabben. Stolz grinsend ließ er alles neben dem Feuer in den Sand fallen und drückte mir einen Kuss auf den Mund.
Wir tafelten wieder ausgiebig und mit großem Appetit. Wir hatten immer noch Nachholbedarf.
Die vollen Bäuche und die brennende Sonne machten uns schläfrig. Träge zogen wir uns in den Schatten zurück und dösten nebeneinander. Ben schnarchte leise.
Das Völlegefühl verschwand nicht. Stattdessen nahm der Druck in meinem Bauch eher noch zu und ich bereute inzwischen, so viel gegessen zu haben. Unruhig wälzte ich mich herum, versuchte, eine einigermaßen bequeme Lage zu finden. Ein ziehender Schmerz pisackte mich im linken Unterbauch. Leise stöhnend drehte ich mich zur Seite und zog die Knie an.
Ben neben mir wurde unruhig. Sein Schnarchen verstummte und ging in ein gleichmäßiges Atmen über.
Als ich mir sicher war, dass er wieder tief und fest schlief, gab ich vorsichtig dem Druck nach. Es war eine Wohltat, als das Gas aus meinem Darm entwich, zum Glück mit einem fast lautlosen Zischen.
Der Schmerz ließ nach, das Völlegefühl dagegen blieb.
Noch mehrmals wechselte ich von Anspannung zu Entspannung und genoss das Gefühl, wenn der Druck mit jedem Wind ein bisschen nachließ.
Bald verspürte ich aber nicht mehr nur Luft an meinem Hinterausgang. Etwas Hartes drückte von innen gegen den Schließmuskel. Jetzt kehrte auch der krampfartige Schmerz wieder zurück.
Leise, um Ben nicht zu wecken, rappelte ich mich auf und schlich mich zum Gebüsch hinüber. Diesmal umrundete ich es, um nicht in der prallen Sonne zu hocken.
Testweise drückte ich im Stehen vorsichtig. Ja, es könnte diesmal klappen, auch wenn der Entleerungsdrang nicht unmittelbar einsetzte.
Die Hose zog ich bis zu den Kniekehlen herab, zögerte kurz, und entschied mich dann, sie ganz auszuziehen. Frustriert stellte ich mich auf eine längere Sitzung ein. Ich kannte schließlich meinen Darm und die Vorzeichen aus starkem Druck, leichten Krämpfen und geruchlosen Pupsen verhießen einen anstrengenden und langwierigen Klogang.
Zuhause hätte ich mir jetzt eine gute Tasse Tee und mein iPad oder eine Zeitschrift mitgenommen und mir nach erledigten Geschäften ein schönes heißes Bad eingelassen.
Hier dagegen hatte ich einen grandiosen Ausblick auf das Atoll – und die sehr unbequeme Hockstellung.
Vielleicht könnte ich das Ganze beschleunigen? Ich holte tief Luft und drückte, so fest ich konnte.
Nichts – außer dass mein Bauch verkrampfte und eine Miniportion Luft produzierte. Selbst der harte Fremdkörper im Hintern schien sich wieder verzogen zu haben. Ich wartete, versuchte mich zu entspannen und eine bessere Sitzhaltung einzunehmen. Der Druck im Bauch war kaum auszuhalten, aber am Po tat sich nichts.
Ich ließ Sand durch meine Finger rieseln, zählte die größten Palmen am Ufer, beobachtete, wie sich die Wolken veränderten – und wollte nichts weiter als einfach nur kräftig scheißen!
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit und taub gewordenen Beinen, gab es eine Bewegung in meinem Unterleib. Ich fühlte, wie sich mein Poloch öffnete und sich etwas in meinem Beckenboden zusammen zog. Ein altbekanntes Kribbeln setzte ein und eine angenehm erregende Wärme stieg in mir auf.
#22
Ben
Ein leises Zischen drang in meinen wirren Traum und holte mich an die Bewußtseinsgrenze empor. Noch bevor ich ganz wach geworden war, wurde mir bewusst, wo ich mich befand. Ich nahm Liz’ Bewegungen hinter mir wahr, wie sie sich herumwälzte. Langsam dämmerte ich wieder weg, als das leise Geräusch wieder ertönte. Unfähig, mich zu rühren, lag ich da und war auf einmal hellwach. Hatte sie wirklich gerade gefurzt?
Ich war mir nicht ganz sicher und lauschte angestrengt.
Da, jetzt wieder!
Nicht das proletenhaft knatternde Gefurze, das bierselige Jungs ablassen, wenn sie unter sich sind. Auch nicht das zischelnde Schmatzen der übel stinkenden Gase, die ich als Nebenwirkung meiner diversen Chemotherapien kannte. Es war irgendwie anders, feiner, leichter. Weiblicher.
Als wenn jemand mit gespitzten Lippen eine Kerze auszublasen versuchte.
Das Bild der gespitzten Lippen erzeugte umgehend ein anderes Bild in meinem Kopf: Eine weibliche Pospalte, aufreizend gespreizt in der Hocke. Und an Stelle der Lippen …
Bevor ich meine Fantasien vertiefen konnte, stand Liz hinter mir auf und bemühte sich, möglichst wenig Lärm zu machen. Bestimmt ging sie davon aus, dass ich tief und fest schliefe.
Mit angehaltenem Atem wartete ich, bis ich ihre Schritte nicht mehr hörte.
Ohne einen Gedanken an die möglichen Konsequenzen, schlich ich ihr nach. Sie verschwand hinter unserem Klogebüsch und ich versuchte, mich lautlos durch die dornigen Äste zu zwängen. Auf einmal sah ich ihre Umrisse. Ein Windstoß fuhr in die Blätter und ich nutzte das Rascheln, um mich auf den Boden zu knien.
Sie hockte auf ihren Fersen, schien krampfhaft zu drücken. Ich sah ihren Rücken, der sich unter dem weiten T-Shirt abzeichnete. Am unteren Ende ihren schmalen, herzförmigen Po mit dem Ansatz der Spalte. Liz kauerte leicht abgewandt von mir, sodass ich nicht allzu viel von dem erkennen konnte, was sich zwischen ihren Knöcheln abspielte.
Nach kurzer Zeit erhob sie sich halb, veränderte die Fußstellung und ging erneut in die Hocke. In dem kurzen Moment, in dem ich freie Sicht auf den Sand unter ihr hatte, sah ich — nichts. Keine Knödel, keinen Fladen, nicht einmal eine dunkle Stelle. Ich hatte also noch nichts verpasst.
Sie stöhnte leise, schien stark zu drücken. Ich stellte mir vor, wie sich ihr Poloch bestimmt weitete. Blickte gebannt auf die kleine Lücke zwischen ihren Füßen.
Nochmals veränderte sie ihre Position, sodass ich nun etwas mehr von ihrem Gesicht erkennen konnte. Leider gelangte ihr Po dadurch in einen für mich noch ungünstigeren Blickwinkel.
Ihr Blick war abwesend, ganz nach innen gerichtet. Sie kratzte sich am Bauch, spielte mit dem Sand, legte den Kopf in den Nacken. Von der Anstrengung zu drücken, traten die Sehnen an ihrem Hals hervor.
Aber ihr Gesicht war nicht unbedingt das, was ich in diesem Moment gerne sehen wollte.
Ganz leise, in zeitlupenartigen Bewegungen und mit angehaltenem Atem ging ich auf alle Viere. Ich musste mich nur etwa einen Meter seitlich bewegen, um direkt hinter ihr zu sein und einen perfekten Blick auf ihren Po zu haben.
Fast hatte ich es geschafft, als ein Ast brach, der an meiner Schulter hängen geblieben war.
Es klang wie ein Gewehrschuss — und ich wünschte, ich wäre tödlich getroffen.
#23
Liz
Ich erschrak bis ins Mark, als auf einmal ein Zweig hinter mir knackte.
Sprang auf — und fiel fast vornüber. Meine Beine waren vom langen Hocken eingeschlafen und panisch wurde mir bewußt, dass ich nicht einmal weglaufen konnte.
Ich weiss nicht, ob ich aufgeschrien habe, aber als ich mit abwehrend erhobenen Armen herumfuhr, blickte ich in das schreckensbleiche Gesicht von Ben.
Sekundenbruchteile starrten wir uns nur an.
Heiße Wut schoss in mir hoch mit einer Wucht, die mich selbst überraschte.
„Sag mal, spinnst du?“, brüllte ich ihn an.
Er war völlig geschockt, hatte die Augen weit aufgerissen. Entsetzen, Scham und Abscheu über sein eigenes Verhalten tobten in seinem Gesicht. Unfähig, etwas zu erwidern, schlug er die Hände vor den Mund. Ein Schluchzer schüttelte ihn. Dann sprang er unvermittelt auf, brach durchs Gebüsch und rannte wie von Furien gehetzt zum Wäldchen.
So schnell wie sie gekommen waren, legten sich meine Angst und Wut. In der Panik hatte ich ein wildes Tier erwartet, das zum Sprung auf mich ansetzte. Dass es stattdessen nur Ben war, erleichterte mich mehr, als ich mir eingestehen wollte. Hatte ich vielleicht überreagiert, als ich ihn so heftig angebrüllt hatte? Sollte ich ihm nachgehen und mich bei ihm entschuldigen?
Erst als ich einen Schritt machte, merkte ich, dass mein Slip immer noch in den Kniekehlen hing. Hektisch zog ich ihn hoch, und siedend heiß wurde mir klar, wobei mich Ben ertappt hatte. Meine Wut kehrte zurück, diesmal vermischt mit einem Gefühl der Demütigung.
Ich würde ihm sicher nicht hinterherlaufen! Im Gegenteil: Er konnte was erleben, wenn er sich wieder blicken ließ!
Ich sann auf Rache, als ich zum Lagerplatz zurück ging. Malte mir aus, wie ich ihn leiden lassen würde für das, was er mir angetan hatte.
Die Stunden zogen sich dahin. Ben kehrte nicht zurück.
Immer wieder schweifte mein Blick zum Wäldchen hinüber, in dem er verschwunden war. Die harschen Worte, die ich ihm entgegen schleudern wollte, sobald er wieder erschienen war, wurden in meinen Gedanken langsam schal und verloren ihre Kraft.
Irgendwann ertappte ich mich dabei, dass ich mir wünschte, die Sache einfach zu vergessen und uns wieder gemeinsam um die wichtigen Dinge zu kümmern. Zum Beispiel, dass wir am Leben blieben, bis wir gefunden wurden. Außerdem vermisste ich seine fröhliche, jungenhafte Art schon nach ein paar Stunden.
Was war schon groß passiert? Er hatte mich erschreckt. Und das ohne Absicht. Er hatte mich heimlich beobachtet. Das war nicht okay. Andererseits: Er hatte mich inzwischen nicht nur einmal nackt gesehen.
Dass es ihn reizte, mich beim Klogang zu sehen – naja, die Gelegenheit würde ich mir an seiner Stelle vielleicht auch nicht entgehen lassen …
Am späten Nachmittag hatte ich genug geschmollt. Entschlossen raffte ich mich auf und marschierte zum Wäldchen hinüber. Bens Fußspuren waren deutlich zu sehen. Ich zwängte mich durch das Dickicht und rief immer wieder seinen Namen.
Er antwortete nicht. Schließlich wurde das Gestrüpp so verfilzt, dass ich nur noch dicht am Boden vorwärts kriechen konnte.
Hinter einem umgestürzten, morschen Baum fand ich ihn schließlich. Vergrämt, von Selbstvorwürfen zerfressen, sah er mich mit einem wunden Blick an, der mir fast die Tränen in die Augen trieb.
„Genug geheult“, raunzte ich ihn an, „komm jetzt wieder mit!“
„Liz, es tut mir leid …“, krächzte er.
„Ja, ja, wir reden später. Lass uns erstmal zusehen, dass wir hier wieder heraus kommen.“
Zerkratzt und von Dornen zerstochen, kehrten wir zum Lagerplatz zurück.
Schweigend aßen wir die kalten Reste der letzten Mahlzeit. Ich ließ ihn schmoren.
Als die Sonne schon tief stand und die Tageshitze langsam nachließ, hockte ich mich in den Sand und blickte ihn auffordernd an.
Ergeben ließ er sich ebenfalls zu Boden sinken. „Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen soll“, begann er leise.
„Was hast du dir denn dabei gedacht?“, wollte ich wissen, „wolltest du mich zu Tode erschrecken? Mich überfallen?“
„Nein, natürlich nicht“, antwortete er zerknirscht, „ich wollte nur sehen …“
„Was wolltest du sehen?“, bohrte ich nach.
„Naja, dich. Wie du …“ Wieder stockte er.
„Du wolltest mir beim Scheißen zusehen, und dir dabei einen runter holen, hab ich recht?“ Ich drückte mich absichtlich so grob wie möglich aus.
Er zuckte sichtlich zusammen. Dann nickte er betreten. Zumindest versuchte er nicht, zu lügen oder sich herauszureden.
„Du bist ein mieser kleiner Spanner“, polterte ich weiter. Strafe musste schließlich sein. „Ich dachte, du seist ein Mann“, setzte ich noch einen drauf, „stattdessen benimmst du dich wie ein kleines Kind.“ Es gelang mir immer weniger, zornig zu bleiben. Mein Geschimpfe klang selbst in meinen eigenen Ohren unglaubwürdig.
Er grinste mich auf seine typische Art schief an und ich verlor mein letztes bisschen Autorität - was ihm natürlich nicht entging.
"OK, ich bin ein perverses Schweinchen, ein mieser Spanner, ein ganz böser Lehrerinnen-beim-Kacken-Erschrecker. Verzeihst du mir?“
„Noch nicht ganz!“ Vergeblich versuchte ich, ernsthaft zu bleiben.
„Weißt du, was das Schlimmste ist?", wieherte ich schließlich. "Dass ich immer noch bis zu den Ohren verstopft bin. Du hast mich mit deiner Spannerei um den größten Schiss der Insel gebracht.“
#24
Liz
Ben schlummerte unruhig neben mir, während ich mich hin und her warf und versuchte, die stärker werdenden Bauchschmerzen zu ignorieren. Irgendwann hielt ich es nicht länger aus. Als ich aufstand, wurde Ben wach. „Ist alles okay, Lizzy?“
„Nein“, stöhnte ich gepresst, „ich glaube, ich versuche nochmal, aufs Klo zu gehen.“
„Soll ich mitkommen?“
Aus seiner Stimme sprach echtes Mitgefühl und nicht der kleinste Hauch von Voyeurismus.
„Ich weiss nicht …“, antwortete ich zögernd. Die Vorstellung, allein im Dunkeln am Gebüsch zu hocken, war wenig verlockend. Andererseits …
Er spürte mein Zögern.
„Du kannst mir jederzeit sagen, wenn ich verschwinden soll“, sagte er ernst.
Ich vertraute ihm.
Statt zum Klogebüsch gingen wir zu dem kleinen Bachlauf. Das war zwar etwas weiter, aber die Bewegung tat mir gut und beruhigte meinen Bauch. Hatten sich die Krämpfe anfangs wie Messerstiche angefühlt, reduzierten sie sich jetzt auf einen dumpfen, schmerzhaften Druck.
Am Ufer lag ein gewaltiger Baum, vor Urzeiten von einem mächtigen Sturm umgeworfen. Längst war die Rinde abgeschält und das Holz von Sonne und Meerwasser gebleicht und abgeschliffen. Im spärlichen Licht glänzte es silbrig und fühlte sich weich und angenehm an, als wir uns darauf setzten.
Schweigend lauschten wir auf die Stimmen der Nacht um uns herum. Ben legte seinen Arm um meine Schultern.
"Schön hier", sagte er schließlich leise.
"Auf jeden Fall besser, als am Boden zu kauern und den Po in die Luft zu halten", antwortete ich trocken.
Die Situation hatte etwas Unwirkliches.
Einerseits die tropische Nacht mit ihren faszinierenden Gerüchen und Geräuschen. Die Vertrautheit und Nähe. Und, ja: auch die leicht erotisch aufgeladene Stimmung, in der wir uns befanden.
Andererseits meine Bauchschmerzen und der Wunsch, mich endlich erleichtern zu können, der überhaupt nicht zum sexuellen Prickeln passte.
Ein neuer Krampf beendete abrupt meine Überlegungen. Stöhnend beugte ich mich vor.
Ben hielt mich fest, streichelte meinen Rücken.
"Das geht vorbei", versuchte er mich zu trösten.
"Was weißt du denn schon?", schnautzte ich ihn an, während mir die Pein fast Tränen in die Augen trieb.
Statt beleidigt zu reagieren, blieb er gelassen.
"Ich kenne das besser, als du denkst. Während der Chemotherapie hatte ich entweder schlimmen Durchfall, oder konnte länger als eine Woche nicht kacken."
Schon wieder hatte ich vergessen, dass er nicht der unerfahrene kleine Junge war, den ich viel zu oft in ihm sehen wollte.
"Entschuldige", entgegnete ich zerknirscht.
Er lachte leise.
"Die unangenehme Druck ist die eine Sache. Die andere ist die Würdelosigkeit. Ich habe einmal ein Essenstablett nach einer Krankenschwester geworfen, nur weil sie gefragt hat, ob ich fertig bin, nachdem ich über eine Stunde auf der Bettpfanne gesessen hatte."
Ich musste grinsen.
"Und?", fragte ich neugierig, "warst du fertig?"
"Nein", feixte er, "die Wurst war halb drinnen und halb draußen. Sie hat mir fast den Arsch gesprengt. Und ausgerechnet in dem Moment musste die Schwester kommen."
Wir lachten nun beide bei dieser Vorstellung. Und auf einmal spürte ich noch etwas anderes.
"Ich glaube, jetzt solltest du mich allein lassen", sagte ich.
Er zögerte. "Bist du sicher?"
"Ja, ganz sicher", entgegnete ich verschämt grinsend, obwohl sich innerlich alles in mir sträubte, ihn wegzuschicken. Seltsame, beunruhigende Gefühle tobten in mir.
"Okay", akzeptierte er, nahm seinen Arm von mir und stand auf. "Ich gehe ein Stück am Strand entlang. Ruf mich, wenn du wieder Gesellschaft brauchst."
Kaum hatte er sich ein paar Schritte entfernt, fühlte sich die Nacht auf einmal kalt und bedrohlich an. Einsamkeit schlug über mir zusammen wie eine Welle. Trotzdem gestand ich mir nicht zu, Ben zurück zu rufen.
Der Druck in mir hatte sich verändert. Rasch streifte ich die Hose ab, schob meinen Po nach hinten über den Baumstamm und begann, angestrengt zu drücken. In meinem Unterbauch setzte sich endlich etwas in Bewegung und drängte zum Ausgang. Hoffnungsvoll beugte ich mich vor, zog mit beiden Händen meine Backen auseinander. Mein Anus öffnete sich.
Ein lang gezogenes "Pffffffffffft" ertönte hinter mir - und schon ließ der Drang wieder nach.
Ich hätte heulen können vor Enttäuschung.
Der harte Druck in meinem Bauch blieb.
Ich versuchte es noch ein paar Mal, dann gab ich entnervt auf.
In den Bäumen über mir schrie schadenfroh ein Nachtvogel und vom Bach ertönte ein unheimliches Schmatzen.
"Ben?", rief ich kläglich.
"Ja", antwortete er sofort. Seine Stimme klang vom Meer her.
Sekunden später hörte ich erleichtert seine Schritte und war dankbar, als er sich neben mich setzte und wieder tröstend seinen Arm um mich legte. Verstohlen lugte er hinter mich. "Überhaupt nichts?"
"Nichts, nada, niente!", schimpfte ich, "nur heiße Luft."
Um die peinliche Situation zu überspielen, plapperte ich drauflos. "Meine Mama hat immer Wasser laufen lassen, wenns nicht gleich mit dem Pipi geklappt hat."
Er lachte in sich hinein. "Meine auch. Oder sie hat mich zur Seite geschoben und ist zuerst gegangen. Meist konnte ich dann auch."
"Du meinst, sie hat vor dir … ?", fragte ich ungläubig.
"Klar, warum nicht?", erwiderte er, "naja, zumindest hat sie gepinkelt. An etwas anderes kann ich mich nicht erinnern. Wenn ich starke Verstopfung hatte, gab's manchmal auch ein Zäpfchen."
"Uh, das käme für mich überhaupt nicht in Frage!", sagte ich angewidert, "selbst wenn wir hier welche auftreiben könnten."
Er grinste. "Sollen wir's mal mit Plätschern versuchen?"
"Geh ruhig im Bach plantschen, wenn dir danach ist", feixte ich.
"Ich dachte eher an das 'ich zuerst'-Szenario", sagte er.
Ein Schauer rieselte ohne Vorwarnung meinen Rücken hinunter. "Musst du denn?", fragte ich gespannt.
"Hm, im Moment nur pinkeln. Ob das andere auch geht - keine Ahnung."
"Wenn du meinst …", sagte ich gedehnt, "probieren können wir es ja."
Ich musste schlucken.
Er erhob sich, nestelte an seiner Hose. Gerade jetzt hatten sich die Wolken verdichtet und es war fast völlig dunkel. Ich konnte kaum Umrisse erkennen, geschweige denn, Einzelheiten ausmachen. Dass mich die Situation erregte, beunruhigte mich. Gerade hatte ich noch mit Schmerzen zu kämpfen gehabt und befand mich in einer ziemlich peinlichen Situation.
Trotzdem fragte ich gespannt: "Und? Ich höre nichts."
Er räusperte sich. "Ähm, ja, ist nicht so einfach …", antwortete er verlegen.
"Ich denke, du musst?", lächelte ich.
"Ja, schon. Aber es ist schwierig, wenn jemand zuhört, außerdem …"
"Ja?"
"Oh mann, du willst es aber genau wissen", beschwerte er sich, "ich hab gerade ein Rohr — und damit ist es noch schwieriger."
"Macht doch nichts, dann können wir halt beide nicht", beruhigte ich ihn.
In diesem Moment hörte ich ein Tröpfeln, das sich über ein Prasseln zum Rauschen steigerte.
"Ahhh", seufzte er nur. Nachdem er abgeschüttelt hatte, setzte er sich wieder neben mich.
"Und? Hat es gewirkt?", fragte er nach einer Weile.
"Ein bisschen", entgegnete ich, "zumindest ist der Baumstamm unter mir etwas nass geworden."
"Ich denke, ich könnte jetzt auch …", begann er.
Wieder wurde mir heiß.
"Dann los!"
"Meinst du wirklich?"
Er zog die Hose herab, schob seinen Po etwas weiter nach hinten, drückte. Etwas fiel hinter uns in den Sand. Ich zitterte vor Erregung. Spürte nun ebenfalls, wie sich in meinem Unterleib etwas bewegte. Während er nochmal kräftig drückte, dehnte sich mit Urgewalt mein Po. Ich fühlte, wie sich ganz langsam, millimeterweise, etwas unglaublich Hartes hervorschob. Wieder zurückrutschte.
Unbewußt legte ich meine Hand auf Bens Oberschenkel, krallte mich regelrecht an ihn, während ich aus Leibeskräften presste.
Ja! Ich konnte das Zurückgleiten verhindern, schob noch etwas weiter. Die Spannung des Schließmuskels ließ Stück für Stück der Wurst abbrechen.
Geräuschvoll fielen die Bröckchen zu Boden.
Ben zitterte und keuchte. Meine Hand fand seinen Stab und umklammerte ihn fest.
Als endlich mit einem satten Schmatzen ein gewaltiger Brocken hervorkam und in den Sand plumpste, warf er den Kopf in den Nacken. Sein Samen schoß hervor, klatschte in den kleinen Bach vor uns. In meiner Hand spürte ich seine Kontraktionen.
Ich stöhnte auf, erschauerte.
Schwer atmend löste ich meine Hand von ihm.
Als sich unser Puls wieder etwas beruhigt hatte, knuffte er mich sacht in die Seite. "Wir haben nichts zum Abwischen dabei."
"Lass uns im Meer baden gehen", krächzte ich heiser und erhob mich.
Trotz der aufgeheizten Stimmung berührten wir uns im Wasser nicht. Ohne ein Wort wuschen wir uns. Jeder hing seinen Gedanken nach. Auf was für einem gefährlichen Trip befanden wir uns bloß? Wohin würde uns das führen?
#25
Ben
Das hatte ich mir in meinen geheimsten Träumen nicht ausgemalt! Das Erlebnis nachts am Baumstamm, als wir zusammen gekackt hatten — und sie dabei meine Latte gehalten hatte — war einfach unbeschreiblich. Nie hätte ich gedacht, dass so etwas Triviales, ja eigentlich sogar Ekliges, so eine erotische Wirkung auf mich haben könnte.
Beim anschließenden Bad im Meer war ich noch ganz benommen von der Wucht der Gefühle.
Liz war ebenfalls sehr still, wobei mir meine inneren Antennen sagten, dass sie zwiegespalten war und die Situation im Nachhinein nicht ganz unbeschwert genießen konnte.
Irgendwie verstand ich sie natürlich. Sie hatte bestimmt das Gefühl, für alles die Verantwortung zu tragen. Und was wir da zusammen machten, war so weit jenseits alles Normalen, dass einem schon mulmig werden konnte …
Aber jetzt hatte ich Blut geleckt. Ich wollte mehr. Dass sie beim Thema Toilette ebenfalls Lust verspürte, war ich mir sicher. Ich beschloss, sehr behutsam und vorsichtig vorzugehen. Ein falsches Wort, eine zu weit gehende Anspielung, konnte dazu führen, dass sie sich diesem Thema völlig verschloss.
Ich wurde wach, als Liz sich regte, unter der Decke hervorkletterte und zum Kloplatz huschte. Ich stellte mich schlafend. Als sie nach ein paar Minuten zurück kam, tat ich so, als ob ich gerade aufwachen würde. "Morgen", murmelte ich scheinbar verschlafen.
"Oh, hab ich dich geweckt? Tut mir leid, aber meine Blase …"
"Uh, jetzt wo du davon sprichst", entgegnete ich und verspürte einen heftigen Druck.
Sie grinste. "Na, dann los, bevor die Hose nass wird!"
Es war noch früh, wurde gerade erst langsam hell.
Ich lief ebenfalls zu den Sträuchern, stellte mich so, dass sie mich von hinten sehen konnte und ließ laufen.
Erleichtert kehrte ich zurück und kroch wieder unter die Decke. Liz empfing mich mit einem Kuß, der rasch intensiver, drängender wurde. Ihre Hände waren auf einmal überall, glitten zu meiner Hüfte, fanden meinen aufgerichteten Penis.
Ohne Vorwarnung entlud ich mich. Spritzte meinen Samen fast bis zu ihren Brüsten.
"Tut mir leid", murmelte ich voller Selbstzweifel.
Was stimmte nicht mit mir? Wieso konnte ich meinen Orgasmus nicht hinauszögern, um ihr ebenfalls Befriedigung zu verschaffen?
Sie lächelte, drehte sich auf die Seite und schloß wieder die Augen.
Ich kuschelte mich an ihren Rücken, legte den Arm über sie und begann, sanft ihre Schulter zu streicheln.
Als ich ihren Nacken küsste und meine Hand sacht an ihrer Seite hinabgleiten ließ, atmete sie stärker. Das machte mir Mut. Unter dem Stoff des T-Shirts fühlte ich ihre Rundungen und kleine, hart aufgerichtete Nippel.
Sie kam mir entgegen, schob das Shirt in die Höhe und drückte mein Gesicht zwischen ihre Brüste.
Ihr Duft nach Sonne, Salz und einem Hauch süßem Schweiß liessen meine Sinne fast explodieren. Meine Lippen fanden eine Brustwarze und saugten sich daran fest. Sie stöhnte, wölbte sich nach oben.
Meine Hand wanderte nach unten, fand ihre Spalte, aus der erregende Nässe emporstieg.
Hart drängte sie sich meinen tastenden Fingern entgegen. Ihr ganzer Körper zuckte und wand sich.
#26
Liz
Wie ich unsere Berührungen und Zärtlichkeiten genoß! Ich konnte gar nicht genug davon bekommen. Solche unbändige Lust und die erschöpfende, tiefe Befriedigung danach hatte ich noch nie zuvor empfunden. Hatte ich mir anfangs Sorgen gemacht, dass sich Ben in der unangemessenen Liebe zu einer erwachsenen Frau verlieren könnte, stellte ich nun mit einem mulmigen Gefühl fest, dass es genau umgekehrt war: Ich stürzte Hals über Kopf in eine zukunftslose Beziehung zu Ben, ohne dass ich meine Begierde irgendwie kontrollieren konnte. Er dagegen schien der Situation durchaus gewachsen zu sein. Er benahm sich wie immer und behielt zum Glück seine jugendliche Fröhlichkeit und Leichtigkeit bei.
Die letzten Tage waren kühler und der Himmel bedeckt. Immer öfter verbrachten wir die Zeit gemeinsam unter der Decke zusammengekuschelt. Eins ergab das Andere und bald gab ich meinen anfänglichen Widerstand in Bezug auf Geschlechtsverkehr auf. Ben lernte schnell, wann er sich zurückhalten musste, um seinen Orgasmus hinauszuzögern, oder wann er wild drauflos vögeln konnte, bis wir beide vor Lust schrien.
#27
Ben
Wir waren wie auf Speed.
Nur mit dem Unterschied, dass die Empfindungen intensiv und real waren, nicht verschwommen wie im Drogenrausch.
Natürlich hielt ich mich zurück und versuchte erst einmal nicht, in sie einzudringen. Liz hatte mir ja signalisiert, dass sie dazu noch nicht bereit war. Umso überraschter war ich, als sie sich auf einmal auf mich schob, sich aufrichtete und meinen Penis in ihre Scheide einführte. Ich explodierte im selben Moment und nur Augenblicke später kam sie.
Von diesem Moment an gab es keine Zurückhaltung mehr und - ich werde jetzt noch rot, wenn ich daran denke - wir trieben es fast andauernd.
Egal, ob sie sich nach dem Schwimmen im flachen Uferbereich auf mich legte, ich sie im Wäldchen an einen Baumstamm drückte und im Stehen nahm, oder sie sich beim Muschelnsammeln in den Sand kniete und ich sie wie ein Hengst von hinten bestieg.
Wir konnten nicht genug voneinander bekommen. Die Befriedigung hielt immer nur kurz an.
Als sie nach dem nächtlichen Sex eingeschlafen war, begann mein Bauch zu drücken. Nicht besonders unangenehm, aber doch auf diese frustrierende Art, die mich schon ahnen ließ, dass der Stuhlgang wohl mit einiger Mühe verbunden sein würde.
Ich drehte mich zur Seite, massierte meinen Bauch. Mit einer Hand zog ich meine Pospalte etwas auseinander und drückte testweise. Ein Pups kündigte sich an, und um ihn so leise wie möglich zu befreien, kam ich ihm mit einem Finger entgegen. Da ich mich nun schonmal am Ort des Geschehens befand, drang ich noch etwas tiefer vor.
Erst als der Mittelfinger bis zur Wurzel in meinem Hintern steckte, spürte ich in mir einen harten Widerstand. Und auch auf meiner Vorderseite hatte sich etwas gewaltig verhärtet.
Leise, um Liz nicht zu wecken, stand ich auf und ging die hundert Meter zu dem gestürzten Baumriesen hinüber. Das Gehen ist gar nicht so einfach, wenn die eigene Hand im Po steckt.
Von unserer gemeinsamen "Sitzung" dort war auch im hellen Mondlicht nichts mehr zu sehen. Liz hatte unsere Haufen ordentlich vergraben.
Kurz war ich in Versuchung, sie wieder auszubuddeln, aber davor scheute ich mich dann doch.
Etwas genervt über den Druck im Bauch und reichlich erregt setzte ich mich auf das pelzige Holz, beugte mich weit nach vorne und schob meinen Finger so tief wie möglich in den Darm.
Es würde in mehrfacher Hinsicht hart werden, aber noch stellte sich der ersehnte Entleerungsdrang nicht ein.
Etwas halbherzig rubbelte ich mit der freien Hand an meinem Glied, während sich hinten eine Ladung Luft ihren Weg ins Freie suchte.
Auf einmal hörte ich Schritte hinter mir.
Schnell zog ich meinen Finger aus dem Hinterausgang und richtete mich auf. Hoffentlich hatte sie nicht gesehen, mit was ich mich gerade beschäftigte! Verstohlen rieb ich den Finger am Holz sauber.
Liz näherte sich von hinten, legte mir sanft eine Hand auf die Schulter und stieg über den Stamm.
"Tut's weh?", fragte sie einfühlsam, "du bist so gekrümmt dagesessen..."
Sie setzte sich nackt neben mich auf den Baumstamm.
"Geht schon", grummelte ich. Einerseits sehnte ich mich nach ihrer Nähe und genoß ihre Berührungen, andererseits war mir die Situation doch ziemlich peinlich.
Ein Lover mit Problemen beim Scheißen ist ja nicht gerade der Inbegriff von Coolness und Leidenschaft...
Dachte ich.
"Du Armer...", flüsterte sie. An ihrer rauchigen Stimme erkannte ich, dass sie erregt war.
Ihre Hand glitt über meinen Rücken, streichelte meinen Po. Kitzelten mein Steißbein. Dann spürte ich eine Fingerkuppe auf meinem Anus.
Was geschah hier? Ich wagte kaum zu atmen. Die Fingerkuppe begann, mit kreisenden Bewegungen zu massieren. Dabei verstärkte sie den Druck. Automatisch kam ich ihr entgegen, beugte mich vor. Der Finger glitt mit immer weiter kreisenden Bewegungen in mich.
Ich keuchte.
Nun spürte ich, wie sich mein Inneres zusammen zog. Die Kacke setze sich in Bewegung. Auch Liz bemerkte dies natürlich und zog ihren Finger langsam heraus. Mein Hintern weitete sich schmerzhaft und ein dickes, hartes Stück zwängte sich durch meinen Schießmuskel, schob sich etwas hervor - und blieb dann stecken.
Ich schnaufte vor Anstrengung, konnte den Brocken aber nicht weiter nach draußen bewegen.
Irritiert spürte ich, dass sich Liz' Hand immer noch an meinem Po befand, den Muskel sanft streichelte, obwohl sich darin der Korken befand!
Wie von selbst fand meine Hand nun ihren Weg zu Liz kleinem, festen Arsch, tastete sich zielstrebig vor - und stutzte überrascht, als sie auf etwas feuchtes, klebriges stieß. Auch bei ihr stand der Darminhalt hervor, war aber nicht so hart und trocken wie meiner. Sie seufzte und knacksend kroch ihre Wurst ins Freie. Meine Fingerkuppe spürte jede Bewegung ihres Po und seines Inhalts.
Endlich löste sich auch bei mir der harte Korken. Mehrere dicke Bollen plumpsten in den Sand.
Wir kamen beide zum Höhepunkt, ohne dass wir uns dabei mehr berührt hätten als jeder mit seiner Fingerkuppe am Hintern des Anderen.
#28
Liz
Ich kannte mich selbst nicht mehr. War meinen Begierden hilflos ausgeliefert. Die Gedanken drehten sich ständig um den nächsten Sex. Nein, es war sogar noch schlimmer! Dunkle Gelüste, die ich mir kaum einzugestehen wagte, beherrschten meine Fantasien. Erregte es mich tatsächlich, wenn ich Fäkalien sah und sogar berührte? Zumindest bei Ben erregte es mich aufs Äußerste. Und auch bei meinen eigenen Ausscheidungen wurde ich feucht, wenn auch nicht ganz so intensiv.
War ich pervers? Verdorben? Geisteskrank? Möglicherweise hatte mein Gehirn nicht genug Sauerstoff abbekommen nach dem Absturz? Ich versuchte, mich zu erinnern, seit wann ich diese extremen Gefühle hatte.
An den Absturz selbst konnte ich mich nur verschwommen erinnern. An das Treiben im Meer gar nicht. Auf der Insel war es am Anfang ums nackte Überleben gegangen. Da hatte nichts anderes Platz gehabt. Und davor?
Wenn ich ehrlich war, hatte ich auch bei Ralph manchmal vom Sofa aus gelauscht, wenn er auf dem Topf saß. Mein eigener Po spielte auch fast immer eine Rolle, wenn ich mich selbst befriedigte.
Ein Erlebnis aus meiner Kindheit fiel mir ein: Meine Lieblingstante war bei uns zu Besuch. Ich musste ins Bad und hatte nicht darauf geachtet, dass drinnen Licht brannte. Das Türschloss war schon immer kaputt gewesen und als ich eintrat, saß sie mit gespreizten Beinen auf der Toilette und hielt ein paar Blätter Klopapier in der Hand. Es roch ziemlich intensiv.
Ob ich dann eine Kehrwende hingelegt hatte, ob sie geschimpft oder gelacht hatte, wusste ich nicht mehr. Aber dieses Bild von meiner Tante auf dem Topf hatte sich mir eingeprägt.
War das der Beginn meiner seltsamen Leidenschaft gewesen?
Eigentlich nicht. Es hatte noch früher begonnen. War vielleicht immer schon vorhanden gewesen.
Längst vergessen geglaubte Szenen drangen in mein Bewußtsein: Meine Mutter, die erst heftig schimpfte, weil ich schon wieder in die Hose gemacht hatte. Und sich später Sorgen machte, ob mit meinen Schließmuskeln alles in Ordnung war. Erlebnisse in der Badewanne, wenn ich allein zuhause war. Und die hektischen Bemühungen, hinterher alles wieder sauber zu bekommen, bevor meine Eltern zurückkehrten. Das Schullandheim mit den papierdünnen Wänden, hinter denen ich meine Klassenkameradinnen hörte, wenn sie sich auf der Toilette erleichterten.
„Ich glaube, man nennt das Fetisch“, flüsterte Ben mir ins Ohr, als ob er meine Gedanken gehört hätte. Eng umschlungen lagen wir unter der Decke. „‚Erlaubt ist alles, was die Beiteiligten mögen, was ihnen nicht schadet, und woraus nicht ungewollt ein Kind entsteht‘, hat mein Religionslehrer mal gesagt“, fuhr er fort. Ich war nicht in der Lage, zu antworten. Konnte ich das akzeptieren? War ich mir selbst zuwider? Ich wusste es einfach nicht.
Ein dumpfes Brummen weckte mich. Verschlafen tastete ich nach Ben. Er war nicht da.
„Liz!“, schrie er, „ein Flugzeug! Schnell, das Signalfeuer!“
Im Nu war ich hellwach.
Ben stand am Strand und winkte aufgeregt hüpfend. Draußen über dem Wasser ein kleines Flugzeug.
Ich stolperte, schlug schmerzhaft mit den Knien auf. Egal, bloß weiter! Da lag der Holzstapel. Vom letzten Regen noch feucht. Das kleine Kochfeuer vom Abend zuvor glimmte noch schwach. Ich warf mich auf den Bauch, pustete vorsichtig. Ein wenig Rauch kräuselte sich. Dann endlich ein winziges Flämmchen.
Mit vor Aufregung zitternden Fingern zog ich den Ast heraus und bugsierte ihn zum großen Stapel.
Ich getraute mich nicht, mich zum leiser werdenden Brummen des Fliegers umzudrehen.
„Schnell!“, schrie Ben schluchzend, „er ist gleich weg!“
Viel zu langsam fingen der Stapel Feuer.
Dichter Qualm entstand, der aber seitlich auf dem Boden davon kroch, statt senkrecht in die Höhe zu steigen.
Das Flugzeug war schon fast außer Sichtweite. Ein winziger Punkt am Horizont.
Wir standen dicht aneinander gedrängt, wagten nicht, uns zu rühren.
Plötzlich veränderte sich das ferne Motorengeräusch.
Wurde wieder lauter.
„Es kommt zurück“, flüsterte Ben fast andächtig.
Eindeutig! Nun konnten wir den Punkt schon wieder deutlich sehen.
Ich sprang zu unserem Nachtlager, riß die Decke weg und schwenkte sie wild hin und her.
Ben packte die anderne Zipfel und gemeinsam versuchten wir, eine möglichst große, gut sichtbare Fläche zu bilden.
Der Flieger hielt direkt auf uns zu. Wir konnten den Piloten mit den wuchtigen Kopfhörern erkennen. Er winkte! Mein Gott, er hatte uns gesehen!
Wir sprangen herum, fuchtelten wie irre mit den Armen, dann war der Moment vorbei.
Der Motor heulte auf, als sich die Maschine in eine enge Kurve legte, wieder über unser Lager donnerte. So tief, dass wir fast die Räder hätten berühren können.
Der Pilot wippte mit den Tragflächen zum Zeichen, dass er uns gesehen hatte.
Dann zog er das Flugzeug hoch und drehte mehrere Schleifen über uns. Hatte er erkannt, dass wir uns in einer Notlage befanden?
Fast im Sturzflug rauschte die Maschine wieder heran. Etwas Weißes löste sich aus dem Cockpit.
#29
Ben
Endlich!
Endlich hatten sie uns gefunden. Jedesmal, wenn sich das kleine Flugzeug wieder etwas entfernte, gab es mir einen Stich und Panik stieg in mir auf. Aber schnell war klar, dass der Pilot uns gesehen hatte. Landen würde er hier vermutlich nicht können, beziehungsweise käme er wohl mit etwas Glück heil herunter, würde dann aber im weichen Sand nicht mehr starten können. Ob sein Funkgerät bis zu einer Station reichte? Würde er ein Schiff in der Nähe finden, das uns abholen könnte?
Diese und noch viele weitere Fragen wirbelten wie ein Schneesturm durch meinen Kopf, während die Maschine Schleifen flog.
Dann fiel etwas Weißes aus dem Cockpit und schlug ein Stück entfernt in den Sand. Wir rannten hin und wickelten ein Stück Papier von einem alten, verbeulten Erste-Hilfe-Kasten.
„1. ist jemand verletzt? 2. könnt ihr noch durchhalten? 3. braucht ihr einen Arzt? Ich hole Hilfe!“
Der letzte Satz war eingekringelt und energisch unterstrichen. Der Pilot musste alles hektisch hin gekritzelt haben, während er über uns kreiste.
Ich sprang auf und stellte mich breitbeinig mitten auf den Strand. Während der kleine Schulterdecker in langsamem Flug auf mich zu hielt, signalisierte ich mit den Armen:
1 - nein.
2 - ja.
3 - nein.
Dies wiederholte ich mehrfach. Der Pilot ließ die Flügel wackeln zum Zeichen, dass er verstanden hatte, drehte ab und gab Vollgas.
„Was meinst du, wie lange es dauern wird, bis jemand kommt?“, fragte Liz. Ich wunderte mich, dass sie nicht allzu begeistert klang. Sicher freute sie sich doch auch, endlich von hier weg zu kommen!
„Wenn der Pilot ein Boot oder Schiff findet und es zu uns umleitet, kann es noch ein, zwei Tage dauern“, überlegte ich. „Wenn er aber die Behörden anfunkt und meine Eltern erreicht, ist innerhalb von einer Stunde die gesamte Luftwaffe und ein Großaufgebot von zivilen und militärischen Einheiten hier“, lachte ich.
Als die Sonne unterging, war noch niemand erschienen. Wir krochen unter die Decke und hingen unseren Gedanken nach.
Als ich mich umdrehen wollte, legte Liz einen Arm um mich und drückte sich an mich. Fast verzweifelt hielt sie sich an mir fest, als hätte sie vor etwas Angst.
Unbeholfen streichelte ich ihren Rücken, bis sie sich wieder etwas entspannte. Meine Hand fuhr langsam ihre Wirbelsäule hinunter. Verharrte kurz am Ansatz der Pobacke. Spielerisch kniff ich sie, aber sie reagierte kaum darauf. Erst als ich die Spalte ertastete, seufzte sie leise. Ich grub meine Finger tiefer hinein, fühlte die glatte Haut am Steißbein.
Liz bewegte sich etwas, legte ein Bein auf meine Hüfte. Dadurch war mein Arm nun zu kurz, reichte nicht mehr bis zu ihrem Hintern. Ich zog meine Hand zurück, strich über Liz‘ Nabel. Dann über die weiche Fläche darunter.
Liz atmete tief ein, als ich die feinen Härchen ihres Hügels berührte. Den Ansatz der Schamlippen.
Mit zwei Fingern öffnete ich sie vorsichtig, fuhr in die warme Feuchte. Noch etwas weiter bis zur Höhle.
Und hinein.
Liz zitterte und kam meiner Hand entgegen.
Als die beiden Finger vollständig hinein geglitten waren, lag mein Daumen auf ihrem hart aufgerichteten Knubbel. Die anderen Finger fuhren über den Damm hinaus und legten sich auf ihren After.
Ein paar Mal rieb ich sie hart in der Scheide, dann zog ich meine nasse Hand aus ihrer Höhle.
Sie erstarrte, schien zunächst enttäuscht, dass ich meine Hand zurück gezogen hatte.
Nun folgte ich meinen Fingern, legte den Handballen auf ihren Hügel. Schob den Arm weiter.
Als meine Fingerkuppen ihren Anus berührten, setzte bei Liz das Zittern wieder ein.
Sie atmete hektisch, schließlich rutschte sie auf mich, küsste mich wild und unbeherrscht.
Ich hatte Mühe, unter ihr liegend meine Hose ein Stück hinunter zu schieben. Hart presste sich mein Schaft gegen ihre Scham. Sie stöhnte, stemmte sich auf ihre Arme. Mein Schaft drang kurz in sie, aber wir waren beide zu zappelig. Immer wieder rutschte er heraus.
Ich spürte, dass ich kurz vor dem Höhepunkt war. Nahm meine Hände zu Hilfe und wollte den Penis in die Scheide einführen. Liz war genauso zappelig, hatte ihre Erregung kaum unter Kontrolle.
Plötzlich drang ich ein.
Bis zum Anschlag.
Liz erstarrte.
Erst da bemerkte ich, dass mein Penis in ihrem Darm steckte.
Liz japste, ich spürte die Vibrationen in ihrem Inneren. Dann bäumte ich mich auf, entlud mich tief in ihr.
Immer wieder stieß meine Hüfte wie ferngesteuert nach oben.
Auf einmal fühlte ich ein heißes Brennen auf meinem Bauch. Etwas zischte, dann sank Liz über mir zusammen. Das Brennen blieb.
„Tut mir leid“, flüsterte sie schließlich und erst da wurde mir bewusst, dass die Wärme auf meinem Bauch von ihrem Urin her rührte, der immer noch ungehindert aus ihr hervor sprudelte.
Kaum war mir das klar geworden, als mein Schaft schon wieder hart wurde. Sanft begann ich wieder, mich in ihr zu bewegen. Wurde schneller, bremste mich mit schierer Willenskraft wieder ab.
Ihre Quelle war längst versiegt, als ich mich erneut in ihren Po ergoss.
#30
Liz
Eigentlich sollte ich erleichtert sein.
Eigentlich sollte ich mich freuen, ausgelassen herum toben wie Ben, dass nun endlich die Rettung zum Greifen nahe war.
Aber Ben war jung. Er lebte im Moment und spürte noch nicht den Fluch des Erwachsenseins, der mich zwang, alles, was gerade passierte, auf die Zukunft zu übertragen und die späteren Auswirkungen zu kalkulieren.
Was würde geschehen, wenn wir zurück in der Zivilisation waren? Natürlich hatten wir als Paar keine Zukunft. Sein Lebensweg war von seinen Eltern vorherbestimmt. Und meiner fand darin mit Sicherheit keine Berücksichtigung.
Wir hatten nur die Zeit als Schiffbrüchige auf dieser Insel zusammen. Sobald das Rettungsteam eintraf, wäre es vorbei.
Natürlich war das völlig richtig und ich wollte Ben auf keinen Fall im Weg stehen. Trotzdem war mir weh ums Herz.
Ben spürte meine Verstimmung. So, wie er wohl sehr oft viel früher als ich selbst darüber Bescheid wusste, wie es in mir aussah. Als wir nebeneinander lagen, hielt ich mich an ihm fest.
Als er mich berührte und erregte, ließ ich es geschehen, nutzte den Gefühlssturm, um die Zukunft auszublenden.
Und dann spielte uns meine Blasenschwäche wieder einmal einen Streich.
Aber im Gegensatz zu Ralph, der mich dann immer traurig musterte und vorschlug, endlich einen Arzt aufzusuchen, wurde Ben fast schlagartig wieder hart, schien die Nässe zu genießen und brachte uns beide erneut zum Höhepunkt.
Dass er sich in meinen Darm ergoss, erregte mich mehr, als ich mir zugestehen wollte.
Im Morgengrauen erschienen die Retter.
Ein Vibrieren lag auf einmal in der Luft, gerade, als wir uns gründlich gewaschen und unser morgendliches Schwimmtraining beendet hatten.
Das Vibrieren steigerte sich zu einem Dröhnen, dann tauchten am Himmel unter ohrenbetäubendem Lärm ein ganzes Geschwader von Militärflugzeugen auf. Frachtluken wurden geöffnet und zunächst sah es so aus, als würden wir bombardiert. Dann entfalteten sich die Fallschirme und gewaltige Kisten schwebten zu Boden. Männer in Uniform folgten den Kisten.
Im Nu war unser Strand unter technischem Gerät und großen Bahnen von Fallschirmseide begraben. Wo vorher ruhige Einsamkeit herrschte, wimmelte es nun auf einmal von herum rennenden, Befehle brüllenden Soldaten.
Einer der Soldaten warf achtlos seinen Helm von sich und sprintete auf uns zu. Ben grinste übers ganze Gesicht.
„Dad!“, rief er und verdrehte die Augen, „zwei Pizzen und ein Schlauchboot hätten genügt.“
Die beiden fielen sich in die Arme, während im Hintergrund ein großes Zelt aufgebaut wurde.
„Ben! Bist du in Ordnung?“, fragte sein Vater und musterte ihn atemlos, als würde er vermuten, dass ihm ein Bein oder Arm fehlte.
Dann wandte er sich zu mir: „Miss Wilson“, sagte er förmlich und schüttelte mir die Hand, „ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie sich um meinen Sohn gekümmert haben.“
In zerfledderter Unterwäsche - etwas anderes hatten wir ja nicht - stand ich vor meinem Chef und hatte einen knallroten Kopf vor Scham. Zum Glück unterbrach Ben die peinliche Situation. „Hast du auch was zu essen mitgebracht?“
Unter ärztlicher Aufsicht bekamen wir konzentrierte Weltraumnahrung verabreicht, dazu keimfreies Wasser.
Das Zelt mit dem großen Roten Kreuz darauf war mit einer kompletten Krankenstation ausgestattet.
Blut wurde uns abgenommen und jeder Quadratzentimeter unserer Haut untersucht. Die Flächen mit den verschiedenen Sonnenbränden wurden mit Salben eingerieben. Wir bekamen Antibiotika und Aufbaupräparate gespritzt.
Mit einem geräumigen Wasserflugzeug wurden wir ausgeflogen und konnten nur noch einen kurzen Blick auf unsere blaue Lagune werfen. Am Strand waren die Soldaten schon wieder dabei, das Material zusammen zu packen.
Von da an sahen wir uns fast nur noch bei offiziellen Anlässen, bei den Presse-Interviews, der großen Feier zu Bens Rettung, die sein Vater gab.
Über Ralph war ich mir endlich klar geworden. Er stand am Flugplatz zwischen den ganzen Presseleuten und wartete auf mich. Gratulierte mir umständlich und hölzern zur Rettung. Die Kameras klickten, nahmen jede unserer Bewegungen auf. Ich zog ihn an mich, als ob ich ihn umarmen wollte und flüsterte ihm ins Ohr: „Lass uns Freunde bleiben!“
Dann schob ich ihn von mir und wendete mich ab.
Ein paar Wochen später, als sich der ganze Rummel endlich gelegt hatte, lag ein altmodischer Brief in meinem Fach in der Uni. Er trug weder Unterschrift, noch Absender. Lediglich ein Satz war in Bens steiler Handschrift enthalten:
Wartest du auf mich, bis ich volljährig bin?