Die Reiterin

Girls beim großen Geschäft, Kacken, Stinker machen. Egal ob dringend oder geplant. Natürlich auch woanders als auf dem Klo ;)
Dreckspatz
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Die Reiterin

Beitrag von Dreckspatz »

Mir ist gestern Abend was passiert, das ich einfach aufschreiben muss, um mich selber immer wieder dran zu erinnern.

Zur Zeit habe ich Urlaub, eigentlich war geplant, den Abend am See ausklingen zu lassen, doch so warm war es dann doch nicht, denn es ging ein recht frisches Lüftchen und so stieg ich früher als geplant auf mein Motorrad, um zurück in die Stadt zu tuckern. Weil es noch zwei Stunden hell sein würde, nahm ich nicht den direkten Weg, sondern fuhr eine kleine Extrameile über eine wirklich schlechte Strasse und kleine Dörfer. Trotz freier Straße kam kein wirklicher Fahrspass auf. Nach dem Herumliegen am See war ich einfach nicht in der Stimmung fürs Motorrad
und die vielen Schlaglöcher taten ihr Übriges. Links an der Straße war ein richtig großer Hof und davor standen einige Autos. Ich beschloss, mich dazuzustellen und noch ein bisschen über die Felder zu spazieren. Es war ein Reiterhof, wie sich bald an den vielen Pferdeäpfeln und dem typischen Stallgeruch herausstellte. Die Autos gehörten demnach wohl den Reiterinnen und Reitern.

Hinter dem Hof lagen die für Bayern typischen kleinen Felder. Jede Menge goldgelbes Getreide wartete auf die Mahd, der Mais war schon mannshoch, die Kartoffeln würden sicher noch länger brauchen. Hinter diesem ganzen Idyll war in etwa 2 km Entfernung ein Wald zu sehen. Ein kurzer Blick auf GoogleMaps machte klar, dass die Feldwege im Zickzack dorthin führen, zwischen Wald und Feldern ein kleiner Bach liegt und der Wald selbst ziemlich viele Lichtungen hat. Ich entschied, dass das genau die richtige Route für einen Spaziergang wäre. Den Helm schloss ich am Bike fest und packte die Motorradjacke in den Rucksack. Beim Gang über die Felder stellte ich bald fest, dass hier kein Lüftchen ging und es in der Abendsonne warm, fast schon heiß war. Glücklicherweise war außer mir niemand zu sehen, so lüftete ich immer wieder das Shirt hoch und runter, um nicht zu sehr ins Schwitzen zu kommen.

Als ich an der kleinen Brücke am Waldrand ankam, kam mir von der anderen Seite eine Reiterin auf einem richtig großen dunklen, fast schwarzem Pferd entgegen. Mit so einer Dampfwalze von Tier wollte ich mich nicht anlegen und ließ ihr den Vor(t)ritt. Zumal sie ausgesprochen hübsch war, vielleicht 25 Jahre alt, das lange blonde Haar zu einem nach hinten abstehenden Pferdeschwanz gebunden, gertenschlank und passend zum Pferd ganz dunkel gekleidet. Lange schwarze und glänzende Stiefel, eine dunkle Reithose, die etwas speckig glänzte und ein ärmelloses Top, ebenfalls in schwarz, das ihre gebräunten Oberarme gut zur Geltung brachte. Ich lächelte sie an und sagte „Hallo“, das sie mit einem „Hey“ quittierte. Als sie vorrüberritt, roch ich ihr Pferd deutlich, es muss wohl eine längere Runde gewesen sein, so verschwitzt glitzerte das Tier im Gegenlicht und auch ihre Oberarme glänzten. Kein Wunder, ganz in schwarz und das bei der Sonne…

Als ich halb auf der Brücke war, hörte ich hinter mir ein „Entschuldigung?“ ich drehte mich um, und sie sah mich von oben herab an. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder etwas sagte: „ähm… könntest du… Sie… kurz auf mein Pferd aufpassen?“ Ich war völlig perplex, was sollte ich? Auf ihr Pferd aufpassen? Das ergab keinen Sinn… mehr als ein „Ähhh“ brachte ich nicht heraus. Sie merkte wohl, dass ihr Wunsch mehr Erläuterung braucht und sagte nach einer weiteren Gesprächspause: „ich… bis zum Stall ist es noch ziemlich weit und ich muss mal kurz für kleine Mädchen“.

Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich recht gehört habe. Ich muss sie angesehen haben wie einen Alien. Aber in dem Moment schwang sie sich schon aus dem Sattel. Ich hatte es vorher nicht einschätzen können, weil sie auf dem Pferd so klein wirkte, aber auf dem Boden angekommen sah ich, dass sie bestimmt 1,70 groß sein musste. Inzwischen hatte ich die Sprache wiedergefunden: „ja schon, aber ich weiß nicht, ob ich das kann?!“. „Keine Angst, er ist ganz lieb. Du… Sie müssen nur die Zügel halten und falls er nervös wird, beruhigend mit ihm sprechen.“ „Ok“, sagte ich und sie drückte mir die Zügel in die Hand und joggte über die Brücke zurück Richtung Wald und noch in Sichtweite links ab in eine Art Waldpfad und war außer Sicht.

Da stand ich jetzt. Ein riesiges Pferd an der Leine, aber keine Ahnung davon, wie man mit solchen Tieren umgeht. Alles was ich noch aus dem Biounterricht wusste, war, dass Pferde Fluchttiere sind. Kein Zweifel, sollte irgendwas oder irgendwer dieses Tier erschrecken, wäre ich Passagier. Andererseits war hier außer uns beiden kein Mensch weit und breit zu sehen und Wölfe würden eher auch nicht aus dem Wald kommen. Die zwei Minuten würde es schon gut gehen, zumal sich das Pferd für mich gar nicht interessierte, sondern sich gleich dem Gras am Wegesrand widmete und mit einem kraftvollen „Rrrratsch“ Büschel um Büschel pflückte.

Es wurden keine zwei Minuten, es wurden drei, vier, fünf… vielleicht kam es mir auch nur so vor, aber ich fragte mich langsam, wo die schöne Reiterin bleibe. Ich hatte sogar Zeit, mich zu fragen, warum sie das Pferd nicht einfach an einen Baum gebunden hat um zu pinkeln. Aber dann verglich ich die Länge der Zügel und stellte fest, dass diese wohl einfach nicht lang genug sein dürften. Jedenfalls wurde ich unruhig. Entweder die Gute verarschte mich hier gewaltig, oder ist so tief in den Wald gegangen, um ja nicht beim Pinkeln entdeckt zu werden (wofür es keinen Grund gab in dieser menschenleeren Gegend), oder Reithosen sind besonders kompliziert zu öffnen, was ich mir auch nicht vorstellen konnte. Letztendlich malte ich mir uns, dass sie vielleicht ihren Tampon wechseln muss oder - das wagte ich kaum zu denken - mehr als „für kleine Mädchen“ musste.

Nach einer gefühlten Ewigkeit tauchte sie endlich wieder aus dem selben Waldpfad auf, in den sie verschwunden war und ging hastig in meine Richtung. „Danke… das wäre fast in die Hose gegangen“, sagte sie. Ich wusste immer noch nicht recht, wie ich mit der Situation umgehen sollte und sagte nur „gerne“ und reichte ihr die Zügel. Inzwischen war der Glanz auf ihren Oberarmen verschwunden, doch als sie sich artistisch mit einem Ruck auf ihr Pferd schwang (wow, dass das geht, das waren locker 2 Meter), bekam ich eine Brise ihres Parfums ab. Ja, sie musste lange im Sattel gesessen haben, denn zu dem süßlichen Geruch des Pferdes mischte sich etwas würzigeres Aroma. Inzwischen waren ihre mit Matsch verschmierten Stiefelspitzen ungefähr auf der Höhe meines Gesichts und ich schaute nach oben. Sie lächelte nochmal kurz und sagte „schönen Abend noch!“ und ich antwortete wieder nicht besonders eloquent: „danke, euch auch“. Euch auch… was für ein Blödsinn. Als ob ich davon ausgehe, dass sie mit dem Pferd zum Dinner oder in die Oper geht… hoffentlich hielt sie mich nicht für so blöd, wie ich mich gerade fühlte.

Scheinbar nicht, als ich wieder halbwegs klar denken konnte, sah ich sie schon 50 Meter weiter davontraben. Ich schlenderte über die Brücke und versicherte mich nochmal, dass sie nicht umkehrte. Eigentlich mache ich sowas nicht, aber diesmal wollte ich einfach wissen, was da so lange gedauert hat. Ich ging also zu dem Waldweg und fand ein ziemlich matschiges Weglein vor. Klar, es hat genug geregnet die letzten Tage. Auf dem Pfad zeichneten sich unzählige Hufspuren und zwei Fußabdrücke in jede Richtung ab. Das mussten ihre sein, kein Zweifel, zumal sie von der Größe her eher zu Frauenschuhen passten und das typische Abdruckmuster auch „Stiefel mit kleinem Absatz“ sagte und nicht etwa „Sportschuh“ oder „Trekkingsandale“. Ich würde also nur den Spuren folgen müssen. Keine 20 Meter weiter hörten die Spuren plötzlich auf bzw. machten kehrt und führten zurück. Hier musste also der Ort sein. Rechts vom Weg war eine große Fichte (oder Tanne, was mit Nadeln jedenfalls), die ich umrundete und traute meinen Augen kaum: zwei Würste, die längere locker 30cm lagen da zwischen saftig grünen Waldblumen, die schon etwas welk, aber immer noch weiß blühten. Kein Tempo weit und breit zu sehen… ich betrachtete das Werk und merkte, wie mein Kopfkino einsetzte… Ritt sie jetzt mit Bremsspur in der Unterhose nach Hause? Oder war abwischen gar nicht nötig, wie die glatte Oberfläche ihrer Hinterlassenschaft vermuten lies?

Mit allerlei Gedanken machte ich mich auf den Weg zurück zum Motorrad und hoffte, sie vielleicht am Stall nochmal zu sehen. Andererseits würde ich sie auf keinen Fall darauf ansprechen, es wäre ihr sicher unangenehm und falls sie nicht zufällig in diesem Forum liest, bleibt das meine gut gehütete Erinnerung.

Edit: Ich habe das Bild inzwischen gelöscht. Wie alles Schöne wird auch die Wurst irgendwann alt :)
Zuletzt geändert von Dreckspatz am 17 Okt 2023, 20:21, insgesamt 7-mal geändert.
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bluemoon
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Re: Die Reiterin

Beitrag von bluemoon »

Sehr schöne Beschreibung, danke! Und dann noch ein Foto als Krönung... Kann man sich richtig reinversetzen. Macht Lust, sich ein Motorrad und/oder Pferd anzuschaffen ;)
Dreckspatz
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Re: Die Reiterin

Beitrag von Dreckspatz »

Danke :) die Bildqualität ist leider nicht besonders. Ich musste mit Blitz fotografieren, weil es schon etwas dunkler war in Wald… die Wurst kommt gut raus, meine Hand daneben ist leider überbelichtet… auf jeden Fall werd ich da jetzt öfter anhalten… auch wenn das vermutlich nie wieder in meinem Leben passieren wird :(
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bluemoon
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Re: Die Reiterin

Beitrag von bluemoon »

macht nichts - am foto sieht man auf jeden fall die farbe und die konsistenz/form etc. das ist doch schonmal gut :)
Gelöschter Benutzer 4888

Re: Die Reiterin

Beitrag von Gelöschter Benutzer 4888 »

sehr gut geschrieben!
Deleted User 13906

Re: Die Reiterin

Beitrag von Deleted User 13906 »

echt zwei gut geformte Prachtexemplare!
scatvoyeur
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Re: Die Reiterin

Beitrag von scatvoyeur »

Hallo Dreckspatz,

Kann ich dir glauben dass du erstmal etwas perplex und überfordert mit dem Pferd warst. Aber das Ergebnis und das warum hat es doch dann sehr entschädigt ;) Da würde man doch öfter ihr Pferd mal beaufsichtigen :)

Sehr schön beschrieben dein Erlebnis und das Bild ist trotz der Qualität echt schön.
Zuletzt geändert von scatvoyeur am 11 Aug 2021, 10:01, insgesamt 1-mal geändert.
Tomalak2
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Re: Die Reiterin

Beitrag von Tomalak2 »

Sehr schönes Erlebnis, und noch schöner in Worte gepackt.
Die Art Deiner Beschreibung war zum Nachfühlen der Situation und auch Deiner Reaktionen richtig toll, und gleichzeitig zum Schmunzeln ob Deiner Perplexität, wie Du innerhalb weniger Sekunden auf einmal einen hunderte kg schweren Gefährten bekommst.

Danke für den Bericht.
Ka580
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Re: Die Reiterin

Beitrag von Ka580 »

Danke dir, für dieses tolle Erlebnis, dass du uns berichtet hast.
Wirklich eine verrückte Situation... Mehr als als stottern hätte ich wahrscheinlich nicht rausgebracht :lol:

Ich ebenfalls Motorradfahrer, die linke Hand zum Gruße
Gelöschter Benutzer 13180

Re: Die Reiterin

Beitrag von Gelöschter Benutzer 13180 »

Ich finde auch, eine schöne Geschichte.
Meine {Sport-} Freundin ist ebenfalls Reiterin, und ich habe auch großen Respekt vor Pferden. Wenn ich mal so einen Hengst an der Leine habe, denke ich mir, was machst du, wenn der mal woanders hin will als ich. Ich bin definitiv der Schwächere...
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